Der Junge und sein Hund: Vincent Göhre ist ein
Lichtblick im Bremer Tatort

Tatort

KINOSTART: 25.05.2012 • Krimi • Deutschland (2012) • 150 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Tatort Gutfleischstraße
Produktionsdatum
2012
Produktionsland
Deutschland
Laufzeit
150 Minuten

Ein Tankstellenbesitzer liegt erschossen in seinem Verkaufsraum. Hauptkommissarin Inga Lürsen und ihr Kollege Stedefreund wissen schnell, dass es sich hier um keinen Raubmord handelt, denn in der Kasse befindet sich ein hoher Geldbetrag. Zudem hat der Täter dem Toten post mortem die Augen geschlossen. Zum Erstaunen der Kommissare wirkt die Familie des Opfers sehr gefasst. Hat sie etwas mit dem Mord zu tun? Auch der 16-jährige Max, der das Opfer gefunden hat, verstrickt sich zunehmend in Widersprüche. Und warum hat seine Mutter bloß solche Panik? Die Kommissare geraten bei ihren Ermittlungen tiefer in Familiengeheimnisse als ihnen lieb ist ...

Am Ende haben wir doch etwas gelernt aus dem Tatort, mit dem uns Radio Bremen ­beglückt. Wir haben gelernt, wie eine geisteskranke Frau zu entsorgen wäre: Man ­setze sie an einer Autobahn-­Toilette aus und schiebe ihr einen Unfall in die Schuhe. Das klingt nicht nur unappetitlich, es ist es auch, und doch handelt es sich um eine der wenigen flüssig erzählten Episoden in diesem Trum von einem Tatort (Buch und Regie Claudia Prietzel und Peter Henning). Es sind die Bilder, die mehr als tausend Worte verraten: Hier findet nichts ins Lot. Flugzeuge steigen sinnlos auf; die Ermittler werden durch das Schiebedach ihres Dienstwagens gefilmt. Momentaufnahmen, an denen die ­Kamera Freude hat und die sich über quälende 90 Minuten zu einem schwammigen Als-Ob bündeln. Was unheimlich wirken soll, ängstigt nicht. Was Schizophrenie sein soll, wird dreist zur Schau gestellt. Weil ständig Ameisen durchs Bild krabbeln, überkommt den Zuschauer ein Jucken, das ihn zur Fernbedienung greifen lässt: Nur raus aus diesem Dilettantentheater! Sabine Postel, die altgediente Kommissarin, löst den Fall am Schreibtisch, nachdem sie die zu einem Bleistiftgebiet angewachsenen ­Notizen der Geisteskranken durchforstet hat. Die Erkenntnis ist schlüssig wie ein Doppelknoten und hört sich ungefähr so an: Hier steht Achmet und da noch mal, und da und da – er muss es gewesen sein! dh

Foto: Radio Bremen/Jörg Landsberg

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