Rolf Lassgård

Rolf Holger Lassgård
Lesermeinung
Geboren
29.03.1955 in Östersund, Jämtlands län, Schweden
Alter
69 Jahre
Sternzeichen
Biografie
Rolf Lassgård gehört zu jenen Schauspielern, die zwar auf einen bestimmten Typ abonniert scheinen, aber dennoch unglaublich vielseitig sind. Den großen Blonden aus dem kühlen Norden kennt man hierzulande sowohl als schlagfertigen, also auch als nachdenklichen Polizisten. Denn international bekannt wurde er als Gunvald Larsson, Sidekick von Kommissar Beck alias Gösta Ekman, in den Verfilmungen der populären Sjöwall/Wahlöö-Krimis "Alarm in Sköldgatan", "Die Tote im Götakanal", "Und die Großen lässt man laufen", "Der Mann auf dem Balkon" (alle 1993), "Der Polizistenmörder" und "Verschlossen und verriegelt" (beide 1994)".

Besondere Beachtung fanden dann die Henning Mankell-Verfilmungen, in den Rolf Lassgård die Hauptrolle von Kommissar Kurt Wallander übernahm. Nach den beiden ersten Verfilmungen "Mörder ohne Gesicht" und "Hunde von Riga" (beide 1995), die erst später in Deutschland zu sehen waren, fand der Nachfolger "Die weiße Löwin" zwar über Umwege etwas schneller zu uns. Seit "Die falsche Fährte" (2000) gehört das ZDF zu den Co-Produzenten der populären Reihe. So entstanden auch "Die fünfte Frau" (2002) und "Der Mann, der lächelte" in Zusammenarbeit mit dem deutschen Sender. Die Verfilmung von "Mittsommermord" entstand 2004. 2006 wurde auch der letzte (offizielle) Wallander-Roman "Die Brandmauer" noch umgesetzt, 2007 entstand "Mankells Wallander - Wallanders letzter Fall".

Rolf Lassgård lernte seinen Beruf an der Schauspielschule in Malmö. Von dort führte der direkte Weg zum Skånska Teatern in Landskrona, wo er von Shakespeare bis Brecht die unterschiedlichsten Rollen spielte. Seinen Bühnendurchbruch feierte er in der Rolle des Puck in William Shakespeares 'Ein Mittsommernachtstraum. Am Theater traf er auch seine Frau Birgitta, mit der er drei Kinder hat: Ida, Hanne und Anton. Ab den 90er Jahren trat Rolf Lassgård dann mehr und mehr vor der Kamera in Aktion.

Weitere Filme mit Rolf Lassgård: "Limpan" (1983), "Önskas" (1991) "Mein großer starker Vater", "Blueprint" (TV-Mehrteiler), "Kejsarn av Portugallien" (alle 1992), "Die Steinschleuder" (1993), "Sommarmord" (1994) "Petri tårar" (1995), "Die Spur der Jäger", "Potatishandlaren", "Jetzt oder nie!" (alle 1996), "En frusen dröm" (1997, Stimme), "Kvinnan i det låsta rummet" (TV-Mehrteiler), "Das Glück kommt morgen" (beide 1998), "Magnetisörens femte vinter", "Där regnbågen slutar" (1999), "Gossip" (2000), "Familjehemligheter" (2001), "Cappriciosa" (2003), "Tre solar", "The Queen of Shebas Pearls" (beide 2004), der dänische Film "Nach der Hochzeit", der den TV-Mehrteiler "Möbelhandlarens dotter" (beide 2006), "Wen man liebt" (2007), "Sturm", "Ellas Geheimnis", "Eine vernünftige Lösung" (alle 2009), "Kennedys Hirn", "Bella Block - Das schwarze Zimmer" (beide 2010), "Die Nacht der Jäger" (2011), "Uferlos!" (2012).

Außerdem hatte er Gastauftritte in TV-Serien, so etwa in "Sunes jul" (1991) und zweimal in "Sen kväll med Luuk", 1998 und 2001 und lieh 2003 in der schwedischen Version von "Das Dschungelbuch 2" dem Bären Baloo seine Stimme.

Interview mit Rolf Lassgård anlässlich "Die fünfte Frau" (2000)

Haben Sie den Charakter Wallander beeinflusst?

Rolf Lassgård (RL): Da gibt es ein paar witzige Episoden: Ich bin mit Henning Mankell gut befreundet und er ist oft bei den Dreharbeiten zugegen. Als ich etwa leichte Sehschwächen hatte und mein Skript weiter weg halten musste, baute Henning das gleich in seine Story ein und siehe da: Wallander muss zum Optiker! Wir haben zwischen den einzelnen Filmen ein Pause von fünf Jahren gehabt. Und nach dieser Zeit wieder Wallander zu treffen, war so, als ob man einen alten Freund wiedertrifft. So stellte sich die Frage, was mit mir in diesen fünf Jahren geschehen ist, aber auch, wie es Wallander ergangen ist. Und das war wirklich spannend.

Wie setzten Sie sich denn mit Mankell auseinander. Besprechen sie den Charakter?

RL: Ja, natürlich! Wir sprechen ständig!. Er besucht den Dreh-Set und dann hat man Zeit mit ihm zu reden. Er ist immer daran interessiert, wie das Ganze voran geht.

Sie haben bereits vor Wallander schon Polizisten gespielt, so etwa den Gunvald Larsson in den sechs Sjöwall/Wahlöö-Verfilmungen mit Gösta Ekman als Kommissar Beck und den Erik in "Die Spur des Jägers" und nun zum bereits fünften Mal Wallander. Sind sie eigentlich eher Polizist oder Schauspieler?

RL: (lacht) Ich habe tatsächlich schon oft Polizisten gespielt, aber natürlich habe ich auch viele andere Rollen gespielt. So habe ich beispielsweise in der Pause von fünf Jahren nicht einen Polizisten gespielt. Ich hatte es auch nötig, etwas anderes zu machen. Aber die drei Polizisten, die ich verkörpert habe, sind ganz unterschiedliche Typen. Mich hat immer der Kerl hinter der Fassade interessiert. Ich glaube Gunvald Larsson würde nicht gut mit Kurt Wallander zusammenarbeiten können.

Möchten sie gerne auch in den bislang noch nicht verfilmten Wallander-Krimis wieder diesen Charakter spielen?

RL: Ja, auf jeden Fall, denn die Bücher sind toll. Sie haben immer einen Bezug zu aktuellen Vorgängen innerhalb der Gesellschaft, es sind interessante Geschichten und nicht nur Polizei-Stories. Etwas besonderes eben.

Ein bisschen erinnern sie auch an die Sjöwall/Wahlöö-Geschichten...

RL: Ganz genau. Es ist die gleiche Tradition, denke ich. Einfach tolle Bücher.

Warum hat man eigentlich fünf Jahre gewartet, um dann doch noch weitere Verfilmungen in Angriff zu nehmen?

RL: Da gab es unterschiedliche Gründe. Der größte Problem war wohl, dass die Bücher noch nicht fertig waren. Das kam mir aber entgegen, so konnte ich mich von der Figur etwas erholen. So macht es nun um so mehr Spaß, wieder in diese Hülle zu schlüpfen. Zumal sich der Charakter auch weiter entwickelt hat. Eine Pause ist manchmal sehr hilfreich. Es gibt neue Wallander-Geschichten und es wäre nicht gut gewesen, die alle hintereinander herunter zu kurbeln. Mit der nötigen Distanz entwickeln sich die Geschichten viel besser.

Als nächstes soll "Der Mann, der lächelte" verfilmt werden. Kann es da nicht Probleme geben, weil dies innerhalb des Wallander-Zyklus' die vierte Geschichte ist. Die bereits abgedrehten Romane "Die falsche Fährte" und nun "Die fünfte Frau" finden zeitlich doch eigentlich später statt?

RL: Nein, das ist eigentlich kein Problem. Man kann sie durchaus mit den Stories, die wir bislang verfilmt haben, verbinden, auch wenn sie eigentlich vorher gespielt hat. Denn die Geschichten stehen jeweils für sich selbst, können aber natürlich auf die anderen aufbauen. Da spielt es keine Rolle, dass man eine ältere Geschichte nachschiebt, solange man das im Drehbuch berücksichtigt. Die Wallander-Geschichten haben immer miteinander zu tun. So besteht etwa eine Verbindung mit "Die falsche Fährte" und der ersten Story "Die Hunde von Riga". Es gibt also immer Berührungspunkte. Aber man muss das beachten, was man bislang in Szene gesetzt hat. Sonst wäre es blöd und würde keinen Sinn ergeben. "Der Mann, der lächelte" fängt natürlich damit an, dass Wallander seinen Dienst quittieren will, weil er in "Die weiße Löwin" diesen Mann erschossen hat. Das müsste man jetzt vielleicht ändern. Wir werden sehen.

Ist es für sie nicht etwas seltsam sich in der deutschen Fassung mit einer anderen Stimme zu sehen?

RL: Diesmal war ich schon daran gewöhnt, weil ich "Die falsche Fährte" auch in deutsch gesehen habe. Es war der gleiche Sprecher. Der macht übrigens einen hervorragenden Job. Überhaupt sind die deutschen Synchronisationen sehr gut, auch wenn mir prinzipiell untertitelte Fassungen lieber sind. Aber die Deutschen sind sehr professionell, die bringen das richtige Feeling rüber.

Die Umsetzung der "fünften Frau" ist schon etwas gewagt, weil man dem Ganzen eine sehr moderne Gestaltung gegeben hat...

RL: Ja, das stimmt. Man kommt zügig zur Sache. Lässt sich zum Glück aber auch manchmal Zeit, die Wackelbilder oder die Grobkörnigkeit und der manchmal schnelle Schnitt ergeben aber durchaus Sinn, das ist das Wichtige daran.

Ist es für sie wichtig, dass sie die Gegend gut kennen, in denen die Geschichten spielen?

RL: Es ist natürlich gut, wenn man einen Charakter spielt, der aus der gleichen Gegend kommt wie man selbst. Die Kleinstadt Ystad ist außerdem ein Abbild Schwedens, ein Mini-Schweden sozusagen. Dicht an der Grenze zur Außenwelt. Die Sjöwall/Wahlöö-Romane haben beschrieben wie sich Kriminalität innerhalb Schwedens ausbreiten kann, Mankell hingegen zeigt auf, dass die Kriminalität auch aus der Welt nach Schweden kommen kann. Das ganze Bild ist nun größer geworden. Die Welt wächst auch im Schlechten zusammen.

Ist es denn für Mankell tatsächlich so wichtig, dass nun auch Ereignisse auf der Welt, in seinem Falle häufig in Afrika, eine große Rolle spielen?

RL: Das müsste man ihn natürlich selbst fragen. Aber ich finde es erstaunlich, dass er da in Afrika sitzt und dennoch dieses genau beobachtete Bild Schwedens abliefert. Vielleicht kann er aus der Distanz Schweden viel genauer betrachten, einfach aus einem anderen Blickwinkel. Davon abgesehen sind wir alle Menschen dieser Erde und man kann sich nicht unbedingt vor dem verstecken, was am anderen Ende der Erde passiert. Das bringt Mankell zum Ausdruck.

Gibt es eigentlich einen Grund dafür, dass viele der Filme aus Schweden diese spezielle Düsternis haben?

RL: Ja, vielleicht, vielleicht, vielleicht. Vielleicht sind wir alle wie Wallander, tragen die schwere Bürde der ganzen Welt auf unserer Schulter, ich weiß nicht. Das ist wirklich schwer zu beantworten. Vielleicht ist es Tradition?

Haben sie eigentlich irgendwelche Ambitionen es einmal in Hollywood zu versuchen wie einiger ihrer Kollegen etwa Stellan Skarsgård, mit dem sie auch schon gespielt haben, oder Peter Stormare?

RL: Nein, eigentlich nicht. Die Arbeit mit den Agenten ist derart hart. Das ist nicht mein Ding. Als vor Jahren "Under solen", bei dem ich mitspiele, als bester nichtenglischsprachiger Film für den Oscar nominiert war, war ich dort. Ich habe mich da aber nicht um Jobs bemüht. Wenn es passiert ist es okay.

Oder hat es auch damit zu tun, dass sie ein Familien treuer Typ sind, der Frau und drei Kinder nicht gerne alleine lässt?

RL: Ja, das spielt natürlich eine ganz gewichtige Rolle. Also nach Hollywood ziehen, würde ich nie.

Wenn sie sich also eine Rolle aussuchen, denken sie auch an die Familie?

RL: Ja, schon. Aber das ist nicht immer einfach. Ich wohne jetzt nördlich von Stockholm und manchmal muss ich auch, wenn ich einen Bühnenengagement bekomme für drei Monate oder so in eine andere Stadt gehen. Das ist nicht immer einfach, aber damit muss man leben.

Müssen sie die Engagements annehmen oder möchten sie sie?

RL: Von beidem etwas. In meiner Heimatstadt gibt es ein Theater. Da kann ich alle drei Jahre mal spielen und Filme werden da sowieso nicht gedreht. Also muss von zu Hause weg, um zu arbeiten. Ich habe aber noch ein zweites Zuhause in der Nähe von Malmö. Da ist es etwas einfacher. Meine beiden Mädchen sind auch schon 20 und 16 Jahre alt. Die kommen schon ganz gut zurecht. Mein Sohn ist neun, für den ist das schwieriger.

Aber das Theater spielt für sie immer noch eine große Rolle...

RL: Ja, unbedingt. Ich denke, es ist ein großes Privileg, Theater und Film verbinden und in beiden Bereichen tätig sein zu können. Wenn man etwa ein Jahr nur vor der Kamera gestanden hat, will man wirklich wieder auf die Bühne und vor einem Publikum spielen und anders herum genauso. Es ist natürlich ein Unterschied. Im Theater sieht man die Reaktion des Publikums unmittelbar, das ist beim Film anders. Demnächst spiele ich auf der Bühne Shakespeare.

Welches Stück?

RL:"Der Sturm"!

Welche Rolle? Den Prospero?

RL: Ja, genau. Da freue ich mich drauf.

Haben sie denn auch weitere Filmprojekte in Aussicht?

RL: Ja, ich werde wohl noch diesen Herbst einen Film machen. Eine Familiengeschichte. Eine Vater-Sohn-Beziehung. Ein gutes Drehbuch.

Da sie selbst Kinder haben, können sie die Rolle eines Vaters auch besser spielen, oder?

RL: Na klar.

Nach "Brandmauer" hören die Wallander-Stories auf, gibt es für sie vielleicht einen anderen Charakter, den sie danach in Angriff nehmen können?

RL: Nein, nicht als deutlichen Plan. Wir weden sehen, was dann passiert.

Aber mit Wallander haben sie ja einen sicheren Job.

RL: Ja, es gibt noch ein paar Romane, die noch nicht verfilmt sind.

Also gibt es in den schwedischen Krimis nicht noch eine Person, die sie verkörpern möchten?

RL: Keine Ahnung!

Ist es denn nicht schwierig, ausschließlich in Schweden zu arbeiten?

RL: Doch, schon. Man muss wirklich beides machen, Filme drehen und Theater spielen, sonst kann man nur schwer davon leben. Das ist eigentlich sogar unmöglich. Ich habe auch schon in einem dänischen Film mitgespielt. Das macht natürlich Spaß, in anderen Ländern zu drehen. Auch damals mit den deutschen Schauspielern und Regisseuren bei einigen der Sjöwall/Wahlöö-Verfilmungen. Das hat Spaß gemacht.

Was waren denn ihre Vorbilder, falls es die überhaupt gibt?

RL: Ja, schon. Ich vergöttere fast schon einen bestimmten schwedischen Schauspieler, sowohl als Film- als auch als Theaterschauspieler. Ich weiß nicht, ob sie ihn kennen. Er heißt Allan Edwall.

Ja, natürlich, der hat doch in einigen Astrid-Lindgren-Verfilmungen mitgespielt, etwa den Vater von "Michel aus Löneberga" oder den Landstreicher in "Rasmus und der Vagabund" und er hat auch selbst schon Regie geführt.

RL: Ja, ganz genau. Er hat eine Menge gemacht. Er hat in Stockholm Theater gespielt, hatte ein eigenes kleines Theater im Keller, hat die Astrid-Lindgren-Filme gemacht, mit Tarkowskij gearbeitet, er war Sänger usw. Aber auch die beiden Schauspieler, die Wallanders Vater spielen. Das war Ernst Günther in den ersten Filmen und nun Keve Hjelm. Die sind auch großartig.

Interview: Stephan Mertens

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