06.05.2024 Arzt-Kolumne

Haarausfall – was hilft?

Von Stefan Fink
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen Apothekerverbands. Fotoquelle: ABDA/ Martin Jehnichen

"Ich bin zu jung für Geheimratsecken – haben Sie ein Mittel dagegen?", fragte mich kürzlich ein Mann in meiner Apotheke. Ich schätzte ihn auf Ende 20 und sein dunkles Haar war in der Stirn schon ein wenig zurückgewichen.

Schönes, volles Haar ist für viele Menschen ein Symbol für Jugend und Vitalität. Wenn täglich mehr als 100 Haare ausfallen, ist von verstärktem Haarausfall die Rede. Haarausfall ist weit verbreitet und kann Männer und Frauen betreffen. Oft ist er genetisch bedingt. Der männliche Haarausfall, medizinisch „androgenetische Alopezie“ genannt, ist die häufigste Form. Dabei verkürzt das männliche Geschlechtshormon Testosteron die Wachstumsphase in der Haarwurzel. Wird nicht rechtzeitig gegengesteuert, verkümmert die Haarwurzel im Lauf der Jahre völlig.

„Es ist gut, dass Sie sich schon in diesem frühen Stadium entschieden haben, etwas für Ihr Haar zu tun. Ich kann Ihnen rezeptfreie Medikamente zur äußerlichen Anwendung empfehlen“, antwortete ich dem jungen Mann. Auf der Kopfhaut werden Medikamente mit den Wirkstoffen Minoxidil oder Alfatradiol angewendet. Minoxidil wurde ursprünglich als Blutdrucksenker entwickelt. Als Nebenwirkung trat ein vermehrter Haarwuchs auf, später erfolgte die Zulassung als Haarwuchsmittel. Es gibt fünfprozentige Lösungen für Männer und zweiprozentige für Frauen. Der Wirkungsmechanismus ist nicht völlig geklärt, vermutet wird eine verbesserte Durchblutung der Haarwurzel.

Ebenfalls für Männer und Frauen geeignet ist die äußerliche Anwendung von Alfatradiol. Dieser Wirkstoff hemmt die Testosteronwirkung an den Haarwurzeln. Ich erläuterte dies meinem Kunden und fügte hinzu: „Beide Medikamente verbessern den Haarwuchs auch bei täglicher Anwendung frühestens nach einigen Wochen. Gleichzeitig wirken sie nur, wenn sie täglich angewendet werden. Ob Sie die nötige Disziplin haben, können nur Sie selbst beurteilen.“

Neben rezeptfreien Medikamenten können sich Männer den Wirkstoff Finasterid zur Einnahme ärztlich verordnen lassen. Auch hier setzt die Wirkung erst nach einigen Monaten ein und muss langfristig durchgehalten werden. Diese Medikamente müssen von Patienten privat bezahlt werden. Denn Haarverlust gilt nicht als Krankheit und Haarwuchsmittel deshalb als „Lifestyle-Präparate“.

Das könnte Sie auch interessieren