Sonntag am Tatort

Unsere Tatort-Kritik: Am Ende ist man gerührt

07.04.2017, 10.05 Uhr
von Florian Blaschke
Nehmen noch nachts ihre Ermittlungen auf: Kommissar Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schad), Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Kommissarin Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid).
BILDERGALERIE
Nehmen noch nachts ihre Ermittlungen auf: Kommissar Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schad), Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Kommissarin Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid).  Fotoquelle: BR/Rat Pack Fimproduktion GmbH/Bernd Schuller

Es menschelt zwischen Nürnberg und Bamberg – trotz eines unmenschlichen Verbrechens.

Der Plan ist gut: Hauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) lässt sich verdeckt in eine Flüchtlingsunterkunft in Bamberg einschleusen, auf die gerade ein Brandanschlag verübt worden ist. Das traurige Ergebnis der Tat: eine Tote und mehrere Schwerverletzte.

Währenddessen müssen seine Kollegen, Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), Kommissarin Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) und Kommissar Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) den üblichen Weg gehen. Sie befragen Anwohner, Zeugen, den Besitzer des Geländes, ein mühsames Unterfangen. Vor allem aber stellt sich ihnen nicht nur die Frage, wer den Brandsatz geworfen hat, sondern auch, ob die Tote Neyla Mafany (Dayan Kodua) ein zufälliges Opfer war oder ob sie in der Vorratskammer der Unterkunft eingeschlossen wurde.

Voss gelingt es unterdessen, als tschetschenischer Flüchtling getarnt, Kontakt zu den anderen Flüchtlingen aufzunehmen und sich mit einigen von ihnen sogar anzufreunden. Schritt für Schritt kommt er voran – bis er und zwei der Flüchtlinge in der Bamberger Altstadt von Rechtsradikalen angegriffen werden.

Sensibler TV-Film mit pointierten Dialogen

Der dritte Franken-Tatort schafft mit "Am Ende geht man nackt" ein kleines Kunststück: Er kreist um ein aktuelles, politisches Thema, das aber unaufgeregt und glaubwürdig. Zwar fehlt es diesem Krimi an manchen Stellen ein wenig am Kriminalistischen, ein wenig an Spannung, dafür aber entpuppt sich dieser Tatort als sensibler TV-Film mit pointierten Dialogen und bemerkenswerten Darstellern. Und: mit einem dramatischen, anrührenden Ende.

Bemerkenswert ist aber vor allem: Irgendwie wirken alle Ermittler und manche der Figuren so, als seien sie heimlich ein bisschen verschossen ineinander, immer wieder gibt es Szenen von charmanter Intimität, immer wieder diese kleinen Blicke, ein flüchtiges Lächeln hier, ein etwas zu langer Händedruck da.

Das ist das Charmante an diesem Franken-Tatort: Er ist menschlich. Und er funktioniert vor allem auf einer menschlichen Ebene. Und so bildet er am Ende nicht nur ein Verbrechen und seine Aufklärung ab, sondern stellt auch ein Gegengewicht dar zu seinem Thema: Intoleranz und Ausgrenzung. Chapeau.

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