Meisterregisseur Michael Verhoeven ("Die weiße Rose") rollt das Martyrium von Romell Broom auf, dessen Hinrichtung im Jahr 2009 nach fehlgeschlagenen Tötungsversuchen abgebrochen wurde.
Eigentlich gibt es ja den Rechtsgrundsatz, dass man niemals für eine Tat zweimal bestraft werden sollte. Und muss man nicht den Versuch einer staatlich organisierten, dann aber wegen Problemen bei der Durchführung fehlgeschlagenen, weil nach zwei Stunden abgebrochenen Tötung als größtmögliche Strafe ansehen? Für den Afroamerikaner Romell Broom, der im Jahr 1985 wegen der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines 14-jährigen Mädchens zum Tode verurteilt wurde, scheint das nicht zu gelten. Dies zeigt der nun vom BR wiederholte, beklemmende Dokumentarfilm "Die zweite Hinrichtung – Amerika und die Todesstrafe" (2011) von Regie-Altmeister Michael Verhoeven ("Die weiße Rose"). Im September 2009 sollte Broom im Gefängnis von Lucasville, Ohio, mit der Giftspritze hingerichtet werden. Nach 18 fehlgeschlagenen Versuchen wurde das abgeblasen – aber nur verschoben.
Im März 2016 urteilte der Supreme Court, das oberste Gericht der USA, dass ein zweiter Hinrichtungsversuch weder eine grausame oder unübliche noch eine doppelte Bestrafung darstelle. Nun soll am 17. Juni 2020 ein erneuter Versuch unternommen werden, Romell Broom hinzurichten. Verhoeven breitet die vielen moralischen Fragen aus, die insgesamt das aus deutscher Sicht menschenunwürdige System der Tötungsstrafe in den USA infrage stellen.