Polizeiruf 110

KINOSTART: 01.01.1970 • Kriminalfilm • Deutschland (2013)
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Produktionsdatum
2013
Produktionsland
Deutschland

Der Rostocker Polizeiruf ist die mit Abstand am sorgfältigsten gestrickte Reihe unter den Schauplätzen der Sonntagabend-Krimis im Ersten. Aber was heißt gestrickt? Die Folgen setzen sich eher wie ein Patchworkpullover zusammen, schlagen mal ins Melancholische und bevorzugen bei anderer Gelegenheit das helle Licht der Ostseegestade. Ob aus den diversen Beziehungskisten eines Tages ein schönes Ganzes entsteht? Fassen wir den Stand der Dinge auf Basis der neuen Folge zusammen. Katrin König (Anneke Kim Sarnau) sucht weiterhin Anlehnung bei Kommissar Bukow (Charly Hübner), was in nächtliche Einladungen und rotweinselige Anrufe bei Bukow zu Hause mündet. Wer das schon für eine Vorform von Stalking hält, liegt vielleicht nicht ganz falsch, doch erleben wir in dieser Hinsicht bald ganz andere Auswüchse; der Titel "Liebeswahn" lässt das anklingen.

Vivian Bukow (Fanny Staffa) strebt in sex durstiger Unbeirrbarkeit einer Beziehung mit Bukows Kollegen Volker (Josef Heynert) zu. Derweil muss Bukow einen seiner beiden Söhne wegen eines Asthmaanfalls ins Krankenhaus bringen und findet an der behandelnden Ärztin (Alma Leiberg) beinahe so viel Gefallen wie sie an ihm. So geht es gefühlsmäßig kreuz und quer, und ausgerechnet Bukow, der notorische Arbeitswüterich, macht endlich Anstalten, die Dinge wieder ins Lot zu rücken. "Wir mögen zwar im Moment kein Traumpaar sein", sagt er seiner Frau, "aber so schnell gebe ich nicht auf." Was ist das, ein Liebesdrama? Ja, unbedingt. Liebe und Mord sind lust- und verhängnisvoll ineinander verschränkt. Ein bisschen wie in Pedro Almodóvars genialem Frühwerk "Matador". Es gibt kein Entkommen, nicht mal für Bukow. Wieder ein guter Polizeiruf mit zwei der besten Schauspieler, die das Fernsehen zu bieten hat, Sarnau und Hübner. In einer Inszenierung (Buch und Regie: Thomas Stiller), die das für ARDKrimis seltene Kunststück fertig bringt, spannend zu beginnen und noch spannender zu enden. Mancher Tatort, eigentlich jeder, könnte sich hier was abgucken. Detlef Hartlap

Foto: NDR/Christine Schröder

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