"Die Rebellin": Melodramatik, die nicht den guten Geschmack beleidigt
Der historische Dreiteiler "Die Rebellin", den 3sat nun wiederholt, zeigt die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau zwischen 1949 und 1956. Überraschend starke Leistung von Hauptdarstellerin Alexandra Neldel.
Wie doch die Zeit vergeht: "Die Rebellin" hieß der große historische Dreiteiler, mit dem das ZDF sein fiktionales Sendejahr 2008 eröffnete. Das Programm mit Ex-Soap-Star Alexandra Neldel ("Verliebt in Berlin") sollte vieles sein: epische Familiensaga, technische Aufbruchserzählung der jungen Bundesrepublik und die Emanzipationsgeschichte einer Frau in den Jahren zwischen 1949 bis 1956. Man könnte meinen, das wäre ein wenig zu viel. Doch die 270 Minuten, die 3sat jetzt an einem Neldel-Mammutabend zwischen 20.15 Uhr und 0.50 Uhr am Stück zeigt, überzeugen. "Die Rebellin" schafft eine Balance zwischen süffigem Melodram, fein gezeichnetem Drama und glaubwürdigem Historiengemälde. Herzens-TV muss eben nicht immer den guten Geschmack beleidigen.
Die Story: Bleiern schwer liegt die Stimmung über der fränkischen Provinz des Jahres 1949. Lena Berkow (Neldel) schuftet mit ihrer schwer kranken Mutter Hilde (Saskia Vester) und ihrer halbwüchsigen Schwester Betty (Anna Fischer) für Kost und Logis auf einem kargen Bauernhof bei Fürth. Der einbeinig humpelnde Bauer behandelt die Flüchtlinge wie Sklaven. Auch untereinander ist die Stimmung gereizt bis schlecht. Kriegsschicksale, physische wie seelische Wunden lasten auf den Überlebenden. Von Solidarität und Aufbruchstimmung im Deutschland der Stunde Null keine Spur. Lenas vergötterter Vater, ein Tüftler und Erfinder, kam auf der Flucht gen Westen ums Leben. In der Hakeburg, Hitlers High Tech-Schmiede bei Berlin, hatte er zuvor am ersten richtungsweisenden Fernsehgerät der Welt, dem "Einheitsempfänger E1" gearbeitet. Das Leben der technikbegeisterten Lena wird etwas leichter, als sie sich mit dem wortkargen Bauernsohn Walter (Sebastian Bezzel) zusammentut, um mit ihm für den Traum eines Neuanfang in Amerika zu sparen. Plötzlich kommt ihre Karriere unerwartet direkt vor der Haustür in Schwung. Durch die Begegnung mit dem Fabrikantensohn Hans (David Rott) beginnt Lenas Aufstieg in eine fränkische Radio- und Fernseh-Dynastie.
75 Drehtage arbeitete das Team vor allem in Tschechien an einem Fernsehstück, welches das fiktive Leben einer Technikerin und Erfinderin im Nachkriegsdeutschland zeichnet. Dies gelang für ein melodramatisch angelegtes Primetimestück erstaunlich gut. Überzeugend neben Alexandra Neldel als starker Heldin ist tatsächlich die Grundstimmung des Film. Sensibel beschreibt sie die Übergangszeit zwischen Nazi-Deutschland und Wirtschaftswunderland als eine Ära der Wunden und Traumata, die sich verzweifelt mit der Euphorie des Aufbruchs verbinden.
Quelle: teleschau – der Mediendienst