15.12.2025 Arzt-Kolumne

Wenn Atmen, Bücken oder Drehen zum Problem werden

von David Kubosch
Rundrücken durch ständiges Sitzen? Wie sich der Rücken auf den ganzen Körper auswirkt und welche Maßnahmen helfen, erklärt ein Experte für Rückengesundheit.
Dr. David Kubosch
Privatdozent Dr. David Kubosch ist leitender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Der von der Deutschen Wirbelsäulen Gesellschaft zertifizierte Wirbelsäulenchirurg ist zudem Dozent an der Uniklinik Freiburg. Fotoquelle: Gelenk-Klinik Gundelfingen

„Wie werde ich meine ständigen Nackenschmerzen und Verspannungen nur los“, fragte mich vor kurzem eine Patientin. Von mir nach ihrem üblichen Tagesablauf befragt, zeigte sich schnell die Ursache ihres Problems: Neben ihrer rein sitzenden Bürotätigkeit von montags bis freitags blieb der 37-Jährigen kaum Zeit für Entspannung und körperlichen Ausgleich. Doch pausenloses Sitzen vor PC und Bildschirmen lässt unsere Muskeln verkümmern – und unseren Rücken verkrümmen. Die schmerzhafte Folge: Die Rückenmuskulatur wird geschwächt und verkürzt sich. Es kommt zu muskulären Ungleichgewichten und Verspannungen in Nacken oder Schultern. Ist die von Natur aus leicht gebogene Brustwirbelsäule um mehr als 40 Grad gekrümmt, so spricht der Mediziner von einem Rundrücken.

Ein Rundrücken kann sich praktisch auf den ganzen Körper auswirken. Im fortgeschrittenen Stadium sind neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Armen möglich, wenn Nerven durch die Krümmung der Wirbelsäule eingeklemmt werden. Nicht selten wird die Mobilität der Wirbelsäule so weit eingeschränkt, dass alltägliche Bewegungen wie Bücken oder Drehen immer schwieriger werden. In schweren Fällen kann eine übermäßig gekrümmte Wirbelsäule sogar die Verdauung oder die Atmung beinträchtigen, da die Organe, insbesondere die Lunge, in Brust und Bauch eingeengt werden. Gefährdet sind in erster Linie Menschen, die viel am Schreibtisch sitzen oder beruflich häufig in gebückter Haltung arbeiten. Übergewicht, genetische Veranlagung und Verletzungen sind weitere Risikofaktoren. Sehr häufig ist ein Rundrücken auch die Folge einer Osteoporose. Davon betroffen sind insbesondere Frauen in der zweiten Lebenshälfte.

„Wichtig ist eine frühzeitige medizinische Klärung und Behandlung. Andernfalls können sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlimmern“, erklärte ich meiner Patientin. Deshalb besser bei den ersten Anzeichen einen Arzt oder Physiotherapeuten aufsuchen, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten. Die Therapie des Rundrückens richtet sich in erster Linie nach Ursache und Schweregrad. Ganz wichtig ist eine Anpassung des Lebensstils mit regelmäßiger körperlicher Bewegung, ausgewogener Ernährung und der Reduzierung von Genussgiften wie etwa Nikotin. Dies erklärte ich auch meiner Patientin, die dank regelmäßigen Schwimmens und Joggens ihre Beschwerden in den folgenden Wochen merklich lindern konnte. Als probates Mittel, um die Rücken- und Brustmuskulatur zu stärken und zu dehnen, empfahl ich der Patientin darüber hinaus eine Physiotherapie.