"Aber ein bisschen Milch im Kaffee ist ja wohl kein Problem?“, fragte mich ein Kunde neulich in meiner Apotheke. Ich kenne ihn seit Langem und versorge ihn regelmäßig mit Medikamenten gegen seinen Typ-2-Diabetes. Ich hatte ihm gerade erklärt, dass sich das Antibiotikum, das seine Ärztin ihm verordnet hatte, nicht mit Milch verträgt. „Leider doch. Milch kann die Wirkung verschiedener Arzneistoffe blockieren, sie sind dann unwirksam. Schuld daran ist das Calcium, und schon kleine Mengen reichen aus“, antwortete ich ihm. Die Mineralstoffe Calcium oder Magnesium bilden unter anderem mit einigen Antibiotika Komplexe, die vom Körper nicht mehr aus dem Darm aufgenommen werden können. Milch ist in vielen Fällen nicht komplett tabu, sondern kann mit einem zeitlichen Abstand zum Medikament dennoch getrunken werden.
In meiner Apotheke berate ich täglich zu Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimitteln oder zwischen Medikamenten und Lebensmitteln. Milch und Milchprodukte sind längst nicht die einzigen Lebensmittel, die nicht zu allen Medikamenten passen. Mein Kunde wollte nun wissen: „Sind für mich noch andere Lebensmittel problematisch?“ „Da Sie mich direkt fragen: Sie sollten möglichst auf Alkohol verzichten. Sie nehmen schon seit einigen Jahren Metformin ein. Das ist ein bewährtes Arzneimittel, das Millionen Menschen mit Diabetes hilft. Aber Metformin und Alkohol vertragen sich nicht gut. Es kann zu einer Übersäuerung des Blutes und zu Unterzuckerungen kommen. Es wäre daher gut, wenn Sie keinen oder nur selten Alkohol trinken.“ Eine Übersäuerung des Blutes äußert sich unter anderem durch Übelkeit oder Bauchschmerzen.
„Kein Alkohol, Milch nur mit zeitlichem Abstand – aber Saft darf ich noch trinken, oder?“, fragte mein Kunde. „Leider nicht uneingeschränkt. Apfelsaft ist kein Problem, Grapefruitsaft möglicherweise schon“, erklärte ich ihm. Denn Grapefruitsaft kann den Abbau von Medikamenten in der Leber verlangsamen. Er enthält Substanzen, die in der Leber ein Enzym tagelang blockieren. Dieses spezielle Enzym baut auch Medikamente gegen erhöhte Fettwerte ab. Durch Grapefruitsaft wird der Abbau blockiert, dadurch wirkt das Medikament stärker. Eine mögliche Folge: Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen nehmen zu. „Was Sie immer problemlos trinken können, ist Wasser. Am besten Leitungswasser. Denn einige Mineralwasser enthalten viel Calcium oder Magnesium, und dann gilt das gleiche wie bei der Milch.“