Homo Sapiens
13.11.2018 • 22:25 - 23:55 Uhr
Spielfilm, Dokumentarfilm
Lesermeinung
Was bleibt vom Menschen? Spuren der digitalen Arbeitswelt.
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Verfallende Glaubenszeugnisse.
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Abenddämmerung der menschlichen Zivilisation.
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Das Krankenhaus: Raum für Geburt und Tod...
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Produktionsland
Deutschland / Österreich
Produktionsdatum
2016
Spielfilm, Dokumentarfilm

Reale Welt ohne Menschen

Von Andreas Schöttl

Der österreichische Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter zeigt eine Welt, wie sie ohne Menschen aussehen würde. Seine Bilder wirken wie aus einem postapokalyptischen Film. Sie sind aber doch real.

Eine Straße führt irgendwo ins nirgendwo. Der Asphalt ist aufgebrochen. Autos fahren keine durch diese verstörende Landschaft. Sie wirkt wie nach einem Atombombenabwurf. Vergleichbare Bilder kennt man aus postapokalyptischen Filmen: "Planet der Affen", "I Am Legend" oder "12 Monkeys". In dem Dokumentarfilm von Nikolaus Geyrhalter jedoch sind sie real. Diese Straße irgendwo ins nirgendwo gibt es wirklich. Der österreichische Filmemacher hat weltweit Orte aufgesucht und aufwendig gefilmt, die von dem modernen Menschen längst verlassen wurden. Der titelgebende "Homo Sapiens" existiert hier nicht mehr. Die Dokumentation, die bei 3sat nun in einer Erstausstrahlung zu sehen ist, zeigt nur, was genau dieser Mensch, diese vermeintliche Krönung der Schöpfung hinterlässt: eine verfallende Zivilisation. Es beruhigt lediglich, dass Natur und Tiere sich ihren Lebensraum zurückerobern – auch wenn er vom Menschen noch so verbaut wurde.

"Es gibt einige Dinge, die ich im Film präsent haben wollte. Dass der Mensch keine friedliche Kreatur ist, dass wir Kriege führen, dass wir Tiere unterdrücken, dass wir im Überfluss leben, dass wir zu viel Müll produzieren, dass wir in einer Konsumgesellschaft leben. Das waren Themen, die ich bebildern wollte", sagt Geyrhalter über seinen Film. Bei der Berlinale 2016 hatte er seine Weltpremiere.

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Nur ganz zu Beginn erkennt der Zuschauer sehr eindeutig, wohin ihn Geyrhalter zunächst geführt hat. Minutenlang sieht man das Sperrgebiet von Fukushima. "Atmosphärisch ist diese Ruinenlandschaft sehr stark, weil der Verfallszustand noch so nah an der Gegenwart ist", erklärt der Regisseur, Produzent und Kameramann.

Viele der weiteren Orte, die Geyrhalter vorführt, erkennt der Zuschauer allerhöchstens rein zufällig. Der Österreicher zeigt verlassene Siedlungen, verwüstete Büroräume, in denen noch Dokumente umherflattern, trostlose Bars mit zerbrochenen Gläsern, ausgeräumte Kinosäle mit zerrissenen Vorhängen, eingetrocknete Spaßbäder. Auch Gott existiert nicht mehr. Die einst pompösen Gebäude, die ihm zu Ehren gebaut wurden, sind nur noch Ruinen. Geyrhalter unterlässt es zudem, die Standpunkte seiner Drehorte näher zu beschreiben oder in einem Abspann aufzulisten, um welche es sich handelte.

Ein vermeintlicher Schöpfer aber ist selbst in der unwirtlichsten Gegend nicht tot. Die Natur zieht wieder ein. Sie braucht den Homo Sapiens nicht. Faszinierende Bilder unterstreichen beinahe schon aufatmend hoffnungsvoll unter den Klängen eines hypnotischen Sounddesigns, wie Vögel im stillgelegten Reaktor leben, Pflanzen Dächer und Straßen durchbrechen und wie immer wieder Wasser eine ehemals technisierte Welt durchflutet.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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