Sonntag am Tatort

Die Liebe, ein langweiliges Spielchen

19.05.2017, 08.35 Uhr
von Florian Blaschke
Das Höchste der Gefühle: Martin Feifel und Juliane Köhler.
BILDERGALERIE
Das Höchste der Gefühle: Martin Feifel und Juliane Köhler.  Fotoquelle: BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Hendrik Heiden

Leitmayr und Batic ermitteln in einem Kriminalfall, der Lust auf die Sommerpause macht

"Mein Leben war perfekt", sagt Thomas Jacobi (Martin Feifel) und das klingt nicht nur wie eine Rechtfertigung, es ist auch eine. Denn perfekt ist bei ihm derzeit nicht mehr viel, auch wenn der Architekt versucht, den Schein zu wahren. Sein größtes Problem: Seine Geliebte Verena Schneider (Jasmin Georgi) ist von einem Nachbarn tot aufgefunden worden. Doch damit nicht genug. Schneider war nicht die einzige Gespielin von Jacobi – und nach und nach droht sein Privatleben aufzufliegen und auseinanderzufallen.

Auch anderswo in München machen es sich die Menschen nicht gerade leicht mit der Liebe. Auch Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leimayr (Udo Wachtveitl) haben damit zu tun, und spätestens hier muss der Zuschauer sich dann doch wundern. Nur wenige Wochen nach "Der Tod ist unser ganzes Leben" von Regisseur Philip Koch muss nun Rainer Kaufmann an einen Fall anknüpfen, der auch den Ermittlern an die Nieren gegangen ist, der sogar ihr Selbstverständnis als Polizisten in Frage gestellt wird. Und was macht Kaufmann? Produziert einen behäbigen, belanglosen Schablonenfall. Von Nachwirkungen bei den Kommissaren ist nichts zu spüren, Alltag ist eingekehrt in München – und Alltag in einem Krimi muss man können.

Müde, satt und stumpf

Sicher, die gute Münchener Gesellschaft, die Protagonisten der Schickeria, die Liebe und die Eifersucht, all das wären Stofffetzen, mit denen sich ein unterhaltsamer Abend bestreiten ließe. Doch gerade in der bayrischen Landeshauptstadt muss man sich da an den Großen messen lassen – auch als Erfolgsserie. An Helmut Dietls "Rossini" etwa, an "Kir Royal", an Tatorten wie "Aus der Tiefe der Zeit" – Produktionen also, die scharf und gnadenlos die Gesellschaft aufs Korn nehmen. "Die Liebe, ein seltsames Spiel" dagegen wirkt müde, satt und stumpf.

An den Schauspielern derweil liegt es nicht. Feifel als Architekt ist vielleicht etwas zu erwartbar besetzt, doch er spielt diese Rolle gewohnt souverän, und auch Juliane Köhler als Hausärztin Andrea Slowinski oder Anna Schäfer als Psychologin Julia Stephan machen das richtig gut, von Hanna Scheibe als eifersüchtige Nicole Büchner ganz zu schweigen. Doch während dieser Krimi immer wieder mal so tut, als würden da Funken überspringen zwischen all den Männern und Frauen, die sich da gegenseitig belauern und belügen, springt zwischen Tatort und Zuschauer so gar nichts über.

Vor allem liegt das daran, dass sich "Die Liebe, ein seltsames Spiel" nicht entscheiden kann. Für einen Krimi fehlt diesem Fernsehfilm der Drive, viel zu wenig Rätsel gibt er dem Zuschauer auf, viel zu wenig Ehrgeiz legen die Kommissare an den Tag, die diesen Fall stattdessen nutzen, um ihrem Assistenten Kalli (Ferdinand Hofer) ein paar Grundlagen der Polizeiarbeit beizubringen. Vor allem aber findet in diesem Tatort kaum etwas statt. Die Kamera schwenkt uninspiriert in der Gegend umher und leistet sich zu viele entbehrenswerte Sequenzen, und statt aus dem Beziehungsgeflecht um Thomas Jacobi herum auch nur annähernd einen emotionalen Fall zu machen, bleibt dieser Krimi ebenso kühl und berechnend wie Jacobi selbst, alles wirkt kalkuliert, gedämpft, geregelt.

Eine herbe Enttäuschung

Nicht nur nach "Der Tod ist unser ganzes Leben" ist dieser Münchener Tatort damit eine herbe Enttäuschung. Dass kein Anschluss in der Handlung stattfindet, dass es keine Nachwehen gibt, sondern alles eitel Sonnenschein zu sein scheint, damit könnte man noch leben, wenn das Ergebnis denn wenigstens brauchbar wäre. Doch das mit einem solchen Fall der ehrwürdige Sonntagabend gefüllt wird, ist ernüchternd. Da freut man sich fast schon auf die Sommerpause, wenn die ARD hoffentlich ein paar gute alte Fälle wiederholt.

Das könnte Sie auch interessieren