Tatort am Sonntag

Glück, eine tödliche Ware

25.09.2014, 08.00 Uhr
von Detlef Hartlap
Freddy Schenk (Dietmar Bär) lässt bei der Inhaberin Janine Pollmann (Sabine Vitua) seinen ganzen Charme spielen, um etwas über den Ehemann der Ermordeten zu erfahren.
Freddy Schenk (Dietmar Bär) lässt bei der Inhaberin Janine Pollmann (Sabine Vitua) seinen ganzen Charme spielen, um etwas über den Ehemann der Ermordeten zu erfahren.  Fotoquelle: WDR,Thomas Kos

"Ein guter Film, der sehr viel Spaß gemacht hat", sagt Klaus J. Behrendt, "bis zu dem Tag, an dem Christian Tasche gestorben ist."

Ob der neue Kölner Tatort mit dem gebrauchten Titel "Wahre Liebe" (es geht um Partnerschaftsvermittlung) wirklich gut geraten ist, darf mit Fug bezweifelt werden.

Eine besondere Aura

Aber wenn ein Mitspieler wie Christian Tasche, der seit der ersten Kölner Tatort-Folge ("Willkommen in Köln", 1997) als Staatsanwalt Wolfgang von Prinz dabei war, während der Dreharbeiten das Zeitliche segnet, gewinnt ein solcher Film eine besondere Aura. Dies umso mehr als Tatort-Stars unter Twitteristen und Facebooklern wie Popstars gehandelt werden, auch wenn ihre Auftritte eher etwas Nebensächliches haben. Das mag daran liegen, dass sich das Publikum vor allem in den Bei- und Zuträgern der sonntäglichen Tatort-Rituale selbst erkennt.

Ihrer scheidenden Kollegin Tessa Mittelstaedt (alias Bürokraft Franziska Lüttgenjohann) gönnten die Kölner im vergangenen Jahr sogar eine eigene Abschiedsfolge, welche in ihrem Filmtod mündete. Christian Tasche, damit da keine Irrtümer aufkommen, starb real und final im Alter von 56 Jahren.

Wie Masken ihrer selbst

Wenn man etwas Gutes über den neuen Köln-Tatort sagen will, dann dass viele Rollen exzellent besetzt sind. Damit sind nicht die beiden Kommissare gemeint. Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär werden, nun ja, wie alternde Popstars inszeniert, wie Masken ihrer selbst, nicht wie eigenständige Charaktere.

Richtig gut sind dagegen die Damen im Spiel. Die Eingliederung von Filmstar Juliane Köhler als Polizei-Psychologin wertet die Folge auf und lässt Kommissar Ballauf (Klaus J. Behrendt) von der Liebe träumen; Judith Engel legt grandios eine um ihre späten Liebeshoffnungen (und Ersparnisse) betrogene Einsiedlerin hin; Kathie Angerer schwankt in der ihr eigenen Putzigkeit zwischen Ulk- und Betriebsnudel; Suzan Anbeh ist, obschon viel zu hübsch für diese Profession, eine überzeugende Partnervermittlerin. Sie handelt mit dem Glück anderer Leute, ihr eigenes liegt in Trümmern.

Schlüpfriges Parkett des Liebeshandels

Darum geht es: Wer sich auf das schlüpfrige Parkett des Liebeshandels begibt, läuft Gefahr, sich den Groll enttäuschter Kunden zuzuziehen, sollte es mit der Liebe allen Algorithmen-Berechnungen zum Trotz nicht klappen. Suzan Anbeh muss eines frühen Todes sterben.

Andererseits geht es in diesem Film auch um stinknormale Eifersucht, die bekanntlich dann und wann zum Morde führt. Und es geht um einen heiratsbetrügenden "Zauberer", ach, es geht um ganz viele Dinge auf einmal und um keines so richtig ... Der Verdacht liegt nahe, dass Buch und Regie irgendwann, irgendwo ein wenig den Überblick verloren haben.

Ein gebrauchter Titel, ein missratener Film.

Das könnte Sie auch interessieren