Ex "Hart aber fair"-Moderator im Podcast

Frank Plasberg wünscht sich mehr unbequeme Themen

11.11.2022, 12.50 Uhr

22 Jahre lang moderierte Frank Plasberg den ARD-Talk "Hart aber fair". Nun sind die hitzigen Diskussionen über Politik und Weltthemen vorbei für den Moderator. Frank Plasberg verlässt die Sendung. In einem Podcast spricht der Talkmeister nun über Probleme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, unbequeme Themen im Programm und wen er am liebsten im Kanzleramt sitzen sehen würde.

Über 22 Jahre lang war Frank Plasberg das Gesicht des ARD-Talks "Hart aber fair", nach 750 Sendungen wird er am kommenden Montag zum letzten Mal die Moderation übernehmen. Im Hauptstadt-Podcast von "The Pioneer" machte Plasberg mit Nachdruck deutlich, dass er eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für überfällig hält und warnte zudem vor einer einseitigen Ausrichtung des Programms. "Diversität ist eine wichtige Aufgabe und Minderheiten jedweder Form müssen stattfinden", stellte der 65-Jährige klar, fügte aber an: "Die Frage ist, ob man das in einem Übereifer tun muss."

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk brauche Reform

Im Podcast warf der Moderator die Frage auf: "Muss man unter Diversität nicht auch verstehen, an Menschen zu denken, die in der Mehrheit zu einer Minderheit werden, etwa die Perspektive der Pendlerpauschale mit dem Diesel auf dem Land und nicht die Prämie für Lastenfahrräder?" Seiner Meinung nach müsse sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk reformieren. Doch Plasberg hat auch das Positivbeispiel einer Rundfunkanstalt parat. Wer die schlanken Strukturen bei Radio Bremen kenne, wisse, "wo der richtige Ort für Reform und Neubeginn ist". Dort habe die Intendantin "nicht einmal ein Dienstfahrrad", so Plasberg. Im kleinsten Bundesland Deutschlands sieht Plasberg Vorbildfunktion für die Öffentlich-Rechtlichen: "Von Bremen lernen, heißt Überleben lernen."

Plasberg für mehr unbequeme Themen

Noch bedeutsamer als die Struktur sei laut Plasberg aber ein Umdenken der Journalisten. Der Fernsehmoderator monierte, kontroverse Stimmen kämen zu wenig zu Wort. "Ich wünsche mir, dass junge Redakteure auch in öffentlich-rechtlichen, gesicherten Positionen nicht so eine Sehnsucht hätten, im wohligen Gefühl sich gegenseitig zu versichern, auf der richtigen Seite zu stehen." Stattdessen sollten sie auch unbequeme Themen ins Programm heben, "die letztlich die Glaubwürdigkeit des Systems erhöhen." Mit Bezug auf den früheren, als konservativ geltenden Chefredakteur des BR fragte Plasberg: "Wo ist der Sigmund Gottlieb 4.0?"

Er selbst sei Grünen-Wähler, bekannte Plasberg im Interview mit "The Pioneer". Im Kanzleramt würde er gerne Robert Habeck, den aktuellen Wirtschaftsminister, sehen. "Ich hätte sehr, sehr gerne einen Menschen, der einen anderem Erklärstil hat für Politik, im Kanzleramt gesehen, heute immer noch." Die Kritik der vergangenen Wochen an Habeck sei übertrieben.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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