„Kann ich trotz meiner Osteoporose problemlos eine künstliche Zahnwurzel implantieren lassen?“ Das fragte eine 67-jährige Rentnerin. Ich erklärte, dass dies grundsätzlich kein Problem sei. Allerdings erfordern fortgeschrittener „Knochenschwund“ und die somit erschwerten Implantationsbedingungen eine gründliche Vorbereitung. Voraussetzung ist ein möglichst dreidimensionales aktuelles Röntgenbild, das exakt den Zustand der Knochensubstanz an der betreffenden Stelle wiedergibt. Ebenso wichtig ist – neben einem guten allgemeinen Gesundheitszustand – eine ausreichende Kieferknochen-Substanz. Ist diese nicht gegeben, was mit fortgeschrittener Osteoporose vorkommen kann, lässt sich der fehlende Knochen mit künstlichen Ersatzmaterialien oder körpereigenem Gewebe aufbauen. „Glücklicherweise ist das bei Ihnen nicht erforderlich“, sagte ich der Patientin nach der Voruntersuchung. Implantate können laut Studien bei Osteoporose-Erkrankten so lange halten wie bei gesunden Menschen, also durchaus 20 bis sogar 30 Jahre. Voraussetzungen sind umfassende Vorsichtsmaßnahmen und gute Pflege. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Medikamente mit Knochenhärtungsmitteln eingenommen werden, sogenannte Biophosphonate. Diese können negative Auswirkungen auf Verlauf und Ergebnis einer Implantation haben.
Neben Osteoporose-Patienten fragen mich ebenso häufig Diabetiker nach Möglichkeiten und Risiken einer Zahn-Implantation. Die galt bei dieser Risikogruppe bis vor kurzem als undenkbar. Der Grund: Erhöhte Blutzuckerwerte können Entzündungen im Körper fördern und die Wundheilung verzögern – auch im Bereich von Zähnen und Kieferknochen. Doch inzwischen ist eine Implantat-Versorgung selbst bei Menschen mit hohen Zuckerwerten kein Problem – einige Vorsichtsmaßnahmen vorausgesetzt. Grundvoraussetzung für eine einwandfreie zahnmedizinische Versorgung bei Diabetes sind ein speziell ausgebildeter und erfahrener Implantologe sowie stabile Zuckerwerte des Patienten. Anderenfalls sind Komplikationen und ein Verlust der künstlichen Zahnwurzel nicht auszuschließen. Gegebenenfalls empfiehlt sich zuvor die Konsultation eines Diabetologen. Ebenso wichtig ist der Ausschluss einer akuten Parodontitis. Diese könnte die Einheilung der Implantate deutlich erschweren. Zudem belegen neuere Studien, dass sich Parodontitis negativ auf den Blutzuckerspiegel auswirken kann – schlimmstenfalls ist sie sogar Diabetes-Auslöser. Professionelle Zahnreinigungen sind ein weiterer wichtiger präventiver Schritt, um das bei Diabetikern erhöhte Risiko von Infektionen zu reduzieren. Empfehlenswert ist in der Regel zudem eine Vitamin-D-Kur zur Knochenbildung. Besonders wichtig ist eine umfassende Nachsorge inklusive regelmäßiger Kontrollen der Zahngesundheit und des Blutzuckerspiegels. Zahnimplantate kommen nicht in Frage, wenn bereits Folgeschäden des Diabetes an Netzhaut oder Nieren festgestellt wurden.