Um die Insolvenz ihrer Wirtschaft abzuwenden, entwickelt Lisa einen perfiden Plan. Leitragender ist Sänger Nico, der von der großen Karriere träumt. Clevere Parodie auf das TV-Business.
Der Gastwirt Wolfgang (Werner Wölbern) stirbt an einem Herzinfarkt – direkt hinter seinem Tresen. Tochter Lisa (Janina Fautz) schmeißt daraufhin ihr Studium und übernimmt die Wirtschaft ihres Vaters im hessischen Kaff Körstel. Recht schnell stößt sie jedoch an ihre Grenzen und stellt fest, dass das Lokal hochverschuldet ist ... Kann sie die drohende Absolvenz abwenden?
Ja, sie kann: Ein schmieriger Investor will ihr das Familiengrundstück abkaufen, um dort einen Ferienpark zu errichten. Lisas finanzielle Sorgen wären auf einen Schlag dahin! Auch der Bürgermeister ist begeistert und verspricht sich vom Ferienpark einen wirtschaftlichen Aufschwung in seiner Gemeinde. Die Krux: Eleonore (Marie Anne Fliegel) muss ihr Grundstück ebenfalls abtreten, denn auch sie lebt auf dem Gebiet, das für den Bau der Anlage infrage kommt. Doch die alte Dame weigert sich vehement – kann sie irgendwie umgestimmt werden? Das erfährt der Zuschauer in der TV-Komödie "Größer als im Fernsehen", die ARTE nun als Premiere im Programm hat.
Lisa entdeckt einen wunden Punkt, denn Eleonore ist geradezu besessen von Casting-Kandidat Nico Hölter (Dennis Schigiol): Falls der junge Mann in Unterwäsche für Eleonore ein Ständchen zum Besten gibt, ist sie sogar bereit dazu, ihr Grundstück zu verkaufen. Für Lisa ein guter Deal! Völlig skrupellos lockt sie den erfolglosen Sänger nach Körstel und gaukelt ihm mit Hilfe der gesamten Gemeinde Interesse an seiner Musik vor. In Wahrheit ist natürlich alles fake, die Träume von Nico sind ihnen völlig schnuppe. Denn alle haben nur ihr eigenes Wohl im Sinn. Mithilfe eines perfiden Plans will Lisa nun die Bedingung von Eleonore erfüllen ...
Erzählt wird der Film interessanterweise aus der Perspektive von Nico: Der blickt nämlich in einer ans RTL-Dschungelcamp angelehnten Show auf seine vergangenen Erlebnisse in Körstel zurück. "Größer als im Fernsehen" entpuppt sich dadurch als clevere Parodie aufs Fernsehbusiness und Formate wie "Deutschland sucht den Superstar" oder "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!". Der Einzelne wird von der TV-Maschinerie gnadenlos ausgenutzt – doch auch der Ottonormalverbraucher ist kaum besser als die Privatsender. Nicht umsonst wird der "entfesselte Turbo-Kapitalismus" in gewisser Weise als Grundproblem des menschlichen Zusammenlebens identifiziert: Jeder will die eigene Haut retten – koste es, was es wolle!
Glücklicherweise verpacken Regisseur Christoph Schnee und Drehbuchautor Benjamin Hessler diese simple Erkenntnis nicht in ein plattes Moralstück. Stattdessen erzählen sie in augenzwinkernder Manier eine clevere Parabel auf die Entertainmentbranche und die moderne Ellenbogengesellschaft. Am Ende kulminiert alles in einem großartigen Finale, das für ein paar allzu gewollte Gags und überzogene Performances entschädigt – und in geradezu märchenhafter Art und Weise zeigt, dass die Welt nicht ganz so schlecht ist, wie befürchtet.
Quelle: teleschau – der Mediendienst