Komödie bei Kabel Eins

"Monsieur Claude und seine Töchter": Klischees strapazieren, bis sie brechen

15.06.2022, 08.16 Uhr
von Jan Treber

Der konservative Monsieur Claude hat so seine Probleme mit seinen "Multikulti"-Schiegersöhnen. Als die jüngste Tochter dann auch noch einen Schwarzen heiraten will, ist der Bogen überspannt. Doch natürlich siegt am Ende die Liebe über Vorurteile und Rassismus.

kabel eins
Monsieur Claude und seine Töchter
Komödie • 15.06.2022 • 20:15 Uhr

Meist bewahrt Monsieur Claude Verneuil (großartig nuanciert: Christian Clavier) ganz gut die Fassung. Aber das Geschenk des jüdischen Schwiegersohns David (Ary Abittan) ist für den erzkonservativen, reichen, in Ehren ergrauten Notar aus der Provinz doch starker Tobak: die Vorhaut seines beschnittenen Enkelsohns. Murrend schickt er sich an, gemäß dem Ritus das gute Stück in seinem Garten zu begraben. Nur ist der Hund schneller. Erst als Monsieur Claude einen ihm sehr passend erscheinenden Ersatz findet, kehrt sein Humor zurück.

Selten geht es in der nun bei Kabel Eins wiederholten Multikulti-Komödie "Monsieur Claude und seine Töchter" (2014) so drastisch, grimmig und turbulent zu, immer aber schonungslos. Kein Klischee über Hautfarbe oder Konfession wird ausgelassen, alle bekommen ihr Fett weg.

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In den Zeiten der Globalisierung fällt die Liebe ihrer Töchter dorthin, wo der gut situierte Gaullist Monsieur Claude und seine nicht weniger distinguierte Gattin Marie (Chantal Lauby) sie nicht so gerne keimen sehen. Odile (Julia Piaton) verheiratet sich mit dem Juden David, Ségolène (Emilie Caen) wählte den chinesisch-stämmigen Chao (Frédéric Chau) und Isabelle (Frédérique Bel) den Muslim Rachid (Medi Sadoun). Alles Franzosen – nur für Monsieur Claude nicht ganz die richtigen, auch wenn sie die Marseillaise zu schmettern wissen.

Wenigstens Laure (Elodie Fontan), die vierte Tochter, soll einen Katholiken heiraten. Dazu ist Laure durchaus bereit. Nur eben nicht den Schnösel, den ihre Eltern ausgeguckt haben, sondern einen Schauspieler – den Schwarzen Charles Koffi (Noom Diawara). Vater Claude und Mutter Marie stehen unter Schock, und auch die schon etablierten Schwiegersöhne fragen sich, ob mit der anstehenden neuen Verbindung der ethnisch-religiöse Regenbogen nicht überspannt wird.

Riesiger Erfolg in Frankreich

Über das Glück von Laure und Charles entscheiden letztlich Monsieur Claude und sein afrikanisches Alter Ego, Charles' Vater André (Pascal N'Zonzi). So offensiv "Monsieur Claude und seine Töchter" mit allen Kulturkreisen umgeht, so festgefügt ist die Hierarchie zwischen Alt und Jung.

Über zwölf Millionen Menschen gingen in Frankreich ins Kino, um "Monsieur Claude und seine Töchter" zu sehen. In Deutschland sahen knapp vier Millionen Zuschauer die unterhaltsame Komödie. Die Strategie systematischer Abnutzung der Stereotypen, bis der Mensch hervorkommt und die Liebe siegt, ging auf.

Monsieur Claude und seine Töchter – Mi. 15.06. – kabel eins: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH
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