03.11.2025 Arzt-Kolumne

Welche Impfungen sind jetzt wichtig?

Im Herbst ist der richtige Impfschutz von großer Bedeutung, um vor Grippe, Corona und anderen Infektionen zu schützen. Besonders Risikogruppen sollten auf Auffrischungen achten. Welche Impfungen jetzt wichtig sind und worauf geachtet werden sollte.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, Hörfunk und als Buchautor. Fotoquelle: WDR / Herby Sachs

„Welche Impfungen sollte ich denn jetzt im Herbst in Anspruch nehmen? Ich habe ein wenig Sorge vor den Nebenwirkungen und einen hundertprozentigen Schutz bieten sie ja nicht, oder?“ Fragend schaute mich meine 62-jährige Patientin an, die wegen einem zu hohen Blutdruck bei mir in der Sprechstunde war. „Ich kann Sie sehr gut verstehen. Es kursieren so viele Mythen und falsche Behauptungen im Internet, dass ich als Laie auch verunsichert wäre. Aber: Für viele Menschen ist die richtige Impfung jetzt so wichtig wie die Winterreifen am Auto: Sie schützt uns davor, dass ein ‚kleiner Infekt‘ zur echten Gefahr wird. Eine Impfung ist kein absoluter Schutzwall – aber sie macht Infekte deutlich ungefährlicher und erspar uns Krankenhausaufenthalte", antwortete ich ihr.

Ich gab der 62-jährigen deshalb folgende Impfempfehlungen: „Den Grippeschutz müssen Sie jedes Jahr neu auffrischen. Denn die echte Virusgrippe, Influenza genannt, ist keine harmlose Erkältung, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die selbst gesunde Erwachsene für Wochen ausknocken kann.“ Für ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und medizinisches Personal ist die Impfung sogar Pflichtprogramm. Da sich die Viren ständig verändern, muss der Schutz jährlich aufgefrischt werden – am besten zwischen Oktober und November. Dabei sollten Menschen ab 60 darauf achten, dass sie die Hochdosisimpfstoffe bekommen. Diese haben eine höhere Schutzwirkung.

Neben dem Grippeschutz ist ein Corona-Booster für Risikogruppen sinnvoll. Auch wenn wir alle nach Jahren der Pandemie etwas impfmüde sind: Für Menschen über 60, für Immungeschwächte und chronisch Kranke empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) weiterhin eine Auffrischung. Der neue angepasste Impfstoff bietet Schutz vor den aktuell kursierenden Varianten. Damit sinkt nicht nur das Risiko schwerer Verläufe, sondern auch die Gefahr, wochenlang mit Long-Covid zu kämpfen. Auch eine Pneumokokken-Infektion kann besonders für ältere Menschen oder solche mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden. Diese Bakterien sind häufige Auslöser von Lungenentzündungen im Winter. Eine einmalige Impfung reicht hier oft schon für mehrere Jahre. Neu ist die RSV-Impfung für Senioren und Schwangere. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist lange unterschätzt worden. Gerade bei Babys und älteren Erwachsenen kann eine Infektion schwere Atemprobleme verursachen. Eine Neuerung ist, dass es jetzt Impfungen für Menschen über 60 und Schwangere gibt, die ihr Neugeborenes so gleich mit schützen.

Es gilt wie bei vielen Dingen: Wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte den Hausarzt jetzt auf die anstehende Wintersaison ansprechen. Und alle anderen? Auch sie profitieren: Denn wer geimpft ist, steckt seine Mitmenschen nicht so leicht an. So kommt man gemeinsam gesünder durch die kalte Jahreszeit.