Es geht um einen Kannibalen

"Dahmer": Warum diese Netflix-Serie kontrovers diskutiert wird

27.09.2022, 16.09 Uhr
Hauptdarsteller Evan Peters ließ sich völlig auf seine "Dahmer"-Rolle ein.
Hauptdarsteller Evan Peters ließ sich völlig auf seine "Dahmer"-Rolle ein.  Fotoquelle: 2022 Netflix, Inc.

Die Serie "Dahmer" führt gerade die Top-10 der Netflix-Serien in Deutschland an. Doch es gibt viel Kritik – denn jener Dahmer war ein Serienmörder mit kannibalistischen Tendenzen.

Mit "Dahmer - Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer" scheint Netflix seinen nächsten großen Hit gelandet zu haben. In sehr vielen Ländern führt "Dahmer" gerade die Top 10 der meistgestreamten Serien an - darunter auch in Deutschland und den USA.

Im Mittelpunkt der True-Crime-Serie steht Jeffrey Dahmer (1960-1994), einer der berüchtigtsten Serienkiller des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1978 und 1991 missbrauchte und ermordete er mindestens 17 junge Männer. An manchen Opfern nahm er kannibalistische Handlungen vor. 1994 erschlug ihn ein Mithäftling im Gefängnis, wo er eine mehrfach lebenslange Haftstrafe absaß. Trotz einer diagnostizierten Borderline-Störung hielten ihn Gerichtsgutachter für zurechnungsfähig.

"Dahmer" erzählt die Morde aus der Sicht des "Milwaukee Monsters", wie die Presse den Serientäter betitelte. Aber auch die Perspektive der Opfer spielt eine Rolle. Nebenbei handelt "Dahmer" aber auch von der Unfähigkeit der Polizei - und von strukturellem Rassismus in den USA. Der Großteil von Dahmers Opfern waren Afroamerikaner, die von den Behörden angeblich oft nicht ernst genommen wurden. So eskortierten Polizisten ein geflüchtetes Opfer zurück in Dahmers Appartement.

Ryan Murphy (56) ist das Mastermind hinter "Dahmer - Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer". Der Produzent hinter Erfolgsserien wie "American Horror Story" oder "Glee" hat sich schon mit "American Crime Story" als Spezialist für True-Crime-Formate bewährt. Die Titelrolle verkörpert Murphys Stammschauspieler Evan Peters (35), der in fast allen Staffeln von "American Horror Story" dabei war.

Auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Richard Jenkins (75, "Six Feet Under") spielt Dahmers Vater Lionel. Seine Stiefmutter Shari verkörpert Molly Ringwald (54), Teenie-Idol der 80er-Jahre ("The Breakfast Club"). Die Musik zur Serie stammt von Nick Cave (65) und seinem langjährigen "Bad Seeds"-Bandmitglied Warren Ellis (57).

"Es ist immer und immer wieder traumatisierend"

Die Kritiker haben "Dahmer" bisher gespalten aufgenommen. Auf der Bewertungssammelseite "Rotten Tomatoes" wird die Serie nur zu 46 Prozent für gut befunden. Kayla Cobb von "Decider" etwa lobt die Serie dafür, dass sie die drohende Glorifizierung eines Mörders vermeide und stattdessen systemisches Versagen in den Mittelpunkt stelle. Caroline Framke von "Variety" hält dagegen. Sie bescheinigt der Inszenierung eine Tendenz zur Ausbeutung der Taten. Die Serie verhebe sich bei dem Versuch, gleichzeitig ein Psychogramm eines Mörders und die Studie seines sozialen Umfeldes zu sein. Bei den Zuschauern kommt "Dahmer" hingegen gut an. Sie bewerteten die Serie bei "Rotten Tomatoes" zu 86 Prozent positiv.

Kritik an dem Format kommt von den Angehörigen eines Opfers. "Meine Familie (die Isbells) ist stinksauer über diese Serie", schreibt ein Verwandter des ermordeten Errol Lindsey bei "Twitter". "Es ist immer und immer wieder traumatisierend, und wozu? Wie viele Filme/Sendungen/Dokumentationen brauchen wir noch?". Seine Cousine Rita Isbell war die Schwester von Errol Lindsey.

Die Serie stellt Rita Isbells Zeugenaussage bei der Gerichtsverhandlung nach. Dabei ging sie im Gerichtssaal auf Jeffrey Dahmer los und wurde von Gerichtsdienern zurückgehalten. Auch Isbell hat sich zur Serie geäußert. "Es war, als würde ich alles noch einmal erleben", schreibt sie bei "Insider". "Es brachte all die Emotionen zurück, die ich damals empfunden habe".


Quelle: Spot on news (smi/spot)

Das könnte Sie auch interessieren