Lebenslinien
25.02.2019 • 22:00 - 22:45 Uhr
Report, Porträt
Lesermeinung
Sepp Maier (rechts) mit seinen Brüdern im Biergarten.
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Sepp Maier mit seiner Frau Monika Maier beim Wandern in Südtirol.
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Sepp Maier (rechts) und Oliver Kahn.
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Sepp Maier.
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Sepp Maier (links) und Oliver Kahn.
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Sepp Maier.
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Sepp Maier beim Golfspielen.
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Sepp Maier (rechts) und Oliver Kahn.
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Sepp Maier mit Tochter Alexandra.
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Teamfoto mit (v.l.n.r.): Daniel Lehner (Ton), Benedikt Preisinger (Kamera), Christian Mayrhofer (2. Kamera). Sitzend (v.l.n.r.): Sepp Maier, Angelika Lizius (Regie) und Monika Maier.
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Sepp Maier mit Tochter Alexandra. Weiteres Bildmaterial finden Sie unter www.br-foto.de.
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Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2018
Report, Porträt

Im Herzen ist er immer noch ein Roter

Von Wilfried Geldner

Lebenslinien-Porträt zum 75. Geburtstag Sepp Maiers, des 95-fachen Nationaltorhüters und Weltmeisters vom FC Bayern – samt Entenfang.

Zusammen mit seiner zweiten Frau sitzt er auf dem Balkon in Südtirol und ist mit sich und der Welt "sehr zufrieden". "Ich bin gesund, mr geht's gut", sagt der Maier Sepp, der Weltmeister von 1974, dreifache Deutsche Meister und Europapokal-Gewinner, der am 28. Februar 75 wird. Eine gewisse Altersmilde ist über ihn gekommen, so wie ihn der "Lebenslinien"-Film porträtiert. Die Schärfe ist weg, der Verdruss über manche Ungerechtigkeiten des Lebens auch. Selbst der Humor ist weicher geworden. Mit 75 hat man halt keine Lust mehr, die alten Geschichten noch einmal so zu erzählen, als wären sie gerade passiert. Doch die blauen Augen blitzen, wenn er von sich behauptet, ein kleiner "Bua" geblieben zu sein, der den Schalk im Nacken hat und für den "das Rumblödeln das Höchste" ist.

"Waren Sie der Beste in ihrer Mannschaft", fragt brav der D-Jugendliche vom TSV-Haar, dem Verein, in dem Maiers Fußballleben als Mittelstürmer begann, bis ihn der allmächtige FC Bayern entdeckte und er – bereits als Torwart – 1958 in dessen A-Jugend kam. Maier freut sich über den verbliebenen Bekanntheitsgrad. In Haar ist er aufgewachsen, die Eltern arbeiteten in der Nervenklinik, die Mutter als Krankenschwester, der Vater in der Verwaltung. Das Haus, in dem sie wohnten und das sie verlassen mussten, als der Vater den Job verlor, steht noch, nur die Äpfel auf der Wiese, auf der er mit den Brüdern immer Fußball spielte, sind ein wenig saurer geworden.

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Überhaupt hat es im Leben des ach so komischen Maier Sepp manche Rückschläge gegeben. Die Mutter starb früh an Krebs, die Karriere in der Nationalmannschaft begann holprig. In Wembley 1966 war er dabei, kam aber am Nationaltorwart Hans Tilkowski nicht vorbei. In einem seiner größten Spiele, 1970 in Mexiko gegen Italien, gab's eine Niederlage, den Sieg im WM-Finale 1974 verdankten die Deutschen dagegen zum Großteil ihm, glanzvoll war er dennoch nicht. Im Film sind Fußballszenen eher rar gesät, dabei war Maier ja selbst ein großartiger Kameramann. Die WM 1990 hat er, damals Torwarttrainer unter Beckenbauer, von innen gefilmt. Eine schöne Szene aber gibt es doch: wenn Beckenbauer ihn nach einer Glanzparade im 74er-Endspiel mitten im gnadenlosen Abwehrgetümmel am Arm festhält, um ihm weiter Zuversicht zu geben.

Eine gewisse Distanz lässt Maier spüren, wenn er sagt: "Ich geb's zwar nicht nach außen zu, aber im Herzen bin ich doch noch ein Roter." Man spürt es, dass sich die Zeiten geändert haben. Der Humor hat es schwer im rau gewordenen Geschäft. Er selbst hat, wie er sagt, "die ganze Entwicklung des FC Bayern mitgekriegt", hat von 1962 bis 1979 ganze 699 Pflichtspiele für die Bayern gemacht. Auf den Uli Hoeneß lässt er nix kommen, der hat ihm 1979 nach einem schweren Unfall "das Leben gerettet" und ihn mit dem Hubschrauber nach Großhadern bringen lassen.

"Von heut' auf morgen bist du nichts mehr", erinnert er sich an die Zeit danach. Ein Dreiviertel Jahr dauerte es, bis er wieder auf die Beine kam. Dann war es wieder Hoeneß, der ihm davon abriet, die Torwartlaufbahn fortzusetzen. Es folgte eine der seltsamsten Karrieren, die es seitdem im Fußball gibt. Maier wurde der erste Torwarttrainer überhaupt – 1990 in der Nationalmannschaft, 1994 beim FC Bayern, als "Diamantschleifer" des Olli Kahn, der ihn heute dafür noch in den höchsten Tönen lobt.

Die schönsten Momente sind naturgemäß die spaßigen. Der Entenfang vom Mai '76 im Spiel gegen Bochum darf da nicht fehlen, wenngleich auf das Drumherum – "Die Ente hat im Olympiasee hinterm Stadion gewohnt, ich kannte sie schon!" – hier leider verzichtet wird. Dafür darf (oder muss) man einem ZDF-Torwandschießen im Olympiastadion mit Oliver Kahn beiwohnen. Als man sich schon verärgert abwenden will, streckt die "Katze von Anzing" den Kopf durchs Torwandloch und ermuntert den Schützen Kahn nach erfolglosem Versuch: "Vielleicht trifftst so besser!" Und so passiert es. Es ist fast wie mit Beckenbauers Weißbierglas. Blauer Himmel, weiße Wölkchen – mit Maier zu reden: "So kann's weitergehen, die nächsten 30 Jahre."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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