13.02.2018 Digitales Leben

Der akustische Fingerabdruck fürs Ohr

Von Tina Zeinlinger
Personalisiertes Hören: Die Mimi-Apps erstellen ein Benutzerprofil und passen die Musik individuell an.
Personalisiertes Hören: Die Mimi-Apps erstellen ein Benutzerprofil und passen die Musik individuell an. Fotoquelle: Mimi Hearing

Wer unter einem Hörschaden leidet, empfindet Musik nie mehr so wie früher. Oder doch? Neueste Technologien versprechen die Rückkehr verloren geglaubter Frequenzen.

Von nachlassendem Hörvermögen sind Jung und Alt fast gleichermaßen betroffen, denn bereits ab dem 25. Lebensjahr hören auch gesunde Menschen jedes Jahr ein bisschen schlechter. Hinzu kommt, dass heute schon jeder siebte Jugendliche sein Gehör durch zu lautes Musikhören irreparabel geschädigt hat.

Henrik Matthies hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hörprobleme dieser Menschen zu überwinden. "So wie Brillen jedem helfen, der nicht mehr perfekt sehen kann, wollen wir mithilfe unserer Technologie auch Musik und Sound für jeden individuell so aufbereiten, dass er oder sie bestmöglich hören kann", sagt der Geschäftsführer von "Mimi Hearing Technologies".

Den Weg zum perfekten Klangerlebnis wollte das Start-up seinen Kunden so einfach wie möglich gestalten: Zwei kostenlose Apps, "Mimi Music" und "Mimi Test", die sowohl für Android- als auch Apple-Handys konzipiert sind, haben Matthies und sein Team auf den Markt gebracht und somit jedem Smartphone-Besitzer ihre "Mimi-Technologie" zugänglich gemacht.

Verlorene Frequenzen ausgleichen

"Mimi Test ist ein medizinischer, CE-zertifizierter Hörtest, der die Stärken und Schwächen im Hörvermögen des Benutzers austestet und am Ende ein persönliches Hörprofil – den 'Mimi Earprint' – erstellt", erklärt Henrik Matthies. "Die Mimi-Music-App greift dann auf die Testergebnisse zurück und passt die Musik auf dem Smartphone genau so an, dass auch verloren gegangene Frequenzen wieder wahrgenommen werden können."

Bereits eine Million Nutzer weltweit lassen sich täglich ihre Musik "mimifizieren". Aufgrund des großen internationalen Interesses wurde "Mimi" mittlerweile in 15 verschiedene Sprachen übersetzt. "Der große Vorteil von Mimi ist, dass wir ein Produkt haben, das der Endverbraucher versteht", so Matthies. "In unsere Technik muss man sich nicht erst hineindenken, man weiß sofort, was man davon hat."

Kopfhörer mit Mimi-Technologie

Doch für die technische Umsetzung von Mimi hat das Berliner Start-up ordentlich Hirnschmalz aufgewendet: "Unser Mitgründer Dr. Niclas Clark hat über zwölf Jahre an psychoakustischen Algorithmen geforscht, die alle Prozesse, die im Innenohr ablaufen, perfekt nachstellen können", erklärt Matthies. "Im Kern imitiert unsere Technologie also die Funktionsweise eines gesunden Ohres."

Die zwei "Mimi-Apps" waren für CEO Matthies und sein mittlerweile 30-köpfiges Team jedoch nur ein erster Schritt in Richtung "personalisiertes Hören für alle". "Über das Smartphone wollten wir unsere Technologie präsentieren und an den Kunden heranführen", sagt Matthies. "Bald soll jedoch jeder Hersteller, der Audiokomponenten in seine Produkte integriert, die Mimi-Technologie eingebaut haben. Egal ob Smartphone, Auto oder Fernseher – alles, was uns mit Schall versorgt, soll mit unserer Technologie ausgestattet sein, sodass jeder das hören kann, das zu seinem Gehör passt."

Der erste Meilenstein hierfür wurde auf der Internationalen Funkausstellung 2017 (IFA) in Berlin gelegt. Zusammen mit dem Hersteller Beyerdynamic hat Mimi die ersten Kopfhörer mit individualisiertem Klang vorgestellt. Geschäftsführer Henrik Matthies freut sich über die Kooperation: "Dass diese Technologie nun für jeden erhältlich ist, markiert nicht nur einen wichtigen Schritt für Mimi, sondern bringt uns alle näher an eine Welt, in der Hörverlust nicht mehr länger ein Hindernis sein muss."

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