Der neue "Polizeiruf" aus Magdeburg mischt sich unter rasende Proleten – und fährt dabei gegen die Wand.
Wer auch immer einst die Idee hatte, dass das perfekte Ermittlerduo im deutschen Fernseh-Krimi stets aus zwei gänzlich unterschiedlichen Charakteren bestehen muss: Man hätte nicht auf ihn hören sollen. Wobei dann natürlich so mancher Drehbuchautor sich seines liebsten dramaturgischen Werkzeuges beraubt sähe. Auch im Magdeburger "Polizeiruf"-Revier spielt man seit zwei Jahren mit diesen Zutaten – mit mäßigem Erfolg bei Publikum und Kritik. Dass Hauptdarsteller Matthias Matschke kürzlich erst seinen baldigen Abgang verkündete, verwundert da nicht. Zumal im neuen Film von Regisseur Thorsten C. Fischer, der auf den knackig kurzen Titel "Crash" hört, auch weiterhin nach bewährten Rezept gekocht wird.
Vielleicht liegt es aber auch an Sätzen wie diesem, den das Drehbuch von Wolfgang Stauch Matschke in den Mund legt: "Das einzig Gute am Tod ist, dass man sich nicht mehr vor ihm fürchten muss, wenn man tot ist." Das könnte so oder so ähnlich auch als Werbeslogan eines Bestattungsunternehmens durchgehen. Immerhin, zum Psychologen wie im letzten Film werden die Kommissare Brasch (Claudia Michelsen) und Köhler (Matschke) diesmal nicht geschickt. Auch wenn Chef Lemp (Felix Vörtler) stets mit dem Gang zum Psychoonkel droht, wenn es seine zwei Schäfchen übertreiben mit dem ewigen Gezanke.
Der Fall, den Brasch und Köhler aufzuklären haben, ist mal wieder dünn wie Klums Magermodels. Auf den Straßen von Magdeburg liefern sich ein paar Halbstarke nächtliche Autorennen. Eines Abends kommt dabei eine junge Frau ums Leben. Mit 150 Sachen wird sie über den Haufen gefahren, wenig später beseitigt die Straßenreinigung sämtliche Spuren. Ein paar Tatverdächtige sind dennoch schnell gefunden: "Le Magdeburg" nennen die PS-starken Ekelpakete ihre Gang, nach Le Mans, wo seit fast 100 Jahren im Kreis gefahren wird. Auch sie wie aus dem Lehrbuch für Drehbuchautoren: ein reicher Schnösel (Anton von Lucke), ein Proll (Axel Zerbe) und ein Idiot mit Herz (Dennis Mojen).
Interessanter ist da schon Klaus Wagner, der Vater des toten Mädchens. Ben Becker spielt ihn mit ziemlicher Wucht. "Eigentlich kann ich mir eine neue Scheibe gar nicht leisten", sagt er, als die Kommissare ihm eröffnen, was geschehen ist, und schlägt dann mit blanker Faust ins Fenster seiner Plattenbauwohnung. Aber Wagner bleibt leider nur Randfigur in diesem ansonsten gähnend langweiligen Krimi.
Stattdessen streiten Brasch und Köhler einmal mehr, diesmal über die richtigen Ermittlungsmethoden. Er will alle Magdeburger Raser sofort hochnehmen, um weitere Tote durch illegale Rennen zu verhindern. Sie aber setzt sich durch, ermittelt fortan undercover und braust im neuen Porsche mit 250 Stundenkilometern über die Autobahn. Rasanter wird's dann leider nicht mehr. Dass irgendwann ausgerechnet ein paar Brötchen, die aussehen wie kleine Autos, die Kommissare auf die richtige Spur führen: Man nimmt's achselzuckend hin.