"Gibt es denn kein Medikament, das meine Migräneattacken mildern oder verhindern kann?“, fragte mich kürzlich verzweifelt eine 45-jährige Patientin. Bisher hatte ihr nichts wirklich geholfen. Ich war froh, ihr neue Hoffnung geben zu können: Seit Kurzem steht in Deutschland eine neue Medikamentenklasse zur Verfügung – die Gepante.
Diese Medikamente wirken anders als alles, was wir bisher hatten: Sie blockieren direkt den Rezeptor des Entzündungsmoleküls CGRP, das bei der Migräne eine zentrale Rolle spielt. Und: Sie werden nicht gespritzt wie die bekannten Antikörper, sondern ganz bequem als Tablette eingenommen.
Mit den CGRP-Antikörpern stehen seit einigen Jahren prophylaktisch wirksame Substanzen zur Verfügung, die die Lebensqualität vieler Betroffener nachhaltig verbessert haben. Die Antikörper-Therapie hemmt das Entzündungsmolekül CGRP, das bei Migräneattacke vermehrt ausgeschüttet wird, oder dessen Rezeptor. Mit den Triptanen stehen sehr gute Akutmedikamente zur Verfügung, um die einzelne Migräneattacke schnell zu durchbrechen. Auch sie wirken vor allem durch eine Unterbrechung der neurogenen Entzündung.
Nun ist die Medikamenten-Therapie um zwei neue Gepante-Präparate erweitert. Rimegepant kann sowohl akut bei einer Migräneattacke als auch vorbeugend eingenommen werden. Atogepant ist ausschließlich für die Prophylaxe zugelassen. Gerade diese Flexibilität eröffnet neue Möglichkeiten für Menschen, die auf bisherige Medikamente nicht angesprochen haben. Auch das Anpassen der Behandlung fällt leichter. Bei Nebenwirkungen oder einem Kinderwunsch kann die Tabletteneinnahme sofort beendet werden.
Natürlich reagieren Betroffene sehr unterschiedlich auf Medikamente. Meine Patientin, die mich um Hilfe bat, nimmt seit einigen Monaten eines dieser neuen Medikamente. Ihre Migräneattacken treten nun deutlich seltener und schwächer auf. Zwar plagen sie leichte Nebenwirkungen wie Übelkeit und Verstopfung. Aber durch die abendliche Einnahme der Tablette konnten wir auch diese lindern. Die Gepante sind damit ein echter Fortschritt. Sie sind ein neuer, zielgerichteter Ansatz gegen Migräne – und endlich auch ein Medikament, das in Tablettenform verfügbar ist.