Neu bei Netflix

"Die Einkreisung": Starker Daniel Brühl in solider Serie

von Amelie Heinz
Die Serie "The Assassination of Gianni Versace" ist am 29. Januar 2018 bei Sky gestartet und handelt von der Ermordung des Modedesigners Gianni Versace im Jahr 1997. Mit dabei: Penelope Cruz als Donatella Versace.
BILDERGALERIE
Die Serie "The Assassination of Gianni Versace" ist am 29. Januar 2018 bei Sky gestartet und handelt von der Ermordung des Modedesigners Gianni Versace im Jahr 1997. Mit dabei: Penelope Cruz als Donatella Versace.  Fotoquelle: obs/Sky Deutschland

New York City, 1896: Wir befinden uns mitten im sogenannten "Vergoldeten Zeitalter". Gemeint ist damit eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in den USA, in der Männer wie Rockefeller immer reicher und reicher wurden und Millionen Immigranten aus Europa in den Staaten ihr Glück versuchten. Während die eine Hälfte der Gesellschaft im "Gilded Age", der Begriff wurde von Autor Mark Twain geprägt, ihren neugewonnen Reichtum zelebrierte, siechte die andere Hälfte vor allem in den dreckigen Slums von New York vor sich hin. New York war eine Stadt der Widersprüche. Und genau diese Widersprüche stehen im Zentrum der opulenten Thrillerserie "Die Einkreisung", die ab 19. April auf Netflix zu sehen ist.

Gleich vorweg: "Die Einkreisung" ist nichts für schwache Mägen. Wer eine Aversion gegen allzu deutliche Aufnahmen von verstümmelten Leichen hegt, wird kein Fan der zehn Episoden werden, denn der Zuschauer folgt Dr. Laszlo Kreizler (Daniel Brühl) durch New York auf der Suche nach einem psychisch gestörten Serienkiller. Immer wieder werden dessen Opfer in schaurig schönen Bildern gezeigt, Dr. Laszlo Kreizler sagt gar zu seinem Kollegen, dem Zeitungsillustrator John Moore (Luke Evans), dass dessen Zeichnung eines toten Jungen wertlos sei, denn er habe diesen nicht originalgetreu, sondern wie einen heiligen Märtyrer in einem Renaissance-Gemälde dargestellt. Man hat hier also einmal mehr eine Serie, die das Eklige visuell ansprechend inszeniert. Neu ist das nicht, "Hannibal" oder "American Gods" haben vorgemacht, wie das funktionieren kann.

Spannend, aber recht simpel

Auch ansonsten wirkt vieles an der Adaption des gleichnamigen Romans von Caleb Carr aus dem Jahr 1994 ein wenig so, als hätte es vor zehn Jahren mächtig einschlagen können. In der Post-"Game of Thrones"-Ära dümpelt die Produktion, die im Englischen "The Alienist" (veraltet, auf Deutsch: "Irrenarzt") heißt, eher im Bereich des Gewöhnlichen umher. Die Story des Doktors, der versucht, einen brutalen Kindsmörder zu fassen, ist zwar spannend, doch auch recht simpel.

Schauspielerisch ist die Thrillerserie dagegen großartig. Daniel Brühl darf auf internationaler Bühne einmal mehr beweisen, dass er als deutsches Aushängeschild einen guten Job macht, auch Dakota Fanning spielt die Sekretärin, die in der Polizeistation tätig ist und heimlich mit Dr. Laszlo Kreizler zusammenarbeitet, recht vielschichtig. Doch die heimliche Hauptdarstellerin von "Die Einkreisung" ist wohl die Stadt New York, auch wenn die meisten Bilder in Budapest entstanden. Gezeigt wird eine Stadt, in der Arm und Reich nah beieinander liegen, in der die Reichen fürstlich leben und das Leben eines armen Menschen keinen Pfifferling wert ist. New York ist eine Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten, jedenfalls für manche.

Doch auch die opulenten Bilder und die gute Besetzung können das eher gewöhnlich gestrickte Drehbuch nicht wettmachen. Man hat das Gefühl, als wäre das alles schon einmal dagewesen, und so ist "Die Einkreisung" zwar solide Unterhaltung, aber eben auch nicht mehr als das.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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