„Ich wollte einfach keinen Diabetes bekommen“, sagt die Betroffene aus meiner Sendung. Die Frau war stark übergewichtig, bewegte sich wenig, fühlte sich müde und unbeweglich. Ihre Zuckerwerte lagen seit Jahren im oberen Bereich. Als ihr Arzt die Diagnose Prädiabetes stellte, war für sie klar: Jetzt muss sich etwas ändern. Denn die Folgen von Prädiabetes können gravierend sein. Betroffene haben ein hohes Risiko, Typ-2-Diabetes zu entwickeln, außerdem kann es zu Nierenproblemen, Herzinfarkt oder Schlaganfällen kommen. Schätzungen zufolge leidet jeder Fünfte unter Prädiabetes. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes, eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Ursachen können genetische Vorbelastung sein, aber auch das Alter, Übergewicht oder Stress. Das Tückische: Die Krankheit bleibt oft lange unentdeckt.
Die Betroffene meldete sie sich bei einer Studie der Universitätsklinik Tübingen – und stellte ihren Lebensstil konsequent um. In der Studie wurden rund 1100 Menschen begleitet, deren Nüchtern-Blutzuckerwerte zwischen 100 und 125 mg/dl lagen – also erhöht, aber noch unterhalb der Diabetesgrenze. Zum Vergleich: Ein gesunder Nüchternwert liegt unter 100 mg/dl, ab 126 mg/dl spricht man von Diabetes. Professor Reiner Jumpertz von Schwartzenberg, Internist und Diabetologe an der Uniklinik Tübingen, erklärt: „Schon in dieser Vorstufe sehen wir typische Folgeerscheinungen wie erhöhte Entzündungswerte oder erste Schäden an Gefäßen.“ Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung des Zuckerstoffwechsels. Die Körperzellen reagieren zunehmend unempfindlich auf Insulin – das Hormon, das Zucker aus dem Blut in die Zellen schleust. Wird der Zucker nicht mehr aufgenommen, bleibt er im Blut und kann langfristig Gefäße, Nerven, Augen und Organe schädigen. Professor Andreas Birkenfeld, Studienleiter und Direktor der Klinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie in Tübingen, betont: „Darum ist es so wichtig, früh gegenzusteuern. In diesem Stadium kann man mit Lebensstilveränderungen oft mehr erreichen als mit Medikamenten.“
Die Betroffene begann, regelmäßig zu walken, stellte ihre Ernährung um – weniger Fett, mehr Gemüse – und nahm über 15 Kilo ab. „Man wird regelmäßig gewogen“, sagt sie. „Das hilft, dranzubleiben.“ Bei der MRT-Untersuchung zeigt sich: Ihr viszerales Fett – das besonders gefährliche Fett im Bauchraum – hat sich deutlich reduziert. Ihre Insulinempfindlichkeit ist wiederhergestellt, ihre Blutwerte haben sich deutlich verbessert. Heute fühlt sie sich fitter, beweglicher – und ist stolz auf das, was sie geschafft hat. „Ich will gesund bleiben. Und ich weiß jetzt, dass ich selbst etwas dafür tun kann.“ Mich hat ihre Geschichte sehr beeindruckt. Weil sie zeigt, wie viel möglich ist, wenn man früh hinschaut. Und weil sie Mut macht – all denen, die vielleicht gerade an genauso einem Punkt stehen.