Der Start der neuen ARD-Reihe "Die Inselärztin" hält, was er verspricht: Wunderschöne Sonnenuntergänge und ein bisschen Drama im Paradies. Doch es gelingt Regisseur Peter Stauch, all das im Auftaktfilm "Neustart auf Mauritius" recht charmant zu verpacken.
Was tun, wenn man frisch auf Mauritius ankommt, um dort in einem Luxushotel eine neue Arbeitsstelle anzutreten? Am besten man betrinkt sich erst einmal an der Strandbar und verschwindet mit dem heißen Barkeeper (Tyron Ricketts) aufs Zimmer. Naja, so sieht jedenfalls Filipa Wagners (Anja Knauer) "Neustart auf Mauritius" aus. Nur peinlich, dass die Frau Doktor am nächsten Tag völlig verkatert gleich ihrem neuen Chef, Hoteldirektor Kulovits (Helmut Zierl), in die Arme läuft. Aber Schwamm drüber, in der traumhaften Umgebung eines Luxushotels direkt am Indischen Ozean kann man sich ja fast um nichts und niemanden Sorgen machen. Oder etwa doch? Der Auftaktfilm der "Inselärztin" – einer neuen Reihe der ARD – beginnt vorhersehbar, aber trotzdem recht vielversprechend. Den zweiten Film zeigt das Erste am Freitag, 26. Januar, 20.15 Uhr.
Filipa war in Frankfurt eine renommierte Ärztin. Irgend ein Vorfall hat sie dazu veranlasst, ihre Anstellung an der Uniklinik aufzugeben und fast bis ans andere Ende der Welt zu fliehen. Die einstige Viszeralchirurgin möchte sich als Hotelärztin vor allem mit leichten Fällen beschäftigen – Sonnenbrand, Splitter ziehen, ausgerenkte Schultern und Co. Doch natürlich bleibt es nicht bei derartigen medizinischen Eingriffen.
Ein Küchenangestellter des Luxushotels, in dem Filipa seit Kurzem als Ärztin tätig ist, trinkt aus einer Limoflasche, die Backofenreiniger enthält. Mit einer schwer verätzten Speiseröhre wird er in ein Krankenhaus in Port Louis gebracht, der dortige Arzt Daniel Bucher (Tobias Licht) sieht allerdings keine Chance, ihn erfolgreich zu operieren. Filipa will das nicht auf sich sitzen lassen. Sie versucht alles, um Jimmy (Selam Tadese) doch noch zu retten. Doch dadurch wird sie auch mit einem Trauma konfrontiert, das sie eigentlich in Frankfurt zurücklassen wollte.
Das Fünfsterne-Hotel "Dinarobin" im Süden von Mauritius bietet wahrlich eine traumhafte Kulisse für die neue ARD-Reihe. Und nach dem Auftaktfilm kann man sagen, der Plan des Senders, eine Art "Klinik unter Palmen" 2.0 zu starten, könnte aufgehen. Die Bilder sind traumhaft, der Cast ist charmant, und auch wenn der Zuschauer durch derlei Filme intellektuell nicht allzu arg gefordert werden soll, hat die Story ihren Reiz.
Vor allem die Hauptfigur, die von Anja Knauer verkörpert wird, besitzt Glaubwürdigkeit und ein paar angenehme Ecken und Kanten. Die Schauspielerin betonte während der Dreharbeiten, dass sie die Rolle vor allem deshalb angenommen habe, weil Filipa eine starke Frauenfigur sei: "Natürlich geht es bei der 'Inselärztin' auch um Beziehungen, irgendwann auch um die große Liebe. Aber eben nicht nur. Sie hilft sich selbst. Ich finde, das ist im Deutschen Fernsehen immer noch ein leidiges Thema, dass die Frau immer irgendwie gerettet werden muss."
Bleibt nur noch, die Quoten der ersten beiden Teile abzuwarten. Der auf traumhafte Drehorte spezialisierte Helmut Zierl ("Traumschiff", "Traumhotel") zeigte sich im Vorfeld sehr zuversichtlich, dass es nicht bei zwei Filmen bleiben wird: "Die Zuschauer werden es lieben!" Potenzial für weitere Geschichten gibt es für die "Inselärztin" wohl en masse.