Es begann mit einer harmlosen Schürfwunde – doch sie heilte nicht wie gewohnt. „Ich war total irritiert. Es hat nicht geblutet, aber plötzlich lief da Flüssigkeit aus dem Bein raus. Da wusste ich: Irgendwas stimmt nicht“, erinnert sich der Betroffene aus meiner Sendung. Vor 13 Jahren wurde so durch Zufall festgestellt, dass er an einem Lymphödem leidet. Eine Ärztin bestätigte die Diagnose. Die Erkrankung ist bei ihm chronisch. Und führte dazu, dass die Wunde lange nicht heilte und er monatelang nicht arbeiten konnte.
Das Lymphsystem ist neben dem Blutkreislauf das zweite große Transportsystem des Körpers. Es sammelt überschüssige Gewebeflüssigkeit und transportiert sie über die Lymphbahnen ab. Ist dieser Abfluss gestört, kommt es zu Stauungen – wie bei dem Mann aus meiner Sendung. In seinem Fall hatte starkes Übergewicht das Lymphsystem geschädigt. Jahrelang litt er unter extremer Adipositas und brachte fast 200 Kilo auf die Waage. Nach einer Magenverkleinerung konnte er sein Gewicht erheblich reduzieren – doch das Lymphödem blieb. „Ich dachte, mit weniger Gewicht wird es besser – aber die Schwellung ist geblieben“, erzählt er. Sein Arzt, Dr. Tobias Bertsch von der Földiklinik in Hinterzarten, erklärt, dass Fettzellen das Lymphsystem direkt schädigen können. „Wenn zu viel Fettgewebe vorhanden ist, sondert es Hormone ab, die die Lymphgefäße schädigen. Die Flüssigkeit kann nicht mehr richtig abtransportiert werden – das Gewebe bleibt geschwollen.“ In schweren Fällen verhärtet sich die Haut, es entstehen Entzündungen und Infektionen.
Um das Lymphödem bestmöglich zu kontrollieren, ist der Betroffene regelmäßig in Behandlung – mehrmals im Jahr fährt er in die Földiklinik, um dort gezielt therapiert zu werden. Hilfe bringt eine Kombinationstherapie aus manueller Lymphdrainage, Kompression und Bewegung. Durch spezielle Massagegriffe wird die angestaute Flüssigkeit abtransportiert, Kompressionsverbände verhindern erneute Schwellungen. Doch am wichtigsten ist für Lymphpatienten, sich zu bewegen. „Das Lymphsystem hat keinen Motor wie das Herz – es funktioniert nur durch Muskelkontraktionen“, erklärt der Arzt des Betroffenen.
Sein Patient hat mit der Zeit gelernt, wie wichtig Bewegung für ihn ist. „Ich hätte nie gedacht, dass Sport so viel helfen kann. Aber wenn ich mich bewege, geht es mir einfach besser“, sagt er. Auch nach der Reha will er konsequent weitermachen. Denn für ihn ist klar: Ohne Bewegung würde sich das Lymphödem sofort wieder verschlechtern.