Wiedersehen im Beach-Club

So gut ist der ARD-Krimi

27.07.2023, 12.15 Uhr
von Hans Czerny

Im mittlerweile neunten "Kroatien-Krimi" muss Stascha Novak sich mit der Mafia beschäftigen. Denn ihr Ex-Liebhaber wird von einem Clan unter Druck gesetzt. 

ARD
Der Kroatien-Krimi: Jagd auf einen Toten
Krimi • 27.07.2023 • 20:15 Uhr

In ihrem zweiten Fall gerät Stascha Maric, gespielt von Jasmin Gerat, im "Kroatien-Krimi" plötzlich an die Mafia. Der insgesamt neunte Film der Krimireihe beginnt mit einer persönlichen Verstrickung der Frau von der Mordkommission Split: Dass sie vor geraumer Zeit von ihrem Verlobten kurz vor der Hochzeit verlassen wurde, nagt an ihr noch immer. Besagter Milan Safin (Henning Vogt) ist jetzt stolzer Besitzer eines Beach-Clubs in Split, wie Stascha per Zufall erkennt. Noch bevor sie jedoch Milan zur Rede stellen kann, mischt sich einer ein, in dem sie den einstigen Vergewaltiger ihrer Schwester zu erkennen glaubt.

Obwohl die Jüngere dies entschieden verneint, hält Stascha an ihrer Meinung fest und setzt dem Aufdringlichen eine zerbrochene Schampusflasche an den Hals. Anderntags ist der Clubbesitzer tot – nach Mafia-Sitte von drei Kugeln durchbohrt, anschließend wurde die Leiche verbrannt. Das Erste wiederholt "Jagd auf einen Toten" (2021) nun zur Primetime.

Kroatien zu Zeiten von Erdbeben und Pandemie

Bei der Obduktion des Verkohlten stellt sich allerdings heraus, dass dieser gar nicht der Clubbesitzer war, vielmehr hatte jener mit dem Sohn eines Mafia-Paten aus Zagreb die Kleider getauscht und diesem die eigene Halskette zur Täuschung umgehängt. Milan selbst aber ist flüchtig, weshalb er nun gleich mehrere Verfolger an der Backe hat. Stascha, die Kommissarin, macht als Rächerin gemeinsame Sache mit dem Mafia-Clan. Schon einmal hatte man ihr in Zagreb unterstellt, sie stehe mit der Mafia in Verbindung. Klar, dass sich so etwas ihr Chef in Split (Max Herbrechter) nicht leisten kann. In Zagreb stellt er daher auf eigene Faust Nachforschungen an.

Jasmin Gerat, die recht nahtlos in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin Neda Rahmanian getreten ist, hat ohne Weiteres das Zeug zur fanatischen Ermittlerin. Als solche weiß sie über die Dreharbeiten zu berichten: "Ein dramatisches Ereignis jagte das Nächste." Andererseits vermittelt der Film selbst eher ein gewisses Feriengefühl – zu Zeiten der Pandemie, in denen der Film entstand, ja nicht das Schlechteste. Allerdings weiß man hier nie so recht, was zuerst da war: das pittoreske Split und die dalmatinische Küste samt Jadran-Fähren und Bootshäfen oder eben doch die ziemlich dünn geratene Story über eine verflossene Liebe und die Ursachen des Scheiterns.

In diesem Sinne ist es sicher nützlich, dass Michael Kreindl, der Regisseur aller bisherigen Kroatien-Krimis im Ersten, 2022 einen Themenwechsel anpeilte: "Kroatien erlebt aktuell nicht seine allerbeste Zeit", sagte er 2021 über das von Erdbeben und Pandemie geschüttelte Land. "In zehn Episoden haben wir natürlich schon viele Geschichten erzählt, die in der kroatischen Tradition verwurzelt sind. Daher verlegt sich unser Fokus zukünftig verstärkt auf lokale Ereignisse." Der elfte Film "Tod im roten Kleid" (2022) etwa erzählte vom Mord an einem Transsexuellen, "Split vergisst nie" (2023) verband die Krimihandlung mit einem Kriegskapitel aus dem Jahr 1991.

Zur Sozialreportage wird ein Fernweh-Donnerstagskrimi wie der aus Kroatien nie werden, aber ein wenig mehr Realitätsnähe dürfte schon sein. "Jagd auf einen Toten" jedenfalls nimmt sich aus wie ein Fotoroman aus der guten alten Zeit – der Krimi spart keinesfalls mit melodramatischen Klischees. Die Dreharbeiten zu den Teilen 15 und 16 der Reihe fanden bis Ende Mai auf der Halbinsel Marjan und der drittgrößten Adria-Insel Brac statt. Ausstrahlungstermine für die Filme unter den Arbeitstiteln "Der Kroatien-Krimi: Scheidung auf Kroatisch" und "Der Kroatien-Krimi: Die toten Frauen von Brac" sind noch nicht bekannt.

Der Kroatien-Krimi: Jagd auf einen Toten – Do. 27.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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