Wendehammer

Wenn das Leben langweilig wird

27.07.2023, 12.02 Uhr
von Eric Leimann

Im letzten Jahr ging es in "Wendehammer"um alten Freundinnen, die in den Doppelhaushälften ihrer Straße unterschiedlichdmeistern mussten. Wie gut ist die neue Fortsetzung?

ZDF
Wendehammer
Dramedy-Miniserie • 27.07.2023 • 20:15 Uhr

Seit dem Erfolg der HBO-Serie "Big Little Lies" mit Nicole Kidman und Reese Witherspoon, die auch viele Autorinnen und Autoren maßgeblich beeindruckt hat, ist das TV-Genre der (mittelalten) Freundinnen-Serie äußerst populär. Was kann man da auch für schöne, vielfältige Dinge aus der bürgerlichen Mitte des Lebens erzählen? Nach außen hin leben diese Serienfiguren um die 40 "gesichert" im Familienverband. Man hat sich (vielleicht) eine zufriedenstellende Karriere aufgebaut, dazu laufen ebenso zu bewertende Kinder plus Ehepartner im Eigenheim herum. Doch unter der Oberfläche gärt es – was in den Serien wiederum tragisch, tragikomisch oder sogar ein bisschen albern erzählt werden kann. Auch die sechsteilige ZDF-Produktion "Wendehammer", die im Mai 2022 Premiere feierte, passte ins Genre der Freundinnen-Serie. Die Kritik behandelte jene leicht temperierte Vorstadt-Erzählung mit Murder-Mystery-Seitenstrang zurückhaltend positiv. Nun laufen – in Doppelfolgen – an drei Donnerstagabenden sechs weitere Episoden.

Es ist eine Freundschaft auf Leben und Tod: Meike (Meike Droste), Franziska (Susan Hoecke), Nadine (Friederike Linke) und Samira (Elmira Rafizadeh) leben alle in Steinwurfweite ihrer kleinen Wendehammer-Straße. Auch die etwas jüngere Julia (Alice Dwyer), die Meike kennt, weil ihr kleineres Kind im Alter von Julias Nachwuchs ist, gehört ein bisschen dazu. Gemeinsam teilen die vier alten Freundinnen ein Geheimnis, das mit dem Tod eines einflussreichen Mannes ihrer Kleinstadt zu tun hat. Mona (Nele Trebs), eine junge Mitarbeiterin der lokalen Tageszeitung, ist ihnen deshalb auf den Fersen.

Ein Genre mit starker Konkurrenz

In Folge sieben – vom Serienstart 2022 aus gerechnet – brechen für die Freundinnen neue Zeiten an: Meike ist als junge Mutter zur Bürgermeisterin gewählt worden. Sie muss Kinder und Amt unter einen Hut bringen. Franziska hat endlich ihr Jura-Examen bestanden, doch bei der Karriere, die nun beginnen soll, könnte etwas dazwischenkommen. Samira, Ärztin von Beruf, tritt ihre Stelle als Oberärztin an, während sich die unkonventionelle Nadine über den Landgang ihres Freundes Hannes (Timo Jacobs) freut. Doch selbstredend geht es neben all den privaten Verwicklungen, Spannungen und offenen Lebensfragen des Quintetts auch wieder darum, ob das Geheimnis der Freundinnen entdeckt wird. Als ein Unbekannter durch die Straßen von Greubstadt läuft, wird das Leben der Alteingesessenen gehörig durchgeschüttelt.

Seit "Wendehammer" vor mehr als einem Jahr im ZDF-Programm lief, sind schon wieder ein paar neue Freundinnen-Serien dazugekommen. Vor allem die deutsch-österreichische Produktion "Tage, die es nicht gab" (Das Erste) und die mit dem Grimmepreis ausgezeichnete ZDF-Produktion "Neuland", die beide im letzten Winter liefen, muss man erwähnen. Vergleicht man die arg bemühten Plot-Ideen der zweiten Staffel "Wendehammer" mit den eben genannten, sehr starken Serien, hätte es nun wirklich keine Fortsetzung der ZDF-Dramedy (Buch wiederum: Alexandra Maxeiner) gebraucht.

Die Ideen der neuen Folgen wirken wie ihre Charaktere etwas ausgefranst. Fast so, als hätte es irgendwie weitergehen müssen, wo doch alle eigentlich Schluss machen wollten. Dazu hat die linear 2022 eher schwach gelaufene, aber in der Mediathek einigermaßen erfolgreiche ZDF-Serie das Problem, dass die genannten Konkurrenz-Produkte mit zum Besten zählten, das die deutschsprachige Serienlandschaft in den letzten zwölf Monaten produzierte. Als "Light"-Version von weiblich-bürgerlichen Vorstadt-Dramen ist "Wendehammer" aber immer noch anschaubar – was vor allem an den sympathischen Darstellerinnen liegt.

Wendehammer – Do. 27.07. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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