ARD-Film

"Steirerkreuz": Landkrimi mit viel Stammtisch

von Hans Czerny

Im steirischen Mürztal wurde ein Sägewerksbesitzer erdrosselt. Seine Familie, so heißt es, regiert das ganze Tal. Schnell fällt der Verdacht in diesem Landkrimi auf einen Holzarbeiter, der nach einem Gefängnisaufenthalt wieder in Freiheit ist.

ARD
Steirerkreuz
Krimi • 12.12.2019 • 20:15 Uhr

Bereits zum 15. Mal versuchen sich ORF und ARD mit einem "Landkrimi" im Genre des Heimatthrillers. Und wie bereits zuvor des öfteren geschehen, lassen sie es dabei gehörig krachen. Diesmal sehen sich die Kommissare Sandra Mohr (Miriam Stein) und ihr Vorgesetzter Sascha Bergmann (Hary Prinz) in einem weiteren Film nach einer Vorlage von Krimiautorin Claudia Rossbacher mit einem Mord im abgelegenen oberen Mürztal konfrontiert. Einer Gegend, in der es einerseits noch Wallfahrer gibt und ein riesiges Holzkreuz hoch droben auf dem Berg, das zumindest nach Maßgabe der Einheimischen das größte der ganzen Welt sein soll. Aber auch das örtliche Bordell braucht sich nicht zu verstecken. Der Andrang ist groß, der Dorfpolizist frequentiert es ebenso wie der Bürgermeister und der Holzfabrikant Walter Fürst – eben jener, der soeben das Zeitliche mit einem Würgemal am Hals gesegnet hat.

Über den Mord in der Steiermark werden die Ermittler vom Landeskriminalamt durch den leutseligen Ortspolizisten Ferdinand Franz (Holger Schober) umfänglich informiert, Die Familie Fürst, so berichtet er, regiert das ganze Tal. Tragik umwehe allerdings den einflussreichen Clan. Nicht nur, dass sich der alte, frühere Chef aufgehängt habe und die Holzfirma von dessen Witwe, der jetzigen Matriarchin, gerettet worden sei. Nicht genug, gab es zudem vor vielen Jahren auch noch eine Vergewaltigung der Schwiegertochter Magdalena. Der Holzarbeiter Veit Schindler (Julian Weigend) sei es gewesen, der nach seiner Verurteilung vor kurzem wieder aus dem Gefängnis entlassen worden sei.

Wolfgang Murnberger, der viele schöne Filme mit Josef Hader drehte (Brenner-Trilogie, "Der Knochenmann") nimmt hier – wie schon in den Vorläufern "Steirerblut" und "Steirerkind" – ein Bad in den Klischees des Heimatkrimis und verlässt sich ansonsten ganz auf sein von Miriam Stein und Hary Prinz gespieltes sympathisches Polizistenpärchen. Der Humor geht in "Steirerkreuz" (der Roman kam 2014 heraus) allerdings allzu häufig unter die Gürtellinie, die Verbalerotik zwischen den Kommissaren funktioniert nicht immer und ufert mitunter in Stammtischscherzen aus. Selbst der wie immer zuverlässig spitzzüngigen Matriarchin der Gisela Schneeberger wird durch die bigotte Schwiegertochter, die im örtlichen Religionssender arme Seelen retten will, einiges von ihrer Durchschlagskraft genommen.

Sind die "Me too"-Debatten zwischen Sandra und ihrem allzeit anbandelbereiten Vorgesetzten beim Einchecken im Hotel noch von einigem Reiz, so kollidieren die eher schlichten Mitteilungen über Potenznöte und Gleichgeschlechtlichkeit doch immer mehr mit jenem "Familiengeheimnis", in dem es um Mord und Vergewaltigung geht. Murnbergers Landkrimi, der die heimatliche Stammtischmentalität sarkastisch kritisieren will, verfällt ihr selbst hier ungewollt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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