Hannes Jaenicke ist Kommissar Alex Pollack. Im prisma-Interview spricht der Schauspieler über die ARD-Donnerstagskrimi-Reihe „Der Amsterdam-Krimi“ und über die beiden neuen Filme „Der falsche Tote“ (8. Mai, 20.15 Uhr) und „Die letzte Zeugin“ (15. Mai, 20.15 Uhr). Zudem ist Jaenicke bald erstmals als Psychiater in der Herzkino-Reihe „Dr. Nice“ im ZDF zu sehen.
Herr Jaenicke, was unterscheidet die ARD-Degeto-Krimireihe „Der Amsterdam-Krimi“ von anderen Krimi-Reihen im deutschen Fernsehen?
Wie der Titel schon sagt, spielen unsere Filme in Amsterdam, einer der spannendsten Städte, die ich kenne. Zweitens nennen sie sich zwar Amsterdam-„Krimis“, müssten aber eigentlich Amsterdam-„Thriller“ heißen. Auch wenn man den Unterschied zwischen diesen beiden Genres hierzulande immer noch erklären muss.
Auch in den neuen Filmen werden Themen mit einer internationalen Dimension sehr spannend und auch emotional erzählt. Worum geht es in den neuen Fällen?
Eine präzise Antwort wäre ein Spoiler-Alert. In einem der beiden Filme geht es um das wohl dreckigste Geschäft der Welt – und das sind weder Waffen noch Drogen. Im anderen Film geht es um ein scheinbar rein niederländisches Problem, den sogenannten „Vergismoord“. Darunter versteht man die immer häufiger auftretende Verwechslung eines Anschlagsopfers durch die Mocro-Mafia. Dass es tatsächlich aber nur scheinbar um einen solchen Vergismoord geht, macht die Geschichte noch vertrackter und spannender.
Im „Amsterdam-Krimi“ spielen viele niederländische Schauspieler mit, unter anderem auch Fedja van Huêt, den man hierzulande auch aus der Amazon-Prime-Serie „Maxton Hall“ kennt. Wie ist die Zusammenarbeit mit den niederländischen Kollegen?
Ich hätte mir keinen perfekteren Partner für unserer Reihe ausdenken können, weder was sein Talent noch seine Person betrifft. Fedja ist in meinen 45 Berufsjahren einer der ganz wenigen Kollegen, mit denen ich auch privat Zeit verbringe. Und für das gesamte Team gilt, dass es ein absolutes Vergnügen ist, mit Niederländern zusammenarbeiten zu dürfen.
Ihre Figur Pollack liefert sich einige Verfolgungsjagden. Wie herausfordernd waren die Szenen für Sie? Haben Sie ein Stunt-Double?
Die ewigen Rennereien und fußläufigen Verfolgungsjagden im weitgehend autofreien Amsterdam sind für Darsteller meines Alters eine Zumutung. Warum ich meine Stunts immer noch selbst mache, weiß ich auch nicht. Es muss mit unserem hervorragenden Stunt-Koordinator Simon van Lammeren zu tun haben, den ich seit 20 Jahren kenne und schätze.
Was erfüllt Sie mehr, Ihr aktiver Einsatz für Natur- und Umweltschutz oder Ihre erfolgreiche Karriere als Schauspieler und Autor? Wo sehen Sie Ihren Schwerpunkt?
Ich versuche seit 2006, alles drei unter einen Hut zu bringen und bisher funktioniert das ganz gut. Die Schauspielerei macht mir immer noch einen Höllenspaß, und die bezahlt meine Miete. Die Dokus und Bücher sind der Versuch, mit Massen- und Unterhaltungsmedien wie Fernsehen und Print gelegentlich etwas Sinnvolles abzuliefern, das vielleicht sogar etwas bewirkt.
Sie sind für die Dreharbeiten der Krimis öfters in Amsterdam, was können wir von den Niederländern lernen?
Theoretisch unglaublich viel. Das fängt bei Gelassenheit, Humor und Laissez-faire an und hört bei Stadtplanung und Tempo-Limit nicht auf. Aber wir Deutschen sind immer noch so mit uns selbst beschäftigt, dass wir gar keine Zeit haben nach dem „Learning from the best“-Prinzip vorzugehen. Insofern genieße ich jeden Tag, den ich in Amsterdam arbeiten darf und wundere mich, dass wir uns manche Dinge nicht einfach bei den Niederländern abgucken.
Wie schauen Sie als Deutsch-Amerikaner eigentlich auf die aktuelle Lage in den USA?
Mit einer Mischung aus Sprachlosigkeit, Ohnmacht, Wut und Fremdschämen.
Noch eine letzte Frage: Am 18. Mai sind Sie erstmals in der Erfolgsreihe „Dr. Nice" im ZDF Herzkino zu sehen. Können Sie uns bitte mehr über Ihre Rolle und die Dreharbeiten erzählen?
Ich spiele den Psychiater von Dr. Moritz Neiss – das macht großen Spaß. Der hat genauso einen an der Klatsche wie „Dr. Nice“, weiß es aber besser zu kaschieren. Auch habe ich da – ähnlich wie beim „Amsterdam-Krimi“ – eine wunderbare Crew und darf neben dem eher desillusionierten und wortkargen Undercover-Mann Alex Pollack bei „Dr. Nice“ etwas völlig anderes spielen – und viel reden!
„Der falsche Tote“ - Donnerstag, 8. Mai, 20.15 Uhr, sowie in der ARD-Mediathek.