Vor ein paar Wochen kam ein frischgebackenes Elternpaar mit seiner kleinen Tochter in meine Sprechstunde. Das Kind war erst kürzlich zur Welt gekommen und wie alle Babys muss es noch seinen Wach-, Schlaf-, und Essensrhythmus finden. Nach der üblichen Vorsorgeuntersuchung fragte ich die beiden, wie sie mit ihrem Säugling klarkommen. „Gut, aber weil sie oft schreit, sind wir uns nicht sicher, ob wir ihr dann einen Schnuller geben sollen oder nicht“, antwortete der Vater.
Die „Schnullerfrage“ ist eine der häufigsten Fragen junger Eltern in meiner Praxis. „Säuglinge – der Name sagt es ja schon – haben ein großes Saugbedürfnis. Saugen beruhigt und tröstet sie, hilft beim Einschlafen und aktiviert das Verdauungssystem“, erklärte ich den jungen Eltern. „Wenn es Ihre Tochter mag, bieten Sie ihr den Schnuller an. Aber zwingen Sie ihr den Schnuller nicht auf“, riet ich den Eltern. Ein Schnuller beeinträchtigt auch nicht das Stillen, wenn sich das Stillen wie bei diesem Säugling schon gut eingespielt hat. Es kann sogar zu einer besseren Atmung des Säuglings führen, was das Risiko des Plötzlichen Säuglingstodes senkt. „Binden Sie Ihrem Kind aber auf keinen Fall den Schnuller um den Hals. Es macht gar nichts, wenn es den Schnuller im Schlaf verliert. Schnullerketten sollten höchstens an der Kleidung befestigt werden. Und auch nur, wenn das Kind unter Ihrer Aufsicht ist, also nicht nachts“, erklärte ich den Eltern.
Wichtig ist ebenfalls: Eltern sollten den Schnuller nicht ablutschen, bevor sie ihn dem Baby in den Mund stecken. Denn damit könnten Kariesbakterien übertragen werden. Außerdem sollten sie darauf achten, dass der Schnuller nicht zum ständigen Begleiter wird. Wenn das Kind älter wird, sollte er nur noch gezielt zum Trösten oder Einschlafen genutzt werden. So bleibt er etwas Besonderes und die Entwöhnung fällt leichter.
Mit den ersten Zähnchen sollte sich das Kleinkind vom Schnuller verabschieden. Das ist idealerweise mit acht bis neun Monaten, aber spätestens mit zwei Jahren. Es kann sonst zu Kieferfehlbildungen oder sogar Sprachentwicklungsstörungen kommen. Kleine Rituale helfen bei der Schnullerentwöhnung. Zum Beispiel kann der Schnuller an einen Schnullerbaum gehängt werden. Oder das Kind schenkt den Großeltern seinen Schnuller und alle sagen dann zusammen so etwas wie: „Tschüss, Nucki!“
Die Eltern hatten zum Schluss noch eine weitere Frage: „Wie finden wir den richtigen Schnuller?“ Ein Schnuller sollte deutlich unter zehn Gramm wiegen, weil er sonst die Muskeln zu stark beansprucht. „Das Lutschteil sollte aus Latex sein, weich und beweglich, klein, symmetrisch und flach, vorne schmal, damit das Kind den Mund schließen kann“, antworte ich.