"Game of Thrones": Ein Serien-Phänomen geht zu Ende
Die spektakulärste Serie der Welt geht zu Ende. "Game of Thrones" verabschiedet sich mit der achten Staffel. Man wird "GoT" vermissen. Noch nie kamen sich hoher künstlerischer Anspruch und spektakuläre Mainstream-Unterhaltung im Fernsehen so nahe.
"Game of Thrones – ist das nicht dieser Fantasy-Kram?" – Noch immer gibt es Skeptiker, die sich nicht vorstellen können, dass die nach Auszeichnungen beste Serie des letzten Jahrzehnts (47 Emmys!) wirklich ihren Ansprüchen genügt. Dabei sollten "GoT"-Laien milde über Bilder von fliegenden Drachen, zombieartigen Wesen und Mittelalterpersonal hinwegsehen. Die auf den Romanen des Amerikaners George R. R. Martin beruhende TV-Saga über den Kampf der sieben Königreiche von Westeros um den Eisernen Thron ist genauso spektakulär anzusehen wie ein Kino-Blockbuster der teuersten Kategorie. Gleichzeitig kommt die Handlung so verstiegen daher wie ein Spionagethriller von Altmeister John le Carré. Einer, der zudem Charaktere und Dialoge vorweist, die selbst William Shakespeare gefallen hätten.
Mehr als anderthalb Jahre mussten Abermillionen Fans auf das Finale der 2011 gestarteten HBO-Serie warten. In der Nacht vom Sonntag, 14., auf Montag, 15. April, etwa um 3 Uhr nachts, läuft nun die Originalfassung der ersten von sechs Schlussepisoden – in Deutschland beim HBO-Linzenznehmer Sky, der bereits ab 8. April mit Wiederholungen aller alten Staffeln der "Pop-Up"-Sender Sky Atlantic Thrones HD für die passende Einstimmung sorgt. Die neuen Folgen gibt es außerdem auf Abruf über Sky Ticket, Sky Go oder Sky Q, und ab Montag, 15. April, 20.15 Uhr, ist dann auch eine deutsche Synchronfassung zu sehen. Mit Sicherheit werden sich mehr als nur ein paar Verrückte die Nacht um die Ohren schlagen, um möglichst früh zu wissen, wie die Schlacht um den Kontinent Westeros weitergeht.
Fake-Szenen als Spoiler-Abwehr
Die Neugier hat ihren Grund. Noch nie gab es soviel Geheimhaltung um die Weiterentwicklung des Plots einer Fernsehserie. Alle Schauspieler unterlagen strengsten Schweigeverpflichtungen. Angeblich wurde Fake-Szenen gedreht, um Spione und Drohnenschnüffler zu verwirren, was offenbar funktionierte. Durchsucht man das Netz, welches mit Theorien zu "GoT"-Staffel acht überquellt, ergibt sich keine klare Tendenz, was tatsächlich passieren wird. Lediglich einige produktionstechnische "Highlights" wurden "geleakt", wie zum Beispiel die große Schlacht um die Burg Winterfell, deren Dreh angeblich elf Wochen dauerte und die man bereits in Folge drei der finalen Staffel erleben können soll – angeblich.
All diesen Wahnsinn kann man verstehen, denn "Game of Thrones" ist schon lange keine normale Fernsehserie mehr. Eher ein Suchtstoff, der selbst hartgesottene Fantasy-Gegner zu Jüngern der Buchverfilmungen "A Song of Ice and Fire" von George R. R. Martin machte. Allerdings basierten nur die ersten fünf Staffeln auf literarischen Vorlagen. David Benioff und D.B. Weiss, die Serienmacher vom Edel-Kabelkanal HBO, überholten ihren ebenso akribische wie dicke Wälzer schreibenden Roman-Schrat irgendwann mit der Handlung – und das obwohl Martin bei der Verfilmung seiner Stoffe stets mit im Boot war.
Das Finale mit sechs überlangen Folgen zwischen voraussichtlich 60 (die ersten beiden Folgen) und 80 Minuten (Episoden drei bis sechs) erstreckt sich bis zum 19./20. Mai., dann soll die definitiv letzte Folge offenbart werden. Und dann erst wird man wissen, ob die Menschheit den Kampf gegen die "Weißen Wanderer" überlebt und welcher der verbliebenen Stars – in "GoT" wurde gerade in den ersten Staffeln viel gestorben – auf dem Thron Platz nimmt, auch zu welchem Preis. Überhaupt, die Stars: "Game of Thrones" machte eine ganze Reihe zuvor unbekannter Schauspieler zu Schwergewichten der Branche. Vor allem den kleinwüchsigen Amerikaner Peter Dinklage (Tyrion Lannister), aber auch die Briten Emilia Clarke (Daenerys Targaryen) und Kit Harington (Jon Schnee).
Sky profitiert von "Game of Thrones"
Malte Probst, bei Sky Deutschland Chef der Sparten Film und Entertainment, weiß, was Sky "GoT" zu verdanken hat. "Viele Abonnenten kommen aufgrund unserer Live-Sport-Übertragungen und bleiben wegen des Film- und Serienangebots." Tatsächlich gründete der Bundesliga- und Champions-League-Sender im Mai 2012 zum Start der zweiten Staffel "GoT" den Sender Sky Atlantic HD, der sich auf Serien konzentriert. Vor allem jene aus dem Hause HBO. Mittlerweile, so das überraschende Statement Probsts, hat sein Sender festgestellt, "dass 75 Prozent der Nutzung inzwischen auf Nicht-Sport-Programme entfällt".
Tatsächlich, so der TV-Manager, geht bei Sky die Zahl der Abonnenten signifikant nach oben, wenn neue Folgen von "Game of Thrones" anstehen. "Das Interesse an der finalen Staffel ist immens. Wir verzeichnen schon jetzt einen Zuwachs an neuen Abos, insbesondere für das Sky Ticket." Dabei ist das Phänomen "GoT" eher eines des kontinuierlichen starken Wachstums als ein typisches Mode- oder Hype-Phänomen. Ähnlich wie in den USA begann die Serie in Sachen Quote zufriedenstellend bis stark, schwang sich danach jedoch zu immer neuen Rekorden. "2017 erreichte die siebte Staffel auf Sky 14,1 Millionen Kontakte", rechnet Sky-Manager Probst vor. "Davon 6,9 Millionen linear über Sky Atlantic HD und weitere 7,2 Millionen Fans über non-linear." Dass ausgerechnet ein blutrünstiges Fantasy-Epos derlei Rekorde schafft, das als Genre-Produkt normalerweise ein Publikum spaltet, ist eine weitere Facette des Phänomens.
"'Game of Thrones' hat die Serienproduktion und auch das Sehverhalten komplett umgekrempelt", ist Malte Probst überzeugt. "Es bedient mehrere Genres, verknüpft verschiedenste Storylines und setzte auch in Bezug auf Spezialeffekte neue Standards. Der für alle Fans verbindende Nenner ist aber die komplexe Geschichte rivalisierender Dynastien und deren Kampf um Macht oder Machterhalt."
Dass man sich bei "GoT" – vor allem bei Ansicht des englischsprachigen Originals – so oft an Shakespeare erinnert fühlt, kommt nicht von ungefähr. Die alten Geschichten, das wussten sowohl der Historienkenner und Romanautor George R. R. Martin als auch die Serienmacher von HBO, sind eben doch oft die besten.
Quelle: teleschau – der Mediendienst