13.05.2024 Arzt-Kolumne

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Von Dr. Julia Fischer
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen. Fotoquelle: SWR

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Das zeigen Studien. Am Tübinger Uniklinikum wird seit vielen Jahren eine Langzeitstudie durchgeführt: Das Ziel ist, Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung zu erkennen. Für meine Sendung haben wir einen Teilnehmer begleitet. Der 82-Jährige nimmt seit 13 Jahren immer wieder an verschiedenen Tests teil. Beispielsweise zur Multi-Tasking-Fähigkeit des Gehirns: Er muss einen Flur entlang gehen und dabei gleichzeitig Kreuzchen auf ein Blatt Papier machen. „Zu laufen und gleichzeitig zu schreiben, auch wenn es nur Kreuze sind, ist anstrengend – ich will ja nicht fallen!“ Wie viele Kreuze er in einer Minute schafft, wie akkurat er sie setzt und wie schnell und lang seine Schritte dabei sind – das alles kann frühe Hinweise auf eine beginnende Demenz liefern. „Wenn dann Menschen eben ganz langsam werden oder sogar stehenbleiben, weil sie sonst nicht schreiben können, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass die Kapazität abgenommen hat“, erklärt Professor Gerhard Eschweiler vom Uniklinikum Tübingen.

Studien zeigen: Zwar ist das Alter der bedeutendste Risikofaktor für kognitiven Rückgang, aber eine Demenz im hohen Alter ist nicht unvermeidlich. Es gibt Risikofaktoren, die beeinflussbar sind. In jungen Jahren erhöht weniger Bildung das Risiko einer späteren Demenz, im mittleren Lebensabschnitt sind vor allem beginnende Schwerhörigkeit und Rauchen gewichtige Faktoren. Relativ neu als Risikofaktoren anerkannt sind Kopfverletzungen, erhöhter Alkoholkonsum und Luftverschmutzung. Im Schnitt könnten mindestens ein Drittel aller Demenzfälle verhindert werden. „Da ist zum Beispiel ganz wichtig, dass man sich um gutes Hören und Sehen kümmert, weil die Sinneseindrücke sehr wichtig sind, um eben unser Gehirn zu schulen”, erklärt der Experte. Darüber hinaus ist die Behandlung von Risikoerkrankungen ein wichtiger Baustein für die Demenz-Prävention. Dazu gehören vor allem Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen und erhöhte Cholesterinwerte, aber auch Depression und Schlafstörungen. Werden diese Erkrankungen gut behandelt, tut man gleichzeitig auch etwas gegen Demenz.

Der Studienteilnehmer aus meiner Sendung ist geistig topfit, das zeigt die Auswertung der Tests. In Sachen Demenz-Prävention macht der 82-Jährige vieles richtig: Er führt ein aktives Leben mit vielen sozialen Kontakten. Einmal pro Woche macht er zudem Sport, auch das ist ein ganz wichtiger Faktor für die Demenz-Vorbeugung. „Alles, was mit Balance zu tun hat, fällt mir schwer. Also übe ich manchmal zu Hause, auf einem Bein zu stehen. Aber das fällt mir sehr schwer.“ Doch er bleibt dran, um eine Demenz auch künftig möglichst verhindern zu können.

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