Casting-Show bei ProSieben und SAT.1

"The Voice": Darum will keiner in Mark Forsters Team

23.10.2017, 11.53 Uhr
von Lena Völkening

Wir alle kennen das. Man ist in einer neuen Schulklasse. Und weil alles so neu ist und man die Leute noch nicht so richtig kennt, verhält man sich erst einmal unauffällig und lässt die anderen reden. Irgendwann kommt man aus seinem Schneckenhäuschen heraus. Deshalb sei es Mark Forster, dem Neuling bei The Voice of Germany, auch verziehen, dass er zum Auftakt der siebten Staffel noch nicht so richtig in die Puschen kam. Doch auch am Sonntag im zweiten Teil der Blind Auditions schaffte es der Popstar nicht, mehr als eine Sängerin in sein Team zu locken.

Und die ist auch noch kein Neuling auf der großen Bühne und schon einmal wieder in der Versenkung verschwunden: Die 34-jährige Katy Winter mit den rosafarbenen Haaren kennen die Schweizer bereits seit dem Jahr 2003. Da machte die Sängerin aus Basel bei der Castingshow "Rising Star" mit und begann eine neunjährige Beziehung mit einem ihrer Konkurrenten, dem Mundart-Sänger Baschi. Baschi ist noch heute in der Schweiz ein Star, Katy Winter ist es nicht mehr. Dafür gibt ihr nun also Mark Forster eine zweite Chance. Der neue Juror, der zuvor bei The Voice Kids auch nicht gewann, beweist zum Staffelstart kein glückliches Händchen.

Schon sechs Sänger sind im Team von Samu Haber

Denn während ihm ein Sänger nach dem anderen durch die Lappen ging, lümmelte Forster in seinem roten Sessel herum und sagte wenig überzeugende Sätze wie: "Ich möchte gerne mit dir irgendwo hingehen, wo Gefühle zu Hause sind." Angesichts eines derart unmotivierten Kasper-Konkurrenten war es ein Leichtes für den blonden Charmebolzen Samu Haber, Gesangstalente wie die 21-jährige Natia Todua für sein mittlerweile sechsköpfiges Team zu gewinnen.

Die Georgierin marschierte in einem bunten Flatterkleid, Federohrringen und hoch aufgetürmten Dreadlocks auf die Bühne und sang mit so kratziger, souliger Stimme "I Put A Spell On You" von Annie Lennox, als hätte sie schon 60 Jahre auf dem Buckel. Überhaupt ist diese Frau eine Erscheinung. Im Hippie-Look posiert sie auf ihren öffentlichen Fotos auf Facebook für ihre Fans, man sieht sie auf Bühnen performen.

Krieg in Georgien: Die Kindheit von Natia Todua

Todua ist erst im August dieses Jahres als Au Pair aus Georgien nach Deutschland gekommen und spricht jetzt schon besser Deutsch als der Finne Samu Haber. In Georgien, sagt sie, hat sie im Krieg eine schlimme Zeit gehabt. Sie meint damit den Kaukasuskrieg im August 2008, da war die Sängerin 12 Jahre alt. Rund 20.000 Zivilisten sind damals innerhalb Georgiens und 24.000 nach Russland geflohen. Hunderte starben. Noch heute erkennt Georgien die Unabhängigkeit der Provinzen Südossetien und Abchasien nicht an, deren Streben nach Unabhängigkeit einer der Auslöser des Konfliktes war.

Mit dem Hippie Natia Todua, dem frisch verlobten Michael Kutscha und Georgia Loui, die während ihres Songs hinter einem weißen Vorhang versteckt wurde, hat Samu nunmehr insgesamt sechs starke Sänger hinter sich vereint. Einen ganz anderen Fokus scheinen die Fantas Michi und Smudo zu legen – oder sind es die Kandidaten, die sich das passende Team aussuchen? Nach der exzentrischen Travestie-Künstlerin Jade Pearl Baker entschied sich im zweiten Teil der Blind Auditions die erst unscheinbare und dann überraschend starke Meike Hammerschmidt für das Team der Fantas.

Für Sängerinnen wie Meike ist diese Show gemacht

Man kann jetzt lange diskutieren, was im Musikbusiness falsch läuft, dass Sängerinnen wie Meike Hammerschmidt nicht berühmt werden, wenn sie nicht in einer Castingshow wie The Voice of Germany landen. Tatsache aber ist, dass nur wenige Frauen, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, auf Bühnen singen dürfen – und sei ihre Stimme noch so schön, ungewöhnlich und bewegend. Und das heißt: Wer singen will, muss sehr, sehr dünn sein. Die großartige Adele ist eine Ausnahme, Beth Ditto auch. Meike Hammerschmidt ist eher pummelig als dünn und hat sich immerhin auf die Bühne dieser Castingshow getraut, und das war eine gute Entscheidung.

Die 27-Jährige stand zwar noch etwas unsicher vor dem großen Publikum, sang aber dafür umso grandioser. Und dann auch noch "I'm Just A Girl" von No Doubt, mal laut und dreckig, mal lasziv und dann wieder rockig. "Ich hab' das schon öfter gehabt, dass die Leute sagen: Das kann ja nichts werden", sagte Hammerschmidt vor ihrem Auftritt. Wie haben sich diese Leute geirrt!

Noch ein alter Hase im Team von Yvonne Catterfeld

Solide bis langweilig aufgestellt ist weiterhin das Team von Yvonne Catterfeld mit mittlerweile vier Sängern. Sie gewann am Sonntag den Kanadier David Blair für sich, der es tatsächlich wagte, am Klavier eine interessante Version von "As Long As You Love Me" von den Backstreet Boys zu performen. Dazu gesellte sich der Schweizer Robin Portmann – der übrigens auch schon ein alter Hase im Castingshow-Business ist. 2014 trat Portmann bei The Voice of Switzerland an, schied aber noch vor der letzten Runde aus. Deutschland scheint eine gute Idee für eine zweite Chance zu sein.

Ähnlich wie Mark Forster gab sich auch Yvonne Catterfeld am Sonntag wieder wählerisch. Mal schwebte ihre Hand unerträglich lange über dem roten Buzzer, um dann doch im letzten Moment wieder davon abzulassen. Vielleicht greift sie ja am nächsten Donnerstag beherzter zu – Catterfeld und Forster brauchen schließlich noch einige Sänger zur Verstärkung für ihr Team. Am 26. Oktober 2017 geht es um 20.15 Uhr auf ProSieben weiter mit dem dritten Teil der Blind Auditions.

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