Aus dem asiatischen Raum stammende Regisseure sind im Westen meistens weitgehend unbekannt. Das gilt erst recht dann, wenn sie aus dem kleinen Taiwan kommen. Allerdings hat der Inselstaat mindestens einen Regisseur von Weltruhm hervorgebracht – nämlich Ang Lee. Der vielseitige Künstler hat am 23. Oktober seinen 70. Geburtstag gefeiert. Dabei verbindet er reizvoll die östliche und westliche (Film-)Welt.
Ang Lee absolvierte in seinem Heimatland zunächst ein Theater- und Filmstudium, zog aber bereits im Alter von 24 Jahren in die USA und weitete seine Kenntnisse dort an den Universitäten von Illinois und New York aus. Seine Filme bieten nicht nur eine emotionale Tiefe und thematisieren unterhaltsam, aber dennoch einfühlsam menschliche Konflikte. Sie bestechen auch immer wieder durch ihre visuelle Schönheit und Poesie. Bis Ang Lees Sportdrama „Thrilla in Manila“ über den legendären letzten Kampf zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier herauskommt, dürfte noch einige Zeit vergehen. Bis dahin werfen wir einen Blick auf seine Top-Filme.
1. Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (2012)
Das Wort „magisch“ ist in Bezug auf Filme zwar ziemlich stark beansprucht. Aber kein anderes Adjektiv charakterisiert Ang Lees größten Erfolg als Regisseur wahrscheinlich besser. Der deutsche Titel verweist dabei bereits auf den Plot. Hinter diesem verbergen sich aber diverse ethische, philosophische und spirituelle Fragen, die der Film unaufdringlich stellt, sowie eine raffinierte und ambivalente Erzählstruktur. Dazu kommt die beeindruckende visuelle Ästhetik mit einigen Gänsehautaufnahmen durch gleich mehrere Ideen, die sich so nicht in der Buchvorlage finden. Der berührende Abenteuerfilm erhielt vier „Oscars“ – darunter auch die Auszeichnung für die „Beste Regie“.
2. Tiger and Dragon (2000)
Auf den ersten Blick ist dieser Film wahrscheinlich genau das, was Kinogänger von einem taiwanesischen Regisseur erwarten. Im Mittelpunkt stehen nämlich der Diebstahl eines legendären Schwerts und zahlreiche Martial-Arts-Fights. Dank des berühmten Choreografen Yuen Woo-ping – der etwa „Matrix“ mit seiner Arbeit veredelte – kommen Kampffans auch voll auf ihre Kosten. Gleichzeitig spinnt Ang Lee aber ein mitreißendes philosophisches Drama um Pflicht, Liebe und Ehre, das in einem poetischen Finale mündet. Der Film konnte mehr als das Zwölffache seiner Produktionskosten einspielen und gewann ebenfalls vier „Academy Awards“.
3. Brokeback Mountain (2005)
Keiner von Ang Lees Filmen hat – vor allem in den USA – für ähnliche Kontroversen und Anfeindungen gesorgt wie dieser. Auslöser war die homosexuelle Beziehung zwischen zwei Cowboys. Das kam in konservativen Kreisen nicht gut an – glücklicherweise aber sowohl beim internationalen Publikum als auch bei einer deutlichen Mehrheit der Kritiker. Ein Teil des Erfolgs ist dabei fraglos dem Schauspiel von Heath Ledger und Jake Gyllenhaal zu verdanken, die beide dafür Oscarnominierungen erhielten. Am Ende gewann das Drama drei „Academy Awards“. Darunter war auch der Regie-Oscar für Ang Lee – den hatte bis dahin noch kein einziger nicht weißer sowie aus Asien stammender Regisseur erhalten.
4. Sinn und Sinnlichkeit (1995)
Kann die cineastische Adaption eines Ende des 18. Jahrhunderts entstandenen Literaturklassikers zwei Jahrhunderte später Filmfans überzeugen? Regisseur Ang Lee und Drehbuchautorin Emma Thompson, die auch mitspielt, bewiesen, dass das möglich ist. Dabei modifizieren sie behutsam die Vorlage von Jane Austen, um den Zugang für die Zuschauer zu erleichtern. Das Ergebnis ist ein überraschend frisch anmutender Ansatz, der Komik und Romantik verbindet. Zum Cast gehören dabei klangvolle Namen wie Hugh Grant, Hugh Laurie, Alan Rickman oder Kate Winslet. Der Kostümfilm war für sieben Oscars nominiert, konnte aber letztlich nur den Preis in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ gewinnen.
5. Taking Woodstock - Der Beginn einer Legende (2009)
Elliot (Demetri Martin) träumt von einer Karriere als Innenausstatter in New York. Doch als er aus der Zeitung erfährt, dass einem bereits angekündigten Open-Air-Konzert die Genehmigung entzogen wurde, wittert Elliot die ganz große Chance: Er bietet den Veranstaltern eine Kuhwiese in der unmittelbaren Nachbarschaft als Austragungsort an, ohne zu ahnen, welche Lawine er damit lostritt.
6. Gemini Man (2019)
Henry Brogan (Will Smith) ist ein Weltklasse-Attentäter, der sich in den Ruhestand begeben will. Da setzt sein ehemaliger Vorgesetzter Clay Verris (Clive Owen) plötzlich einen gefährlichen Assassinen auf ihn an, der sich als Henrys eigener, im Geheimen erzeugter und vor allem viel jüngerer Klon entpuppt. Es entbrennt ein ebenbürtiges Duell zwischen dem menschlichen Original und seiner Kopie
7. Eat Drink Man Woman (1994)
Dieser Film, bei dem Ang Lee auch am Drehbuch mitwirkte, bedeutete den endgültigen Durchbruch für den Regisseur. Wie der Titel bereits andeutet, stehen dabei die menschlichen Grundbedürfnisse Essen, Trinken und Liebe im Vordergrund. Die Handlung konzentriert sich auf einen alternden Meisterkoch und seine drei erwachsenen Töchter. Der Film spielt gekonnt mit Gegensätzen, zeigt aber auch Gemeinsamkeiten auf. Dabei bietet er die für viele von Ang Lees Werken typische Leichtigkeit, feinsinnige Emotionalität und eine gute Portion Humor. Der finale Teil von Lees „Father-Knows-Best-Trilogie“ bekam eine Oscar-Nominierung in der Preiskategorie „Bester fremdsprachiger Film“.
8. Das Hochzeitsbankett (1993)
Für internationale Aufmerksamkeit sorgte Ang Lee mit dieser leichtfüßigen, aber dennoch nicht seichten Komödie. Im Mittelpunkt steht ein in New York lebender Taiwaner, der eine Scheinehe eingeht, um seine Eltern zu beruhigen, die nicht ahnen, dass ihr Sohn homosexuell ist und bereits in einer Beziehung lebt. Der Film spielt genüsslich mit Vorurteilen und bietet einige überraschende Wendungen. Jurys bedachten das Werk als besten fremdsprachigen Film mit je einer Golden-Globe- sowie Oscar-Nominierung. Zudem erhielt es einen Goldenen Bären.
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