Die Rolle der Frau im Islam ruft gerade in der westlichen Welt immer wieder Vorurteile hervor. Wird sie tatsächlich unterdrückt oder unter das Kopftuch gezwungen?
Amal Al Raisi ist Designerin. In Maskat, der Hauptstadt Omans, entwirft sie erfolgreich Mode, die den islamischen Werten entspricht. Sie ist gläubige Muslimin. Das Besondere: Die meisten ihrer Angestellten sind Männer. "Der Islam hat Frauen immer respektiert und die Frauen immer richtig behandelt. Ich bin also sehr glücklich, Muslimin zu sein. Weil der Islam mir alle meine Rechte gegeben hat", sagt sie. Ihre sehr selbstbewusste Aussage mag zunächst verwundern, wenn man wie so viele in Europa womöglich mit Vorurteilen gegenüber einer vielfach diskutierten Religion behaftet ist.
In ihrem Film "Der Islam der Frauen" geht die Regisseurin Nadja Frenz der Frage nach, welche Rolle die Frau im Islam einnimmt. Eine eindeutige Antwort ist dabei natürlich nicht zu erwarten. Vielmehr geht es darum, aufzuzeigen, wie individuell und vielfältig, aber auch wie schwierig die Situation der Frauen in den islamischen Ländern sein kann. Dabei lernt der Zuschauer eine ganze Reihe an faszinierenden Persönlichkeiten kennen. Unter anderem die Tunesierin Faouzia Charfi. Sie ist seit ihrer Jugend eine muslimische Feministin. Lange Zeit lehrte die Physikerin als eine von wenigen Frauen an der Universität in Tunis. Oder auch die Afrofeministin Ndella Paye. Sie sieht den Islam als Quelle, um Frauen zu stärken. Ihre Meinung ist: Mohammed habe den entrechteten Frauen ihre Würde zurückgegeben.
Wie es heißt, sollten von Tunesien bis in den Libanon, von der arabischen Halbinsel bis nach Asien zahlreiche Frauen für den gesellschaftlichen Wandel kämpfen. Wie erfolgreich sind sie? Frauen wie Modedesignerin Al Raisi und weitere befragte Islamwissenschaftlerinnen wirken keineswegs von der Religion untedrückt. Im Gegenteil! Für sie ist nicht der Islam oder der Koran frauenverachtend, sondern es sind bestimmte Interpretationen und patriarchalische Traditionen, die sie mitunter auch unter ein Kopftuch "zwingen".
Die in Hannover geborene Autorin Sineb el Masrar etwa erklärt: "Das Problem ist, dass in dem sozialen Gefüge ganz oft das Kopftuch so dermaßen heilig und überhöht wird, dass diese Frauen gar keine Möglichkeit haben, nach ihrer Reflexion zu sagen, ich lege es wieder ab. Das funktioniert nur in Familien, in der es eine ungeheure Offenheit gibt und wirklich Liebe."
Eine weiterhin gelingende Emanzipation im Islam hält sie für möglich. "Aber es ist unheimlich stark davon abhängig, wer diese Religion auslegt und welche Geisteshaltung sie hat", so El Masrar hoffnungsvoll. Vergleichbares hingegen hat die Frauenrechtlicherin Zineb El Rhazoui längst aufgegeben. Sie steht ihren religiösen Wurzeln unversöhnlich gegenüber und hält den Islam, der erstarrt sei durch seine heilige Lehre, für nicht reformierbar. El Rhazoui war Mitarbeiterin von "Charlie Hebdo".
Der Islam der Frauen – Mi. 01.04. – ARTE: 21.45 Uhr