Film im Ersten

"Axel der Held" in einer fernen Welt

von Jasmin Herzog

In seinen Träumen ist Axel schon lange ein Held, in der Realität eher ein Hasenfuß. Die ARD zeigt den Film zu später Stunden als Free-TV-Premiere.

ARD
"Axel der Held"
Komödie • 22.08.2022 • 00:05 Uhr

Der Träumer ist eine häufig bemühte Spezies in der Literatur und noch mehr im Kino. Dort, wo sich Realität so wunderbar mit Wunschvorstellung verschmelzen lässt, blühen Schwärmer auf. Der titelgebende Protagonist in "Axel der Held" ist ein solcher Träumer. Denn bevor er schlussendlich zum Helden wird, hat er sich eben diesen Werdegang schon zigmal vorgestellt. So wirklich traut Axel (Johannes Kienast) sich das Heldentum nämlich nur zu, wenn er sich an seinem heimischen Modellnachbau des abgelegenen Örtchens Krönchen selbst Geschichtchen erzählt. Der Spielfilm von Regisseur Hendrik Hölzemann ist nun erstmals im Free-TV zu sehen.

In Wirklichkeit bestimmt einzig und alleine der böse König Manne (Sascha Alexander Gersak) das Geschehen. Axel hat Spielschulden bei dem Hühnerfarm- und Casinomagnaten und arbeitet diese mit niederen Diensten ab. Doch irgendwann, so malt er es sich immer wieder aus, wird er nicht nur diese beglichen haben, sondern dem Ekel auch Jenny (Emilia Schüle) entreißen können, seine Liebe seit Kindertagen. Alleine schafft er dies natürlich nicht. Entscheidend für das Gelingen ist Waldschrat Heiner (Christian Grashof), der seinen Verschlag gegen Manne zu verteidigen versucht und sich dabei ebenso in eine fremde Welt verträumt – in die des größten aller Fantasten: Karl May.

Der als "modernes Heldenmärchen" beworbene Film bereitet Axels Träumereien eine breite Bühne. Von dort zurück auf den Boden der Tatsachen ist's ein Stück, die Fallhöhe ist aber gering. Wenige, doch feine Comic-Überzeichnungen unterstreichen seine Fantasie, den ein oder anderen Ausbruch mehr hätte es dabei durchaus vertragen. Überhaupt: Regisseur und Autor Hendrick Hölzemann setzt die Märchenüberdrehungen dezent ein. Gerade so stark, dass man keinen Realismus fordern will. Doch nicht genug, um wirkliche Verrücktheit zuzulassen.

Tagtraumsequenzen sind seit jeher ein beliebtes Stilmitteln in Film und Serie. Ben Stiller etwa entkam 2013 ("Das erstaunliche Leben des Walter Mitty") einem Vulkanausbruch auf dem Longboard oder bestach afghanische Warlords mit einem Mandarinenkuchen – während er (wohl) im Fotoarchiv eines Magazins graue Haare bekam. Oder Zach Braff als J.D. in "Scrubs" (2001-2010), der in seinen geistigen Ausflügen dem ulkigen Gesamtwerk das Sahnehäubchen verpasste. Inszenatorisch ist Regisseur Hölzemann mit "Axel der Held" kein neuer Kniff gelungen. Die Aussetzer seines jungen Helden kommen unvermittelt und enden meist mit einem zurückführenden Erwecken. Was Traum, was Wahrheit ist, gibt keine weiteren Rätsel auf.

"Axel der Held" – So. 21.08. – ARD: 00.05 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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