Im Garten ihres großzügigen Landhauses plant Madame Claire (Catherine Deneuve) einen Flohmarkt mit ihren sehr wertvollen Besitztümern.
Catherine Deneuve brilliert in einem surreal angehauchten Lebensbilanz-Drama, das wie eine natürliche Fortsetzung einiger ihrer größten Leinwand-Erfolge wirkt.

Der Flohmarkt von Madame Claire

KINOSTART: 02.05.2019 • Tragikomödie • F (2018) • 94 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
La dernière folie de Claire Darling
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
F
Laufzeit
94 Minuten

Filmkritik

Gespenstisches Drama um Schuld und Erlösung
Von Andreas Günther

In "Der Flohmarkt von Madame Claire" zieht eine Frau Bilanz über ihr Leben. Auch für Hauptdarstellerin Catherine Deneuve ist der Film so etwas wie ein Rückblick – auf eine bewegte Karriere.

Was verschwindet, kehrt irgendwann zurück. Die Literaturverfilmung "Der Flohmarkt von Madame Claire" hat das zum Prinzip erhoben – unentrinnbar, peinigend und doch auch befreiend. Unter den Besitztümern, die Claire Darling (Catherine Deneuve) im Garten ihres herrschaftlichen Hauses feilbietet, befinden sich nicht zuletzt Automaten, äußerst hochwertiges Kinderspielzeug aus dem vorletzten Jahrhundert. Eine der Mechaniken besteht aus einem Mann, der hinter einem Fächer verbirgt, dass sein Kopf gerade in seinen Körper hinabsteigt. Aus einer Kiste neben ihm taucht das Haupt wieder auf. So sind die Erinnerungen, von denen dieses gespenstische Drama um Schuld und Erlösung handelt – bald zauberhaft, bald makaber oder beides zugleich.

Anfangs ist Claire noch verwirrt darüber, dass die Jungs, die ihre Sachen für den Verkauf aus dem Haus tragen, ihrem Sohn und dessen Freund ähneln. Doch sie gewöhnt sich daran, dass eine ruhelose Vergangenheit sich in der Gegenwart breitmacht. Glücklich und resigniert zugleich dreht die ältere Dame aus dem Großbürgertum in einer symbolischen Szene auf einem Volksfest mit dem Autoscooter ihre Runden. Ihre Tochter Marie (Chiara Mastroianni, die Tochter von Deneuve und Marcello Mastroianni) ist dagegen beunruhigt, als sie auf dem Weg zu ihrer Mutter im Kreisverkehr auf Abzweigungen in ihre eigene Biografie stößt.

Den Flohmarkt initiiert Claire, weil sie tief davon überzeugt ist, dass ihr Tod unmittelbar bevorsteht. Sie will sich von allem trennen, was ihr bisher gehört hat. Ein Pappschild genügt, und Scharen von Schnäppchenjäger fallen über die Empire-Kommoden, die Gemälde und die alten Bücher her. Alles ist zum Spottpreis zu haben. Eine Antiquitätenhändlerin aus der Umgebung ist alarmiert und hat viel zu tun, zumindest die wertvollsten Stücke zurückzukaufen. Vor allem aber erzählt sie ihrer Freundin Marie von der Verrücktheit ihrer Mutter.

Für die etwa Vierzigjährige ist es eine unangenehme Rückkehr. Mit ihrer Mutter versteht sie sich schon lange nicht mehr. Verbittert entdeckt sie in einer Schublade die von ihr geschriebenen Briefe ungeöffnet. Die Begegnung mit dem Kindheits- und Jugendfreund Amir (Samir Guesmi) ruft Erinnerungen an das tragische Ende ihres Bruders wach. Und ist ihr Vater nicht gestorben, weil Claire (als junge Frau verkörpert von Alice Taglioni) damals keinen Rettungswagen gerufen hat? So wenig wie alte Möbel lassen sich Erinnerungen leicht loswerden.

Die US-amerikanische Autorin Lynda Rutledge zeigte sich erstaunt, dass eine französische Filmfirma in Cannes die Rechte an ihrem ersten Roman "Faith Bass Darling's Last Garage Sale" erworben hat. Doch die Verlegung der Handlung von Waco, Texas nach Verderonne in Nordfrankreich gelingt makellos. Das liegt in erster Linie an Catherine Deneuve, die sich auf absolut vertrautem Terrain wiederfinden und entsprechend glänzt.

"Der Flohmarkt von Madame Claire" hat mit seinem Nebeneinander von Realität und Fantasie genau jenen Zug ins Surreale, mit dem die Deneuve seit Jahrzehnten reüssiert – von "Belle de Jour" und "Die letzte Metro" bis hin zu "Die wiedergefundene Zeit" und "8 Frauen". Die Erfahrungen einer großen Schauspielerin aus ihren besten Werken werden zum Nährstoff eines überaus intensiven neuen Films.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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