10.01.2017 Radio

Bürokratie, Argwohn und Fremdenhass

Von Florian Blaschke
Vorbild für Kafkas Schloss: die Prager Burg auf dem Berg Hradschin.
Vorbild für Kafkas Schloss: die Prager Burg auf dem Berg Hradschin. Fotoquelle: Getty Images

Der BR hat Kafkas Roman "Das Schloss" als Hörspiel produziert. Unter den Sprechern: Devid Striesow und Corinna Harfouch.

Rückblickend könnte man Franz Kafka auch als Meister des Unvollendeten bezeichnen. Gleich drei seiner Werke konnte der 1883 in Prag geborene Schriftsteller nicht zu Ende bringen: neben "Der Verschollene" und "Der Process" auch "Das Schloss" von 1922. Und doch wurde auch dieses Romanfragment, das 1926 von Max Brod postum veröffentlicht wurde, weltberühmt.

Der Bayerische Rundfunk hat "Das Schloss" jetzt als Hörspiel produziert. Für die Redaktion Hörspiel und Medienkunst hat Klaus Buhlert Kafkas Fragment bearbeitet und Regie geführt. "Klaus Buhlert hat im Hörspiel 'Das Schloss' die Gestaltungsspielräume maximal genutzt", sagt Herbert Kapfer, Leiter der Redaktion Hörspiel und Medienkunst, über das Projekt. "Er hat seine künstlerischen Kompetenzen, Lesarten, Hör- und Sichtweisen als Bearbeiter, Komponist und Regisseur auf eine wirkungsvolle Art und Weise eingesetzt – so wirkungsvoll, dass ich behaupten möchte, es handelt sich um eine seiner besten Hörspielarbeiten überhaupt." Und für das konnten als Sprecher große Namen gewonnen werden, unter anderem Devid Striesow, der die Hauptfigur "K." spricht, Werner Wölbern, Michael Rotschopf und Corinna Harfouch.

Dieser K. trifft eines Winters in einem beengten Dorf ein und betritt damit die kleine, kalte Welt eines Grafen mit ihren eingefahrenen Gesetzen. Hinter der winterlichen Fassade des dörflichen Einerleis sind die Themen Erstarrung und Bürokratie, Willkür, Argwohn und Fremdenhass allgegenwärtig. Eine Handlung allerdings entwickelte Kafka nur in den Anfangskapiteln des Romanfragments. Alle weiterführenden Kapitel sind geprägt durch lange, in sich kreisende Gespräche.

BR strahlt zwei Begleitsendungen zu Kafkas "Das Schloss" aus

Klaus Buhlert, Jahrgang 1950, ist Autor, Komponist und Regisseur. Er studierte Musik, Akustik und Informatik. Seine erste Bühnenmusik schrieb er 1983 für George Tabori. Nachdem er bereits zu den begehrtesten Komponisten der Hörspielszene gehörte, begann er selbst Hörspiele zu inszenieren. Er führte Regie unter anderem bei der Hörbuchedition zu Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften", dem vielfach ausgezeichneten Hörspielopus "Moby-Dick oder Der Wal" von Herman Melville und inszenierte 2010 auch schon das Hörspiel zu Kafkas "Process". für den BR. Neben Devid Striesow als "K." und Michael Rotschopf als Erzähler sprechen unter anderem Götz Schulte (Lehrer), Corinna Harfouch (Wirtin vom "Brückenhof") und Werner Wölbern (Beobachter vom Schloss).

Seine Herangehensweise schildert Buhlert zudem im Gespräch mit Herbert Kapfer in zwei Begleitsendungen – zu hören am 13. Januar 2017 und am 10. Februar 2017 in der Sendereihe "hör!spiel!art.mix" jeweils um 21.05 Uhr auf Bayern 2.

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