Der Polit-Thriller erzählt die Geschichte einer argentinischen Mittelstandsfamilie, die auch nach dem Fall der Militärdiktatur munter weiter entführte und erpresste.
Arquímedes (Guillermo Francella) massiert seiner Frau liebevoll den Nacken. Dann trägt er den Teller auf einem Tablett weg, raunzt im Vorbeigehen seinen Sohn an, geht die Treppen in den ersten Stock hinauf und richtet seiner Tochter aus, dass das Essen fertig ist. Normaler Familienalltag – möchte man meinen. Doch dann wird das dumpfe Hämmern und Schreien, das aus dem Badezimmer dringt, immer lauter. Der Mafiafilm und Polit-Thriller "El Clan" (2015), den 3sat nun zeigt, deutet rudimentär an, was während der argentinischen Militärdiktatur Ende der 70-er und Anfang der 80-er passierte, und setzt den 30.000 verschleppten und misshandelten Menschen dieser schwarzen Epoche ein gelungenes Denkmal.
Der historische Arquímedes Puccio war einer jener Emporkömmlinge der Junta, die unter Deckung von Polizei und Militär Menschen entführten, Lösegeld erpressten und sie ermordeten. Nach dem Fall der Militärdiktatur mordete er so lange weiter, bis ihn die alten Militärs nicht mehr schützen konnten – eine düstere Geschichte, die Regisseur Pablo Trapero seit vielen Jahren beschäftigt. Traperos Spagat zwischen Genrespiel und Interesse an der detailversessen recherchierten historischen Begebenheit gelingt. Dokumentarische Fernseh- und Hörfunkausschnitte zeigen den politischen Hintergrund, vor dem "El Clan" spielt. Gleichzeitig zertrümmert der Film den Mythos vom lässigen Filmgangster. Die Puccios führen ein unscheinbares Leben. Keiner ahnt, wie sie ihr Geld verdienen.
Produziert wurde das so sehenswerte wie aufschlussreiche Werk unter anderem von Spaniens Regie-Altmeister Pedro Almodóvar ("Alles über meine Mutter", "Sprich mit ihr").