Gebärmutterhalskrebs wird in nicht wenigen Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Frauen Anfang 50 sind hiervon am häufigsten betroffen. „Nicht selten erleben wir aber auch die Situation, dass eine deutlich jüngere Frau mit Kinderwunsch erkrankt“, so die Erfahrung von Professor Dr. Fabinshy Thangarajah, Geschäftsführende Oberärztin, Leitende Oberärztin für Allgemeine Gynäkologie und Urogynäkologie an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsmedizin Essen. Vor Kurzem erst machte die Sängerin Vanessa Mai öffentlich, dass bei ihr vor zwei Jahren eine Krebsvorstufe von Gebärmutterhalskrebs – ausgelöst durch eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) – festgestellt wurde. Die Viren sind bei sexuell aktiven Menschen sehr verbreitet. Doch kaum eine Krebserkrankung ist so leicht vermeidbar. Denn durch regelmäßige Früherkennungen sinkt das Risiko deutlich, an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zu erkranken. Das liegt am langsamen Verlauf der Erkrankung. „Eine Krebsvorstufe kann sich in bis zu zehn Jahren zu einer Krebserkrankung entwickeln“, erklärt Thangarajah und weiter: „Ab dem 20. Lebensjahr ist der jährliche Pap-Test empfohlen. Er zeigt Veränderungen am Gebärmutterhals an, die auf eine mögliche Vorstufe der Krebserkrankung hinweisen können. Frauen ab 35 haben alle drei Jahre Anspruch auf eine kombinierte Untersuchung aus Pap- und HPV-Test.“ Bei auffälligen Testbefunden handelt es sich möglicherweise um veränderte Zellen, die noch kein Krebs sind, sondern eine Vorstufe. Je nach Krebsvorstufe ist ein operativer Eingriff notwendig, eine sogenannte Konisation. Dabei wird ein etwa kirschkernkleines, kegelförmiges Stück vom Muttermund und Gebärmutterhals entfernt. Auf diese Weise kann ein Zervixkarzinom meist verhindert werden.
Wenn der Krebs sich aber bereits entwickelt hat, weil keine Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen wurde, macht er sich durch ungewöhnliche Blutungen bemerkbar. Die können auftreten nach dem Geschlechtsverkehr, außerhalb der Regel oder nach der letzten Regelblutung in den Wechseljahren. Wenn der Gebärmutterhalskrebs Beschwerden macht, ist er nicht selten fortgeschritten und schlechter behandelbar.
Der wirksamste Schutz ist eine Impfung im Kindesalter. Diese senkt das Risiko erheblich, später an dem Krebs zu erkranken. Am besten schützt sie, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Die STIKO (Ständige Impfkommision) empfiehlt daher, Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren gegen HPV zu impfen. Die humanen Papillomviren, vor denen die Impfung schützt, können nicht nur Tumoren an der Gebärmutter, sondern ebenso in Mund, Hals und Rachen oder am Darmausgang verursachen – auch bei Männern.