07.11.2017 Buchtipp

Glück auf Schwedisch

Von Florian Blaschke

Als der Rapper Marteria 2014 sein Album "Zum Glück in die Zukunft II" veröffentlichte, fand sich darauf mit "Kids 2" auch ein Stück, das eine ganze Menge über die Generation des 1982 als Marten Laciny geborenen Musikers verriet. Durchaus melancholisch konstatierte er neue Verhaltensweisen. "Saufen und feiern" wolle heute keiner mehr, alle machten Diät, keiner sei mehr Gangster, kurz: "Keiner macht mehr Malle, alle fahren nach Schweden."

Es ist schon was dran, an diesem Stück, und auch an diesem knappen, lakonischen Satz. Seit einigen Jahren scheint es, ganz besonders in Deutschland, eine Sehnsucht nach dem Norden zu geben, nach dem Lebensgefühl von Skandinaviern und Finnen, nach Geborgenheit, Nestwärme und beschaulichem Leben. Derzeit, so scheint es, sehnen sich fast alle Menschen nach ihrem ganz persönlichen Bullerbü.

"Gerade richtig"

Zwei Begriffe haben dabei ganz besonders rasant die Runde gemacht: das dänische "hygge", ein trostspendendes Konzept von Gemütlichkeit und Wohlbefinden, und das aus Schweden kommende "lagom", ein Begriff, für den es so recht keine deutsche Übersetzung geben mag. Umschreiben lässt er sich mit einer Abneigung gegen Extreme, mit einem gesunden Mittelmaß, mit einem "gerade richtig", sei es, was die Temperaturen im Sommer angeht oder die Größe der Köttbullar.

Übertragen lässt sich dieses Lagom nun auf so gut wie alles. Auf Freundschaften ebenso wie auf die Inneneinrichtung, auf die  Work-Life-Balance ebenso wie auf Essen und Trinken, auf die Umwelt ebenso wie auf den eigenen Umgang mit Geld. Doch so leicht das klingt, so schwer ist lagom im Alltag umzusetzen. Kein Wunder also, dass nun gleich zwei Bücher auf Deutsch erschienen sind, die uns dieses Konzept näherbringen und uns helfen wollen, auch in Deutschland "lagom" zu leben.

Eines davon, "In der Mitte liegt das Glück", stammt von der schwedischen Journalistin und Bloggerin Lola Akinmade Åkerström, das andere, "Lagom. Glücklich leben in Balance", von der in Schweden geborenen, aber früh nach Irland ausgewanderten Linnea Dunne.

Glück ist global

Beiden Büchern gemein: das handliche Format und die spielerische, warmherzige Aufmachung. Ebenfalls beiden Büchern gemein: der pragmatische Ansatz, etwas so Emotionales wie lagom dennoch alltagstauglich zu verpacken. Tipps und Anekdoten finden sich ebenso bei beiden Autorinnen, und wo Lola Åkerström mit praktischen Checklisten überzeugt, kann Linnea Dunne mit Rezepten punkten, mit denen man sich Lagom erbacken und erkochen können soll.

Es sind zwei wunderbare Bücher, die auf den ersten Blick Fernweh machen. Auf den zweiten aber verraten sie uns ein Geheimnis: So etwas wie lagom mag typisch schwedisch sein, doch möglich ist es überall. Denn Glück kennt keine Nationen. Glück ist global.

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