Das Ende der Wahrheit
03.06.2021 • 21:45 - 23:25 Uhr
Spielfilm, Thriller
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Das Ende der Wahrheit
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2019
Altersfreigabe
16+
Spielfilm, Thriller

Alles zerfällt

Von Andreas Fischer

Ein Geheimdienst-Thriller aus Deutschland – kann das gutgehen? Und wie! "Das Ende der Wahrheit" ist komplex, spannend und gut fotografiert. Ein Film von Format, der nun als Free-TV-Premiere zu sehen ist.

In Kategorien wie Schwarz und Weiß lässt sich die Welt schon lange nicht mehr fassen. Die Wahrheit kleidet sich meist grau. Das muss auch Martin Behrens (Ronald Zehrfeld) erkennen. In dem komplexen und spannend erzählten deutschen Geheimdienst-Thriller "Das Ende der Wahrheit" (2017), den ARTE nun als Free-TV-Premiere zeigt, verzweifelt er an seinem Job, an seinen Vorgesetzten und an seiner eigenen Verantwortung.

Der Film beginnt mit trügerischer Ruhe, ganz beschaulich in einer Hütte an einem oberbayrischen See. Dorthin hat sich Behrens mit seiner Geliebten Aurice Köhler (Antje Traue) zurückgezogen. Ihre Liaison muss geheim bleiben, wie so vieles in Behrens' Leben. Der Zentralasien-Experte arbeitet für den BND, seine Aufgabe ist es, Informationen über potenzielle oder bekannte Terroristen zu beschaffen. Dass seine Geliebte Journalistin ist und offenbar an einer großen Geschichte über die Verstrickungen hoher Beamter in Waffengeschäfte recherchiert, das darf und will er nicht wissen.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Er ist Teil eines Systems, das Informationen aus Asylbewerbern presst, das mit anderen Geheimdiensten zusammenarbeitet, das den Tod unschuldiger Kinder bei Drohnenangriffen billigend in Kauf nimmt. Auch Behrens geht bei seiner Arbeit nicht immer nach demokratischen Prinzipien vor: Er setzt Menschen unter Druck, nutzt ihre Angst, verspricht ihnen Unmögliches und liefert sie dann ans sprichwörtliche Messer. So wie es offenbar Usus ist in Geheimdienstkreisen.

Gut recherchierter Spionage-Thriller

Regisseur und Drehbuchautor Philipp Leinemann ("Wir waren Könige") taucht tief ein in die Welt der deutschen Nachrichtendienste und hat dafür augenscheinlich gründlich recherchiert. Auch wenn "Das Ende der Wahrheit" natürlich ein Geheimdienst-Thriller ist, der eine fiktive Geschichte mit großen Bildern erzählt, so ist er doch auch eine Zustandsbeschreibung – nicht nur der Arbeitsweise des BND und der Verflechtungen der Mitarbeiter in Politik und Wirtschaft. Sondern vor allem der Gesellschaft, in der wir leben, und die in rasendem Tempo immer zynischer wird.

"Wir können nicht mehr vernünftig Krieg führen", beschweren sich die Männer (Axel Prahl, Alexander Fehling) hinter der Firma "Global Logistics", die sich tief in den inneren Strukturen des BND eingenistet hat, und finden, dass die pluralistische Gesellschaft ein Problem sei. Was die Waffenhändler damit meinen: Exportverbote für Waffen gehören verboten, und die da unten sollen sich doch alle gegenseitig über den Haufen schießen. Das wird schon passen für die Sicherheitslage in Deutschland. Und wenn sich die Situation in ein paar Monaten geändert hat, dann lassen wir die Amerikaner eben von Ramstein aus ein paar Drohnenangriffe fliegen.

Auch der von Roland Zehrfeld bravourös gespielte Martin Behrens ist zunächst einmal mitnichten ein guter Mann, doch ein Terrorangriff in der Münchner Innenstadt ist der Auslöser einer inneren Wandlung. Behrens lässt seine lange schlummernden Zweifel frei, hinterfragt das System und seine Protagonisten. Das geht bei Philipp Leinemann weniger über Hollywood-ähnliche Knalleffekte, sondern über das Erwachen des Gewissens eines Einzelnen. Sein Protagonist zerfällt innerlich immer mehr, so wie die Sitten im Land und die Moral in den Behörden. "Wir nutzen Menschen und ihre Schwächen aus, das ist unser Beruf": Besser als Behrens' Chefin (Claudia Michelsen) kann man es nicht auf den Punkt bringen.

Das Ende der Wahrheit – Do. 03.06. – ARTE: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

Das beste aus dem magazin

Das „phaeno“ in Wolfsburg.
Reise

Wenn Architektur eine Stadt verändert

Viele Museen sind von außen genauso imposant wie von innen. Ein gutes Beispiel ist das Guggenheim-Museum, das in Bilbao zu einem wirtschaftlichen Boom geführt hat. Doch nicht nur die nordspanische Stadt profitiert vom „Bilbao-Effekt“.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema.
Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.