Mark Strong ist einer der Schauspieler, dessen Gesicht viele kennen, dessen Name aber nur den wenigsten deutschen Kinogänger ein Begriff sein dürfte. Obwohl der britische Charakterdarsteller zu den renommiertesten Theater- und Fernsehdarstellern seines Heimatlandes gehört, übernimmt er in Kinoproduktion meist nur Nebenrollen. Am fehlenden Talent kann das nicht liegen - Mark Strong tritt regelmäßig im Royal National Theatre und bei der Royal Shakespeare Company auf und hat schon viele Preise für seine Bühnenarbeit erhalten. Er ist ein vielseitiger Schauspieler und schlüpft ohne Problem in die Rolle, die ihm vorgegeben wird. Doch er ist ganz und gar nicht der jugendliche Liebhaber oder der romantische Held. Viel mehr eignet er sich für starke und böse Rollen. Er besitzt eine fiese und kaltherzige Präsenz, ein Hauch von Gefahr umgibt ihn, so dass es nicht verwunderlich ist, dass er immer dann besetzt wird, wenn ein skrupelloser Gegenspieler gesucht wird.
Brilliert als brutaler Schurke
Für Mark Strong ist es kein Problem, den brutalen Schurken zu spielen. Ohne mit der Wimper zu zucken reißt er seinem Opfer die Fingernägel raus, wie er es mit George Clooney in "Syriana" (2005) tat, oder stopft seinem Gegner ein weiß-glühendes Schüreisen in die Kehle. Mark Strong spielt das durchaus überzeugend. Gewalt darzustellen fällt ihm leicht. Aber es sind nicht die tumben, trotteligen, wild drauf los ballernden Verbrecher, denen er ein Gesicht gibt. Wenn Mark Strong in die Rolle eines Schurken schlüpft, dann ist er der nonchalante, distinguierte Schurke. Nichts an ihm ist hektisch oder schwerfällig - er ist irgendwie sophisticated. Perfekt spielt er den Typen, der seine aufgestaute Wut zurückhalten muss. Man glaubt ihm, wenn er den Part des niederträchtigen, unbarmherzigen Gauners übernimmt. Dabei bewegt er sich elegant und kontrolliert. Mit Vorliebe mimt er den einsamen Kämpfer - Männer wie er brauchen keine Kumpel oder Mittäter. Er ist - durch und durch - der starke Charakter. Fast fragt man sich, ob seine Mutter - eine Österreicherin - so etwas geahnt hat, als sie ihren Sohn, der als Marco Giuseppe Salussolina zur Welt kam, kurzerhand in Mark Strong umbenannte.
Als Kind wollte er Alain Delon sein, etwas später Astronaut. Doch letztlich zog es den im August 1963 in London geborenen an die Universität nach München, wo er sich an der juristischen Fakultät einschrieb. Nach zwei Semestern hatte er genug von den Rechtswissenschaften und kehrte nach London zurück, wo er zunächst Englisch und Drama studierte, dann auf die Bristol Old Vic Theatre School wechselte und sich dem Schauspiel widmete. Schon bald erhielt er erste Rollen am Theater. 1989 folgte sein Fernsehdebüt in der erfolgreichen britischen Sitcom "After Henry". In den darauf folgenden Jahren sah man ihn in Episodennebenrollen in verschiedenen Fernseh-Produktionen: "The Bill" (TV-Serie), "Inspector Morse" (TV-Serie, beide 1990) und "Allein gegen den Wind" (1991). Darüber hinaus unter der Regie von Danny Boyle in einer Episode von "Screenplay" (TV-Serie, 1993) und in dem Mehrteiler "The Buddha of Suburbia" (1993). Außerdem spielte er an der Seite von Helen Mirren in der britischen Krimiserie "Heißer Verdacht - Aktion Soko" (1993) den Inspektor Larry Hall.
Im gleichen Jahr gab er in Stephen Poliakoffs "Century" an der Seite von Clive Owen, Miranda Richardson und Robert Stephens sein Kinodebüt. Einmal mehr spielte er einen Polizisten. In Angela Popes erotisch angehauchten Gefängnisthriller "Gefesselt" (1994) mimte er den Verbrecher Kenny, der von einem Mithäftling angeheuert wurde, die schöne Gefängnisärztin Rachel Clifford zu bedrohen. In der Rolle der Medizinerin, die eine gefährliche Romanze zu einem ihrer Insassen begonnen hat, sieht man Julia Ormond, in der Rolle ihres kriminellen Liebhabers den britischen Schauspieler Tim Roth. Es folgten mit den Fernsehproduktionen "Die Scharfschützen - 11. Der Verräter" (1996) neben Sean Bean und "Emma" (1997), mit Kate Beckinsale in der Titelrolle, zwei Kostümfilme. Darüber hinaus sah man Mark Strong in David M. Evans Komödie "Fever Pitch" (1996). Mit der Darstellung des Steve in der Adaption von Nick Hornbys Romanvorlage wurde er schließlich auch dem breiten Publikum bekannt. Ein weiterer Erfolg war der britische Fernsehmehrteiler "Our Friends in the North" (1996). Für die vier Hauptdarsteller: Mark Strong, Christopher Eccleston, Gina McKee und Daniel Craig, bedeutete diese hochgelobte Dramaserie über vier Freunde, deren Leben vor den historischen Veränderungen der Jahre von 1964 bis 1995 gezeigt wird, den Durchbruch beim britischen Publikum und der britischen Kritik.
Seither kann Mark Strong fast ununterbrochen auf Film-, Fernseh- und Theaterengagements verweisen. Einziger Wermutstropfen in seiner konstanten Karriere: als er als Mittzwanziger seine Haare verlor und sehr ausgeprägte Geheimratsecken bekam, fühlte er sich - untypisch für ihn - depressiv und verlegen. Doch was er anfangs als Manko empfand, entpuppte sich für ihn als Chance. Sein haarloses Haupt sicherte ihm viele der Rollen, die ihn berühmt machten: die mit dem skrupellosen Charakter. Vorher sah man ihn aber noch in der belanglosen Fantasykomödie "Lieber gestern als nie ..." (1998) und ein Jahr später in István Szabós "Sunshine - Ein Hauch von Sonnenschein". Es folgten die britischen Thriller "Mein - Bis in den Tod" und "Bomber", unter der Regie von Kenneth Hope der Mysterythriller "Julie - Im Feuer der Unschuld" und David L. Cunninghams Kriegsdrama "Gefangen in der Hölle" (alle 2000).
Ein weiterer Meilenstein seiner Laufbahn war Thomas Vinterbergs "It's All About Love" (2002). Obwohl Vinterbergs erster Hollywoodfilm beim Publikum und den Kritikern floppte, bedeutete der Endzeitthriller für Mark Strong den internationalen Durchbruch. In der von der BBC produzierten Fernsehserie "The Long Firm" schlüpfte er 2004 in die Rolle des homosexuellen East End-Gangster Harry Starks. Ein Jahr später lieferte er mit "Revolver" seine erste Zusammenarbeit mit Guy Ritchie ab. Darüber hinaus sah man ihn als Gauner Toby Crackit in Roman Polanskis "Oliver Twist". Zeitgleich beschloss Mark Strong für seine Karriere, sich in Zukunft nur noch auf Kinofilme zu konzentrieren und weitere Angebote für das Fernsehen abzulehnen.
Mit Danny Boyles Sciencefiction-Thriller "Sunshine", Matthew Vaughns Fantasykomödie "Der Sternwanderer" (beide 2007) und Bharat Nalluris Komödie "Miss Pettigrews großer Tag" (2008) spielte sich Mark Strong kontinuierlich in das Gedächtnis der Zuschauer. Doch bleibt er besser in Erinnerung, wenn er die Rolle des Antihelden oder des Unsympaths übernimmt, wie in "Rock'N'Rolla", der zweiten Zusammenarbeit mit Guy Ritchie, oder in der schwarzen Komödie "Der Mann, der niemals lebte" (beide 2008), in der es um Geheimdienstintrigen, Erpressung, Folter und Mord geht. Hier spielt er Hani, den Chef des jordanischen Geheimdienstes. Nicht umsonst bescheinigen Kritiker Mark Strong, dass er durch sein Spiel der Rolle eine unglaubliche Präsenz verleihen würde. Die Distinguiertheit - stechender Blick, aber trotzdem edel und aufrecht -, die seine Darstellung ganz allgemein auszeichnet, sorgt gerade in Ridley Scotts Geheimdienstdrama dafür, dass er den Zuschauer voll und ganz überzeugen kann und höchst glaubwürdig in die Rolle des unberührbaren, harten, skrupel- und gefühlslosen Geheimdienstchefs schlüpft.
Außerdem war Mark Strong an der Seite von Viggo Mortensen in Vicente Amorims "Good" sowie in Pete Travis' "Die Mandela-Verschwörung" (2008) mit William Hurt zu sehen. Dass Mark Strong selbst in der Liebesgeschichte "Young Victoria" (2009) rund um Königin Victorias frühe Lebensjahre und ihre Liebe zu Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, ihrem deutschen Cousin, eine Schurkenrolle übernimmt, zeigt wie sehr er auf diesen Charakter festgelegt ist. Als Sir John Conroy, sein Gesicht sorgsam versteckt unter riesigen Koteletten, intrigiert er gegen die junge Königin und zeigt einmal mehr - in der Rolle des unterschwellig aggressiven Alkoholikers -, dass er das Schauspielhandwerk perfekt beherrscht. Ebenso genial erscheint er in Guy Ritchies "Sherlock Holmes" (2009), wo er als Lord Blackwood, der Haupt-Antagonist von Sherlock Holmes alias Robert Downey jr., die beiden Hauptdarsteller (neben Downey jr. auch Jude Law) problemlos an die Wand spielt und erneut unter Beweis stellt, dass auch Antihelden Karriere machen können. "Kick-Ass", das absurd witzige Superheldenabenteuer, ist Mark Strongs zweite Zusammenarbeit mit dem Regisseur Matthew Vaughn. Erneut verkörpert er den Bösewicht und tritt als Gangsterboss Frank D'Amico den Kampf gegen die energische Allianz der vier Superheldennachahmer - Kick-Ass, Hit Girl, Big Daddy und Red Mist - an. Darüber hinaus sieht man ihn als Sir Godfrey, den Gefolgsmann von König John, in Ridley Scotts "Robin Hood"-Verfilmung von 2010.
Weitere Serien und Filme mit Mark Strong: "Between the Lines" (TV-Serie, 1994), "Kavanagh QC" (TV-Serie, 1995), "Band of Gold" (TV-Serie, 1997), "Spoonface Steinberg" (1998), "Births, Marriages and Deaths", "Elephant Juice", "In the Name of Love" (alle 1999), "Anna Karenina" (Mehrteiler, 2000), "Hotel", "The Martins" (beide 2001), "The Jury" (TV-Serie), "Fields of Gold", "Heartlands - Mitten ins Herz", "Falling Apart" (alle 2002), "Some Place Safe", "Henry VIII", "Heißer Verdacht - Die letzten Zeugen" (alle 2003), "Walk Away and I Stumble" (2005), "Tristan und Isolde", "Low Winter Sun", "Scenes of a Sexual Nature" (alle 2006), "Flashbacks of a Fool", "Babylon A. D." (beide 2008), "The Odds" (2009), "Der Adler der neunten Legion", "The Way Back - Der lange Weg", "The Guard - Ein Ire sieht schwarz" (alle 2010), "Green Lantern", "Dame, König, As, Spion", "Black Gold" (alle 2011), "John Carter - Zwischen zwei Welten", "Zero Dark Thirty" (beide 2012).
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