Jung, rechts, gewaltbereit: Warum sich Jugendliche radikalisieren

Immer öfter fallen Minderjährige mit stramm rechtsradikalem Verhalten auf. Eine ARD-Doku analysiert Hintergründe.

Die Botschaften, die lautstark skandiert werden, klingen wie von vorgestern: Fremdenhass, Ablehnung von Minderheiten und eine unverhohlene Glorifizierung von NS-Verbrechern. Doch wie der brisante neue ARD-Reportagebeitrag "FAKT: Jung, rechts, gewaltbereit" zeigt, setzen sich das gesellschaftszerstörische Denken und die zugehörigen Gewaltparolen zunehmend auch bei jüngeren Neonazis durch.

Die Filmemacher Ben Arnold, Tim Schulz und Marcel Siepmann haben sich im Umfeld sogenannter "Corona-Spaziergänge" etwa im sächsischen Zwickau an die Fersen von hasserfüllten Demonstrantinnen und Demonstranten geheftet, die teilweise noch nicht einmal volljährig waren.

Die Reportage wirft die Frage auf, was die jungen Menschen, die Parolen wie "Frei, sozial und national" oder "Bambule, Randale, Rechtsradikale" brüllen, genau antreibt – und wie es so weit kommen konnte. Ein Erklärungsversuch für die zunehmende Radikalisierung Heranwachsender hat mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun. Während vielerorts die Arbeit von Schulen und Jugendeinrichtungen lange Corona-bedingt gestört war, drängten radikale Ideologen in die Leerräume, die in der klassischen Sozial- und Jugendarbeit aufklafften.

Dabei gaben sich viele rechte Verführer dezidiert "mitfühlend": Sie organisierten unbürokratische Hilfsmaßnahmen für sozial Benachteiligte und veranstalteten Grillnachmittag oder Kampfsporttrainings für Jugendliche. Nun müssen Jugendsozialarbeiter, Lehrer und andere gesellschaftliche Kräfte fieberhaft an Konzepten arbeiten, um die zunehmend "verlorene" Generation wieder zurückzugewinnen. Der soziale Frieden ist in Gefahr.

FAKT: Jung, rechts, gewaltbereit – Di. 19.07. – ARD: 21.45 Uhr