15.11.2021 Blick in die Zukunft

Folge 3: Politik 2030 – erreicht sie die Menschen überhaupt noch?

Von Professor Dr. Thomas Druyen
Professor Dr. Thomas Druyen (rechts) und prisma-Chefredakteur Stephan Braun.
Professor Dr. Thomas Druyen (rechts) und prisma-Chefredakteur Stephan Braun. Fotoquelle:  Alois Müller

In "Blick in die Zukunft" antwortet Professor Dr. Thomas Druyen auf Fragen von prisma-Chefredakteur Stephan Braun. Folge 3: Politik 2030 – erreicht sie die Menschen überhaupt noch?

Die Politik dient dazu, unser Land zu managen und unsere Interessen zu Hause und im Ausland bestmöglich zu vertreten. Diese Arbeit ist in den letzten Jahrzehnten gut umgesetzt worden. Wir gehören zu den stärksten Ländern der Welt, unsere Lebensverhältnisse sind im internationalen Vergleich herausragend und Deutschlands Ansehen in der Welt ist hoch. Unsere Noch-Kanzlerin Merkel, egal wie man zu Ihr steht, genießt seit ganz vielen Jahren weltweit höchsten Respekt.

Trotz Ausnahmen, Ungerechtigkeiten, Katastrophen und Schicksalsschlägen ist diese Bilanz unseres Landes bemerkenswert. Dennoch sinkt seit Jahren die Glaubwürdigkeit der Politiker, die Zweifel an ihrer Kompetenz wachsen, viele Entscheidungen innen-, außen- und europapolitisch sind umstritten oder kaum nachvollziehbar. Die Welt wird komplizierter und komplexer und die Lösungskompetenz der Politikerinnen und Politiker scheint den großen Herausforderungen immer mehr hinterherzuhinken.

Was ist also geschehen und wo führt das hin? Natürlich gibt es viele verschiedene Ursachen, aber zentral hat sich mit Internet, mit Smartphone und dem pausenlosen Verwerten von Daten unsere Kommunikation total verschoben. Wir schwimmen in einem Meer aus Informationen und Meinungen und niemand weiß mehr genau, was richtig oder falsch ist. Alle bewerten die Dinge aus der eigenen Perspektive heraus und die Egos werden immer aggressiver. Daher versucht die Politik eher Stimmungen zu erfassen, als visionäre und mutige Entscheidungen zu treffen.

So fühlen sich Bürgerinnen und Bürger und vor allem die jüngeren Generationen nicht mehr ernst genommen. Die Verknüpfung wird brüchig und immer neue Flickenteppiche sind die Folge. Im Zeitalter digitaler Technologie können und wollen wir mitdenken, mitbestimmen und bei schwierigen Entscheidungen gehört werden. Stimmvieh ist out, Volksbefragung ist in.

Wir freuen uns jederzeit über Ihre Meinung zur Kolumne an zukunft(at)prisma-verlag.de. Da wir nicht alle Zuschriften ausführlich beantworten können, geht Prof. Dr. Thomas Druyen an dieser Stelle auf einige Zuschriften ein. Wir behalten uns bei Ihren Ausführungen das Recht der sinnwahrenden Kürzung vor.

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