SM-Romanze bei RTL

"Fifty Shades of Grey": So prickelnd wie ein Glas Leitungswasser

von Andreas Fischer

Millionen Leser verschlangen "Fifty Shades of Grey". Die Film-Adaptionen gerieten dann aber nicht sonderlich erotisch. RTL wiederholt nun den ersten Teil.

RTL
Fifty Shades of Grey
Drama • 31.03.2019 • 20:15 Uhr

Leser in aller Welt verfolgten in der Romantrilogie von E. L. James, wie sich die schüchterne Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) auf eine Affäre mit dem jungen Millionär Christian Grey (Jamie Dornan) einlässt. Bondage, SM, Dominanz: Der erotische Teil ihrer Beziehung wird von den besonderen Vorlieben des Unternehmers geprägt, dem die unterwürfige Bewunderung Anas sehr zupass kommt. Die Erotik ist im ersten "Fifty Shades of Grey"-Film (2014, der finale Teil kam Anfang 2018 ins Kino) allerdings äußerst züchtig inszeniert. Und ein bisschen schwülstig. Und ein bisschen langweilig. Zu allem Überfluss wiederholt RTL den Film nun auch noch in einer um mehrere Minuten geschnittenen Fassung, damit das Werk zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden darf. Die "Ab-12-Variante" entbehrt dadurch absolut jedweder erotischen Spannung ...

Gestöhnt wird nur leise, Gefühlsausbrüche gibt es nicht. Jeder scheint mit sich selbst im Reinen zu sein. Anastasia lässt sich mit Geschenken überhäufen und fällt willfährig wie ein Backfisch in die muskulösen Arme des starken Mannes. Warum sich das kluge Mädchen selbst aufgibt, erfährt man nicht. Sie unterwirft sich ganz einfach.

Zwei Stunden lang versucht Christian sie zu überreden, einen Vertrag über sexuelle Abhängigkeit zu unterschreiben. Zwei Stunden lang staunt Anastasia über Christians Auto, über Christians Penthouse, über Christians Hubschrauber. Anastasia hofft auf die große romantische Liebe. Christian Grey hingegen will nicht lieben, mit niemandem schlafen, sondern nur ficken. Zwei Stunden lang plaudern die beiden in Dialogen, die aus 50-Cent-Romanen aus dem Bahnhofskiosk stammen könnten, über die unterschiedlichen Vorstellungen ihrer Beziehung, bleiben dabei oberflächlich und wiederholen sich.

Was am Ende von "Fifty Shades of Grey" bleibt, sind schöne Menschen, schicke Autos aus Ingolstadt und eine Menge MacBooks. Und glückliche Filmemacher. Denn trotz allem (und mehrerer Goldener Himbeeren) spielte der Film weltweit knapp 570 Millionen US-Dollar ein. Die Fortsetzungen "Gefährliche Liebe" und "Befreite Lust" erreichten schon wesentlich weniger Zuschauer.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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