„Ich fürchte, dass die Pflege meiner Frau für mich allein in absehbarer Zeit möglicherweise zu viel sein wird. Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, um mich um einen Pflege und Betreuungsdienst für sie zu kümmern?“, fragte mich vor einigen Tagen der Mann einer 75-jährigen Patientin, bei der Demenz diagnostiziert worden war. Das Ehepaar war zusammen in meiner Sprechstunde erschienen. „Das sollten Sie so früh wie möglich mit Ihrer Frau besprechen und jetzt frühzeitig organisieren“, sagte ich.
Die Demenz-Patientin war gelegentliche Raucherin, hatte Bluthochdruck und Diabetes mellitus Typ 2. Trotzdem war sie noch recht rüstig und lebte mit ihrem Mann im eigenen Haus. Dieser hatte in letzter Zeit immer öfter bemerkt, dass es mit dem Gedächtnis bei seiner Frau nicht mehr so richtig klappte. Wenn er sie darauf ansprach, reagierte sie gereizt. Dennoch war die Patientin bereit gewesen, unter Anleitung ihrer Tochter einen Demenz-Screeningtest im Internet zu machen. Dieser einfach durchzuführende und anonyme Mini-Mental-Status-Test dauert nicht länger als 15 Minuten und gibt eine grobe Einschätzung über die geistigen Beeinträchtigungen. Das Ergebnis bestätigte die Vermutung, die der Ehemann hatte. Die Frau wies Anzeichen einer Demenzerkrankung auf. Sie ging daraufhin zu ihrem Hausarzt, der sie an eine Neurologin überwies. Nach ausführlicher Diagnostik bestätigte sich, dass die Patientin unter Demenz litt. „Es ist wichtig, dass Sie beide so früh wie möglich über die Pflege sprechen und Ihre Frau in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen, solange es noch möglich ist“, riet ich ihm. Die meisten Menschen möchten so lange wie möglich in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung bleiben. Sollte das nicht mehr gehen, helfen Demenzerkrankten persönliche Gegenstände und gewohnte Möbelstücke dabei, sich in einer neuen Umgebung einzugewöhnen. „Strecken Sie schon jetzt Ihre Fühler aus. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: vom Pflegedienst, der nach Hause kommt, über ein Pflegeheim bis hin zu einer Wohngruppe. Aber die Plätze sind rar und es lohnt sich meistens, Ihre Frau auf die Warteliste setzen zu lassen. Außerdem haben Sie jetzt noch die Möglichkeit, sich gemeinsam Pflegeeinrichtungen anzuschauen und sie dort anzumelden, wo es ihr am besten gefällt“, empfahl ich. Eine übereilte Unterbringung oder überstürzte Organisation der Versorgung zu Hause kann dadurch verhindert werden. Ein Vordenken reduziert den Stress für Betroffene und Angehörige.
In Deutschland sind etwa 5,7 Millionen Menschen pflegebedürftig; rund 86 Prozent werden zu Hause versorgt. Wenn ein gesetzlich versicherter Patient pflegebedürftig wird, haben Angehörige über die gesetzliche Pflegeversicherung Anspruch auf verschiedene Leistungen der Pflegekasse – je nach Pflegegrad des Betroffenen. Für privat Versicherte gibt es die private Pflege-Pflichtversicherung; für Beamte die sogenannte Beihilfe.