"Flucht in die Karpaten"

"Zielfahnder": Ein knallharter Polizeifilm

von Eric Leimann

Ronald Zehrfeld und Ulrike C. Tscharre verkörpern ein Düsseldorfer LKA-Duo, das Schwerkriminelle in entlegene Winkel der Welt verfolgt. Den rumänischen Bösewicht Liviu Caramitru (Dragos Bucur) zum Beispiel, der aus einer Haftanstalt in NRW ausgebüchst ist und gen Osten flieht. Die Beamten nehmen die Verfolgung auf, ein erster Zugriff scheitert. Über Polen flieht der Gesuchte nach Rumänien, eine Spur führt in die Hauptstadt Bukarest. Hier betreten die Deutschen eine für sie fremde Welt. Die rumänischen Kollegen wirken undurchschaubar. Sie könnten ebenso korrupt wie hochanständig sein. Die angenehm raue, sehr physisch inszenierte Action und eine atemlose, flirrende Verunsicherung, die auch den Zuschauer erfasst, zeichnen den bei der Erstausstrahlung im November 2016 von der Kritik hochgelobten TV-Thriller aus.

ARD
Zielfahnder: Flucht in die Karpaten
Kriminalfilm • 01.05.2018 • 20:15 Uhr

Zu Beginn sind Hanna Landauer (Ulrike C. Tscharre) und Sven Schröder (Ronald Zehrfeld) noch in Brasilien, doch ihr Job dort ist bald beendet. Der Auftakt dieses exzellent bebilderten Krimi-Epos (Kamera: Alexander Fischerkoesen, "Tatort: Verbrannt") erinnert ein bisschen an die schmutzige Variante eines James Bond-Films, in der eine Action-Szene am Anfang noch einem alten Fall zuzuordnen ist, der den Helden und seine derzeitige Befindlichkeit aber schon mal in Stellung bringt. Als das taffe Duo mit diversen Lebenswunden wieder daheim in Düsseldorf angekommen ist, geht es bald wieder weiter – nach Rumänien.

Regisseur Dominik Graf und sein Autor Rolf Basedow, gemeinsam schufen sie auch die deutsche Ausnahme-Serie "Im Angesicht des Verbrechens", zeigen den deutschen Polizisten als heimatlosen Nomaden. Es ist erstaunlich, wie wenig die geleckte Fernsehwelt sonstiger ARD-Fernweh-Krimis in diesem spannenden Film auftaucht. Graf und sein Team filmten teilweise ohne Drehgenehmigung in einem Rumänien, das einem fremd und gefährlich vorkommt, aber auch faszinierend und anziehend wirkt. Kein Vergleich zu jenen peinlichen Fernsehkrimis, in denen Deutsche gerne mal Italiener, Katalanen oder Portugiesen spielen – und in denen das Ausland aussieht, als hätte man Darsteller wie Requisiten einfach mal so in Landschaften gestellt, damit sie gemeinsam gut ausschauen.

"Zielfahnder: Flucht in die Karpaten" ist ein knallharter, überlebensgroßer Polizeifilm – ein Genre, in dem sich Graf und Basedow auskennen. Und doch schwingt in dem fast zwei Stunden langen Werk noch etwas anderes mit: ein fast psychedelischer Trip in unbekannte Welten, so wie es Francis Ford Coppola mit "Apocalypse Now" einst vormachte.

Bei seiner Erstausstrahlung im Herbst 2016 zeigte das Krimi-Ausnahmeprodukt der ARD, dass sich Qualität und Quote zur besten Sendezeit keineswegs ausschließen. Mit einem Marktanteil von 16,3 Prozent und über fünf Millionen Zuschauern konnten Macher und Auftraggeber des "Zielfahnders" sehr zufrieden sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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