Es geht aufwärts: Dem bisher ärgerlich schwachen Lissabon-Krimi gelingt es im vierten Versuch, so etwas wie Spannung zu portugiesischem Lebensgefühl in der deutschen Primetime herzustellen.
Was ein ordentliches Drehbuch wert ist, beweist der vierte "Lissabon-Krimi" mit Jürgen Tarrach. Gerade im Vergleich zum dritten Film "Dunkle Spuren", der sein Publikum eine Woche zuvor mit 90-minütigem Rätselraten darüber nervte, wie ein Fabrikbrand ausgelöst wurde. Auch in "Feuerteufel" geht es nun um einen Brand. Ein Waldareal nahe Lissabon wurde abgefackelt. Dass ein dort gelegenes Rehabilitationscamp für straffällig gewordene Jugendliche verschont wurde, war reine Glückssache.
Mit dem charismatischen Camp-Leiter und Therapeuten Goncalo Postiga (Christoph Grunert) verbindet Anwalt Eduardo Silva (Tarrach) eine gemeinsame Vergangenheit: Einst kümmerte sich der Schamanismus-Experte erfolgreich um Silvas Tochter, als die in einer Krise steckte. Nun gilt es, den Tod eines Camp-Jungen aufzuklären, der beim Brand im Wald ums Leben kam. Hat David da Costa (Luis Pintsch), ein anderer "Patient" Postigas, das Feuer gelegt? Alle Indizien sprechen gegen den Jungen aus reichem Hause. Eduardo Silva und seine Referendarin Marcia Amaya (Vidina Popov) übernehmen Davids Verteidigung.
Das diesmal von Sönke Lars Neuwöhner ("Tatort: Der Mann, der lügt", "Morgen hör ich auf") und Sven S. Poser (schreibt mit Neuwöhner auch die "Wolfsland"-Krimireihe mit Yvonne Catterfeld im ZDF) verfasste Drehbuch überzeugt mit einer stimmigen Geschichte, die ihre Charaktere ernst nimmt. Dank des soliden Plot-Gebäudes kann auch der hoch gehandelte Nachwuchsregisseur Jens Wischnewski ("Die Reste meines Lebens") endlich zeigen, was er kann. Seine stimmungsvollen Bilder sind die schönsten Portugal-Ansichten, die man bisher in der ARD-Krimireihe sah.
Vor diesem Paket kommt auch eine weitere Stärke der beiden Lissabon-Krimi-Produktionen 2019 endlich zum Tragen: Die Musik von Peter Thomas Gromer, übrigens Stammkomponist von Regisseur Wischnewski, spielt auf großleinwandigem Kinoniveau orchestral mit dem portugiesischen "Saudade"-Gefühl der Protagonisten. Komponist und Regisseur waren übrigens beim sehr schwachen Vorwochenfall "Dunkle Spuren" mit im Boot. "Nur" beim Drehbuch wurde personell rotiert. Eine gute Geschichte ist eben durch nichts zu ersetzen. Diesem Leitsatz dürfen die Redakteure des ARD-Donnerstagskrimis in Zukunft gerne noch ein wenig mehr Bedeutung zumessen.
Quelle: teleschau – der Mediendienst